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Das wirklich wichtige Buch über Angela Merkel

Der Aufstieg eines unbeschriebenen Blattes in die große Politik

Angela Merkel war keine Bürgerrechtlerin, wie fast alle ihre Biografen irgendwie nahelegen wollen. Aber sie sah, wie kaum ein anderer, in der Friedlichen Revolution und dem Vereinigungsprozess ihre Chance. Sie erzählte gern – auch mir – wie sie sich nach dem Mauerfall, als es ungefährlich wurde, …

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Darf man gefallener Soldaten jetzt nicht mehr gedenken?
Im Brandenburger Landkreis Dahme-Spreewald befindet sich ein Waldfriedhof, die größte deutsche Kriegsgräberstätte. Hier, in Halbe, sind 28.000 Menschen begraben – Soldaten der Wehrmacht und der SS, hingerichtete Deserteure, Zwangsarbeiter und ehemalige Gefangene des sowjetischen „Speziallagers“ Ketschendorf aus den Jahren 1945 bis 1947. Hier waren bis zu 20.000 Deutsche vom sowjetischen Geheimdienst NKWD interniert, darunter viele Jugendliche. 6000 von ihnen starben in diesem Lager, viele wurden später auf den Waldfriedhof umgebettet. In einer Nacht- und Nebelaktion hat die Gemeindeverwaltung von Halbe – unterstützt von der Polizei – am Freitag (27. Dezember) 5000 Trauerkerzen und zahlreiche Blumensträuße von den Gräbern abgeräumt und in einem Müllcontainer entsorgt. Auf Nachfrage der Märkischen Allgemeinen Zeitung (MAZ) bestätigte die Polizei, dass keine Straftat vorgelegen habe. Die Kerzen und Blumen waren auf den Gräbern offenbar von Angehörigen hier begrabener Menschen zwischen dem 22. und 25. Dezember verteilt worden im Gedenken an die Toten. Es habe keine Versammlung stattgefunden, wurden keine politischen Aussagen angebracht, und ein Bekennerschreiben habe es auch nicht gegeben. Insofern war die Gedenkaktion auch keine Störung der Totenruhe. Auf einer Facebookseite „Deutschlands Kriege und seine Soldaten 1813-1945″ heißt es: „Alle Teilnehmer der Aktion (…) distanzieren sich von jeglicher politischer Motivation, unsere Motive waren von Anfang an klar gesteckt. Von anderen Ländern übernommen, wollten wir ebenso unserer Vorfahren gedenken.“ Weiter heißt es: „Jegliche Kränze, Kerzen oder Spruchbänder mit eindeutigen politischen Zeichen sind NICHT von uns!“ Die LED-Grablichter seien mit privaten Spenden finanziert worden. Inzwischen wurde bekannt, dass die Gedenkaktion für die Gefallenen des Krieges nicht nur in Halbe, sondern auch auf den Kriegsgräberstätten in Spremberg, Demmin und Greifenhain stattfand. Auch in Spremberg wurden die Grabkerzen behördlicherseits abgeräumt. Eine offizielle Stellungnahme der Gemeindeverwaltung Halbe gab es bisher nicht. Im Gedenken an die Toten des Zweiten Weltkriegs hat es immer wieder offizielle Veranstaltungen auf dem Waldfriedhof Halbe gegeben auch vom Land Brandenburg. Zuletzt im vergangenen Jahr unter Einbeziehung der Bundeswehr. Das Gedenken erfolge „im Namen der Versöhnung über den Gräbern und unter dem Kreuz“, sagte damals Helge Klassohn, Kirchenpräsident der Evangelischen Landeskirche Anhalts in seiner Gedenkrede. Und der katholische Militärpfarrer aus Schwielowsee versicherte: „Gott kennt jeden Einzelnen beim Namen!“ Was also kann die Verantwortlichen der Gemeinde zu diesem unsensiblen und im Grunde empörenden Vorgehen gegen Angehörige von so vielen Todesopfern bewegt haben? Rechtlich gab es keinen Grund und keine Notwendigkeit für das brachiale Einschreiten unter Einbeziehung der Polizei. In Halbe redet man jetzt davon, dass es bis zum Jahr 2006 in der Gemeinde Aufmärsche rechter Extremisten gegeben haben soll, die zum „Heldengedenken“ aus der ganzen Bundesrepublik angereist seien. Vielleicht befürchten die Gemeindeoberen eine Wiederholung. Das wäre dann allerdings öffentlich zu erklären, so eine behördliche Aktion verstößt gegen jeden Anstand und ist ein Hohn gegenüber den jungen Männern und Frauen, die hier begraben liegen.
