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Die Stadt wurde als Ersatzziel ausgewählt
von MARTIN EBERTS Am 9. August 1945 wurde die Stadt Nagasaki von der Explosion der Atombombe in Schutt und Asche gelegt. Wie drei Tage zuvor in Hiroshima, tötete die Explosion zigtausende Menschen auf der Stelle; unzählige andere starben in den Wochen, Monaten und Jahren danach. Jene Tage markierten das Ende des Zweiten Weltkriegs, für viele Opfer aber den Anfang eines qualvollen Siechtums. Unter den Opfern der Bombe war eine sehr große Zahl japanischer Katholiken, denn Nagasaki war seit jeher das Zentrum des Christentums in Japan. Ein teuflischer Zufall? Die gelegentlich zu hörende Behauptung, Nagasaki sei gerade deshalb, als das Zentrum der japanischen Katholiken, zum Bombenziel geworden, gehört allerdings ins Reich der Legenden und Verschwörungstheorien. Das „primäre“ Ziel des B-29-Bombers, der am 9. August 1945 die Plutoniumbombe mit dem unschönen Spitznamen „Fat Man“ ins Ziel zu bringen hatte, war die Industriestadt Kokura am Nordende der Insel Kyushu. Aber diese wurde zu jenem Zeitpunkt von einer geschlossenen Wolkendecke dem Blick des Bombenschützen entzogen. Nagasaki, die nächste Stadt auf der Liste, wurde deshalb quasi wetterbedingt zum Ersatzziel. Außerdem hatte die Maschine technische Probleme mit der Kraftstoffversorgung und musste deshalb schleunigst zum Startplatz auf der Marianeninsel Tinian zurückfliegen – aber natürlich nicht mit der Bombe an Bord… Was zur Vernichtung Nagasakis führte, waren also gefühllose, kalte, technokratische Abwägungen, nicht eine antikatholische Verschwörung. Vergessenes Jubiläum In dem Stadtteil Urakami, über dem sich am 9. August 1945 gegen 11.00 Uhr eine verhängnisvolle Wolkenlücke öffnete, stand auch die Kathedrale von Nagasaki. Eigentlich hätte 2025 ihr hundertjähriges Jubiläum angestanden, war sie doch 1925 nach 30-jähriger mühevoller Bauzeit fertiggestellt worden. Die japanischen Katholiken – damals noch eine arme, ausgegrenzte Minderheit – hatten in geradezu übermenschlicher Anstrengung diesen eindrucksvollen Bau errichtet, nur mit Kleinspenden und größtem, aufopferndem Einsatz der Gläubigen. Dass dieses Projekt gelang, glich einem Wunder. Bei ihrer Weihe am 5. Dezember 1925 war die Kathedrale von Nagasaki die größte Kirche in Ostasien – ein eindrucksvolles Zeichen gelebter Frömmigkeit und der Universalität des katholischen Glaubens. Ein vergessener Held Die Urakami-Kathedrale stand nur ca. 500 Meter vom „Hypocenter“, dem „Ground Zero“ der Atombombe, entfernt; entsprechend vollständig war die Zerstörung. Und wiederum glich es für die Überlebendem einem Wunder, dass es gelang, aus den Trümmern der Kirche eine ihrer Glocken fast unversehrt zu bergen. Dass sie aufgefunden und geborgen wurde, ist vor allem einem Mann zu verdanken: Paul Takashi Nagai, einem schon zu Lebzeiten berühmten Arzt, dem Pionier der Radiologie in Japan. Er war ein frommer Katholik und ein „Hibakusha“, ein Überlebender der Atombombe; seine Frau gehörte zu den ersten Todesopfern. Und obwohl er selbst schwer leidend war, organisierte Nagai, nach der Versorgung unzähliger Verletzter, die Suche in den Trümmern der Kathedrale, die jene eine unversehrte Glocke zum Vorschein brachte. Sie wurde auf dem Trümmerfeld provisorisch aufgestellt und läutete wieder in der Heiligen Nacht 1945. Takashi Nagai war am Ende auch ein begnadeter Schriftsteller, dessen Werke nach dem Krieg weltweit in großen Auflagen verbreitet wurden, in vielen Sprachen, auch in der deutschen. „Die Glocken von Nagasaki“ ist der Titel seines wohl berühmtesten Werkes. Über die Jahre sind seine Bücher leider ein wenig in Vergessenheit geraten. Die Glocken von Nagasaki Die in der Nachkriegszeit, wiederum unter aufopfernder Beteiligung der katholischen Bevölkerung, wiedererrichtete, Ende 1959 fertiggestellte neue Urakami-Kathedrale ist kleiner und schlichter als der Vorgängerbau. Für einen vollständig originalgetreuen Wiederaufbau fehlten die Mittel. Ein besonderer Schatz ist seither jene Glocke, die so wunderbar aus den Trümmern der Kirche geborgen worden war. Sie fand ihren Platz in einem der beiden Türme der Kathedrale. Der Glockenstuhl des anderen Turms blieb leer – bis jetzt. Zur Gedenkfeier für die Opfer der Atombombe am 9. August 2025, genau 80 Jahre nach der tödlichen Atomexplosion, erwartet die Menschen in Japan eine ganz besondere Premiere: Zum ersten Mal wird wieder ein vollständiges Geläut von der Kathedrale erklingen – und zwar als Teil der Feierstunde am „Hypozentrum“, die im ganzen Land übertragen und auch weltweit online verfügbar sein wird. Ein besonders bedeutsames und anrührendes Detail ist es, dass die zweite Glocke, die dem Vorbild der ursprünglichen nachempfunden ist, aus den USA kommt. Sie hat nun ihren Platz im bisher leeren zweiten Glockenturm gefunden. Und das ist das Verdienst eines amerikanischen Wissenschaftlers. Ein Amerikaner in Nagasaki Dr. James L. Nolan Jr., Professor für Soziologie am Williams College in Williamstown, Massachusetts, hatte sich 2023 zu Recherchen für ein Buch längere Zeit in Nagasaki aufgehalten und u.a. diverse Interviews geführt. Die Anregung eines seiner Gesprächspartner, ob es nicht schön wäre, wenn Amerikaner für den Ersatz der fehlenden Glocke sorgten, hatte ihn nicht mehr losgelassen. Und so startete er jene bewundernswerte Initiative, die innerhalb erstaunlich kurzer Zeit die Mittel zum Gießen einer neuen Glocke und zu ihrem Transport nach Nagasaki zusammenbrachte. Die Glocke trägt den Namen der Heiligen Kateri Tekakwitha, der ersten heiliggesprochenen indigenen Amerikanerin. Dieser Heiligen ist ein Institut in Williamstown gewidmet, das beim Spendensammeln beteiligt war. Eine wundervolle Geste und eine sinnreiche spirituelle Verbindung… Prof. Nolans Interesse an Nagasaki ist im Übrigen nicht rein akademischer Natur, sondern hat auch einen persönlichen, biographischen Hintergrund. Sein Großvater war leitender Mediziner des „Manhattan Project“ in Los Alamos, wo die Atombombe entwickelt und der Typ der Nagasaki-Bombe zum ersten Mal getestet wurde.

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