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Einfach mal ein Bier in einer Sportsbar trinken

„Mülli“ in Vancouver: Möglichst normal leben und gut Fußball spielen

DENNIS KING
Thomas Müller bei der Ankunft in Vancouver
von DENNIS KING
Gerade spuckte der Toaster zwei Scheiben aus, die ich umgehend zu einem nahrhaften Käsebrot verarbeitete und verspeiste. Dabei schwirrten meine Gedanken wieder mal durch den Kosmos abertausender Society-Meldungen auf allen sozialen Kanälen. Halt machte ich bei einen kleinen Bericht über den Fußballer Thomas Müller, der (nachdem der FCB seinen Vertrag nicht verlängerte) nach Kanada, nach Vancouver, wechselte, um dort zu spielen.
Was für ein mega-sympathischer Typ, dieser „Mülli“. Da hätte der doch locker für hohe zweistellige Millionenbeträge bei irgendeinem Spitzenverein in Europa anheuern können, ging aber für weniger als ein Zehntel seines FCB-Verdienstes zu diesem (fußballmäßig) eher provinziell verorteten Verein, den Whitecaps.
Müller dachte sich wohl, dass er fürs Geld nicht mehr kicken musste (ausgesorgt hat er allemal), warum dann nicht dahin, wo der Fußball erst im Kommen ist?
Da gibts zwar nicht die Riesenknete, aber Fußball-Euphorie.
Und seit seiner Kindheit will der Thomas ja auch eigentlich nix anderes, als einfach schönen Fußball spielen.
In Kanada ist er nach zwei Wochen bereits ein Mega-Star, zur Feier seiner Ankunft wurde sogar eine Strasse nach ihm benannt, die Presse überschlägt sich mit Superlativen und Vancouver hat einen neuen Helden. Und Müller?
Der kommt am Airport an, gibt geduldig drei Stunden Autogramme und zieht dann mit der Fangemeinde in eine Sportsbar, um Hände zu schütteln.
Am nächsten Tag auf der Pressekonferenz bekommt Mülli seine Nummer 13 von dem Spieler, der sie bis dahin trug, übergeben, Mülli revanchiert sich sofort mit einer Lederhose für den guten Mann. Nahbar wie sonst nie läuft er durch Vancouver, geht einkaufen und lebt wie ein normaler Durchschnittsbürger. Lange wird das nicht funktionieren, weil Müller innerhalb von zwei Wochen da in Vancouver zu einer Art Nationalheiligtum gehyped wurde. Der Bayer ignoriert das aber vorerst, sonnt sich in der liebevollen Aufnahme durch Team und Fans und schießt natürlich im ersten Spiel das entscheidende Tor.
Ich habe keine Ahnung vom Fußball, ich war noch nie in Vancouver, und Thomas Müller habe ich auch noch nie getroffen.
Trotzdem ist mir der Typ in seiner basierten Haltung zum Ruhm und seiner unaufgeregten bayerischen Art sehr sympathisch. Einer, der sich nicht kaufen lässt, sondern das macht, wozu er Lust hat. Einer, der sich noch wie ein Kind über kleine Momente freuen kann. Einer, der jetzt den Kanadiern und Amis zeigen wird, was man so alles mit einem Fussball machen kann.
Der Mülli ist ein Guter!

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Klaus Kelle, Chefredakteur