Inmitten fröhlicher Tänze wird eine Hakenkreuzfahne runtergelassen
Wenn Sie in Berlin ins Theater gehen, müssen Sie sich immer darauf einstellen, dass irgendwas mit Homo- und Transsexualität vorkommt. Das ist hier so. Klassik, bombastisch oder leichte Muse – irgendwann wird immer ein Schwuppen-Moment eingebaut. Urbanes Selbstverständnis und so, Wokistan pur. In Zeiten zunehmender AfD-Wahlerfolge, dem deutschen Kulturbetrieb ohnehin ein Graus, wird die Themenpalette nun erweitert. Um das Thema „Nazi“. Und besonders, wenn es um ein Stück geht wie gestern Abend die Premiere von „Berlin, Berlin“ im Admiralspalast an der Friedrichstraße in Berlin-Mitte. Dessen wechselhafte Geschichte beginnt 1863 als „Admiralsgartenbad“ mit Schwimmbassin und 26 Wannenbädern. Neubauten entstehen, Hotels, Cafés und Restaurants siedeln sich an, und das Bad ist in dieser Umgebung bald nicht mehr zeitgemäß. 1910 wird der Badetempel abgerissen, ein Jahr später entsteht an gleicher Stelle ein modernes Vergnügungszentrum mit einer großen Eislaufbahn, mit Bars, Kino und Kegelbahn. 1922 und 1923 erlebt der Admiralspalast unter seinem Direktor Herman Halter seine große Zeit mit glanzvollen Variete-Shows, mit Showtanzgruppen wie den legandären Tiller Girls. Hier tanzten Touristen und Intellektuelle, Ladenmädchen und Straßenjungs, als gäbe es kein Morgen mehr. Mit der Machtergreifung Hitlers – Sie ahnen es – wurde der Admiralspalast geschlossen, Weltstars wie Josefine Baker und Marlene Dietrich waren nicht mehr gern gesehen bei den neuen Machthabern, die Comedian Harmonists wegen jüdischer Ensemblemitglieder natürlich auch nicht. Auch sie setzten sich irgendwann dann in die USA ab. Von all dem erzählt „Berlin, Berlin“ Eine wirklich farbenfrohe Show über das Berlin der 20er Jahre mit allem, was man so gehört hat aus der Zeit. Selbst den jungen Bertold Brecht hat man in eine kurze Szene eingebaut, wohl damit das begeisterte Publikum „Denn der Haifisch, der hat Zähne…“ lautstark mitsingen konnte. Glitzernde kurze Paillettenkleidchen, heiße Melodien, schamlose Tänze und immer wieder deutliche Hinweise auf zügellose sexuelle Ausschweifungen. Man ließ ganz offenbar nichts anbrennen damals, nur wenige Jahre nach dem Ersten Weltkrieg. Ist das eigentlich zwangsläufig so? Dass man nach einer großen Tragödie erstmal die Sau rauslassen muss? Es scheint so, wie man ja auch in Johannes Mario Simmels großem Roman „Hurra, wir leben noch“ nachlesen kann. Die, die überlebt haben, lassen es krachen, auch sexuell und wenig katholisch. In Simmels Roman wird beispielsweise über eine Sexualpraktik geschrieben, die Experten als „Chinesische Schlittenfahrt“ bezeichnen. Der Protagonist des Romans, „Jakob Formann“, erlebt in dem Buch bei einer Prostituierten namens Yün-Sin in einem Bordell in Antwerpen bislang ungeahnte „Gipfel der Ekstase“, als er aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft wieder in die Heimat zurückkehrte. Aber wie auch bei „Cabaret“ – irgendwann ist der Spaß vorbei. Irgendwann kommt das Nazi-Thema, und im Grunde ist es richtig, dass man die 20er Jahre in Berlin nicht nur als heile Welt darstellen sollte oder als Sündenpfuhl mit Kokain-Missbrauch, Orgien und Schwarzmarktgeschäften. Irgendwann, zehn Minuten vor Ende der Vorstellung gestern, nach einer bunten, schrillen Tanzszene, wird plötzlich eine große Hakenkreuzfahne auf der Bühne heruntergelassen, hinter Leinentuch die Schatten von Menschen und aus dem Off eine Stimme, dann mit Schauspielern und ernster Miene, die uns fragen: Wie konnte das passieren? Und klar, wir alle – gemeint waren die damals – haben sich nicht gewehrt, haben tatenlos zugesehen, als die Menschenschinder und Rassisten die Macht übernahmen. Auch das ist historisch durchaus haltbar, denn das bräsige Bürgertum verliert immer. Einfach, weil es ein bräsiges Bürgertum ist. Aber als die Schauspieler dann auf der Bühne beklagen, auch heute seien wir wieder so weit wie in den 20ern in Berlin, „in Reinickendorf, in Steglitz, in Charlottenburg“, überall seien sie auch heute wieder, das war grotesk. Und ich dachte spontan: Habe ich da etwas verpasst? Ist die NSDAP jetzt wieder erlaubt und strebt nach der Machtübernahme? Oder meinen die Helden auf der Bühne etwas anderes, so kurz vor der nächsten Bundestagswahl?
Armut und Leid auf Berlins Straßen
Im Roman „Gespenster wie wir“ greift der Schriftsteller Stefan Meetschen aktuelle Ideologien auf, die in Europa en vogue sind. Was der 55-Jährige über das Deutschland des Jahres 2024 denkt, erzählt er mir bei einer persönlichen Begegnung in der Hauptstadt. Meetschen trägt dunkle Kleidung. Ich sitze ihm in einem Restaurant am Ludwigkirchplatz im Berliner Stadtteil Wilmersdorf gegenüber. Wir trinken Kaffee Americano. Nicht weit von hier, hat er eine Wohnung. „Eine Wohnung, aber kein Zuhause“, betont Stefan. Fast 20 Jahre lebt er in Polen, seit Jahresbeginn arbeitet er wieder als Journalist in Berlin. In der Stadt, in der er Anfang der 1990er Jahre studiert hat. „In einem fernen Jahrhundert“, wie Meetschen selbst sagt. Mit ironischem Augenzwinkern. Doch seine Standard-Mimik ist ernst, nachdenklich. Die Mimik eines Beobachters und Zuhörers, der kein Problem damit hat, sich zurückzunehmen. Anderen zuzuhören, zuzuschauen. Was dabei rauskommt, kann man in seinem aktuellen Roman „Gespenster wie wir“ lesen, der autobiographisch gefärbt ist: „Wobei die erfundenen Dinge mir viel realer vorkommen, als die Dinge, die ich von der Wirklichkeit übernommen habe.“ Geheimniskrämerei auf intellektuellem Niveau? Nein, nein, sagt Meetschen, das sei schon ernst gemeint. Die Kraft der Verwandlung sei wichtig in der Literatur. In dem Roman „Gespenster wie wir“ geht es um Albert Simon, einen Filmregisseur aus dem Ruhrgebiet, der schon lange in Polen lebt, aber zu Besuch bei einer Tante in Duisburg spürt, dass er einen Film über seine verstorbenen Eltern drehen muss, um seine Flucht vor der eigenen Herkunft zu beenden. Dabei gerät er in ein Heer von Widerständen. Am Ende kommt der Film in Alberts Warschauer Lieblingskino und bringt Menschen zusammen, die wie Albert einen neuen Weg gefunden haben. „Ich möchte mit meinem Roman zeigen, dass alles miteinander verbunden ist. Was wir tun, was unsere Familienmitglieder vor 50 oder 100 Jahren gemacht haben. Alles hat Folgen für uns selbst und unsere Mitmenschen“, sagt Meetschen. Dabei unterscheidet er nicht zwischen religiöser, psychologischer oder politischer Dimension: „Alles hängt miteinander zusammen.“ Und wie groß sind die Ähnlichkeiten zwischen Stefan Meetschen und Albert Simon? Natürlich sei Polen, das Land, in das er ausgewandert ist, ein verbindendes Element zwischen Held und Autor, so Meetschen. Es habe ihm aber auch Spaß gemacht, dem Regisseur Albert „ein paar böse Züge und Probleme“ zu verleihen, damit dieser als Held komplexer werde. Liebesaffären, Rufmord-Kampagnen. „Einen Leihwagen, um damit eine gute Figur zu machen, wie Albert es tut, habe ich mir auch noch nicht bestellt“, sagt Meetschen und lächelt. Auf einer tieferen Ebene sage Albert aber sicher viel über ihn aus – das existenzialistische Ringen bei religiösen Themen zum Beispiel oder seine kritische Haltung zu Ideologien aller Art. „Da ist er mir sehr nah.“ Tatsächlich findet man in dem Roman einen ganzen Blumenstrauß hochaktueller Themen wie die MeToo-Debatte, die Gender-Diskussion, Klimaschutz, Nationalismus und LGBTQ-Rechte und nicht zuletzt den Konflikt zwischen Russland und der Ukraine, der 2014/15, dem Handlungszeitraum des Romans, mit der Krim-Annexion langsam warm wurde. Stefan Meetschen hat zu den meisten behandelten Themen, wie er sagt, eine „komplexe Haltung“ Er gibt zu, mit der „Reife des Alters“ bei Beurteilungen „unsicherer“ zu werden. Im Unterschied zu früheren Jahren, als er genau zu wissen meinte, was richtig und falsch, Gut und Böse sei. Deshalb mache ihm das Schreiben von Romanen so viel Freude. „Ich kann meine Vielschichtigkeit, die jeder Mensch hat, schonungslos auf dem Papier ausleben. Das ist Freiheit.“ Was er schreibe, diene allein dem Zweck, eine Geschichte, die sich in ihm entwickle, so berührend wie möglich zu erzählen. Dies gelinge aber nur, wenn sie „ausreichend Interpretationsspielraum“ lasse – und ihn die Figuren beim Schreiben „überraschen“ können. Die Notwendigkeit, Albert in die Ukraine reisen zu lassen, habe sich zum Beispiel erst beim Prozess des Schreibens herauskristallisiert. Und wie fühlt es sich für Stefan Meetschen an, nach so langer Zeit im Ausland die größte Zeit des Jahres wieder in Deutschland, in Berlin zu sein? „Ich habe dieses Jahr in Berlin die Möglichkeit gehabt, vielen interessanten Menschen zu begegnen“, antwortet Meetschen. „Autorenkollegen, Künstlern, Politikern, sozial Engagierten. So bin ich in viele deutsche Konflikte und Probleme quasi reinkatapultiert worden.“ Das sagt er langsam, jedes Wort genau abwägend, wie ein Diplomat. Was ihn wundere, sei, wie „fast schon taumelnd“ die liberalen Demokratien Europas der Rückkehr „alter ideologischer Gespenster“ begegneten. „Mit Menschen, die gar nicht dicht genug an Putin heranrobben können, kann man nicht demokratisch zusammenarbeiten“, ist Meetschen überzeugt. Entsetzt ist er über den „weitverzweigten Antisemitismus“ im Kultur-, Wissenschafts- und Politikbetrieb. Viel zu lange habe man den Antisemitismus in Deutschland als allein rechtes Phänomen betrachtet, findet er. Das sei er auch, aber nicht nur. „Die Abgründe des linken und islamistischen Antisemitismus sind in diesem Jahr transparent geworden.“ Ansonsten, so Meetschen, sei er auch nach so vielen Monaten darüber erschüttert, wieviel Armut und menschliches Leid ihm in der U-Bahn und auf den Berliner Straßen begegne. „Es macht mich traurig und zornig.“ Egal ob es sich um Menschen mit Migrationshintergrund oder Einheimische handele. All diese Menschen seien „Opfer falscher politischer Versprechungen“ geworden. Wie sehr sich die christlichen Verbände wie Diakonie und Caritas für diese Menschen und ihr Unglück engagieren, beeindruckt ihn. Wichtig sei es aber, der Gesellschaft als Ganzes neue Ziele zu geben. Welche zum Beispiel? „Selbstvertrauen und Innovationskraft auf den globalen Märkten, Kriegstauglichkeit in Einheit mit den europäischen Partnern und der NATO, dazu ein neues Wir-Gefühl, das nicht auf die Hautfarbe schielt, dafür kompatibel mit Vernunft und Verlässlichkeit ist.“ Irgendwie ein cooler Typ, dieser Stefan Meetschen. In all seiner Vielschichtigkeit. Seine Bücher finden Sie hier  
Besser nicht die falschen Witze machen!
Es gibt in der englischen Sprache eine schöne Redewendung, die tölpelhaftes, grob ungeschicktes Verhalten bezeichnet: To drop a brick (einen Ziegelstein fallen lassen). Eine herrliche Metapher! Man kann sich das gut vorstellen: in einem edlen, stillen Ambiente plötzlich ein hässlicher Krach, ein aufschreckendes Poltern, und alle schauen sich betreten um. Wie peinlich! Zum Fremdschämen! Als in den dreißiger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts der berüchtigte Joachim von Ribbentrop die Rolle des deutschen Botschafters in London übernommen hatte, erwarb er sich durch peinliches, undiplomatisches Verhalten schnell einen passenden Spitznamen: Ambassador Brickendrop. Auch wenn das damals keine lustigen Zeiten waren, der trockene britische Humor brachte es auf den Punkt, und noch heute muss man über die treffende Formulierung schmunzeln. Auch wir leben in nicht-witzigen Zeiten, aber Humor ist in der deutschen Politik ohnehin, selbst unter den glücklichsten Bedingungen, ein selten gesichteter Zugvogel. Man kann schon verstehen, dass die Briten früher spöttelten, das dünnste Buch der Welt habe den Titel „500 Jahre deutscher Humor“. Das klingt ein wenig spitz, hat aber seine Gründe. Doch muss man nicht verzweifeln, denn erstens gilt das mit der Humorlosigkeit nur für die Politik, und zweitens gibt es dafür im politischen Raum unseres Landes einen großartigen Ersatz in der Form des unfreiwilligen Humors. Wunderbare Beispiele dafür liefern Vertreter aller – aber wirklich ausnahmslos aller – Parteien in  Deutschland. Manche können das sogar ohne ein Wort zu sagen. Ein schalkhafter Chronist verglich einmal die Vorsitzende einer früheren Volkspartei wegen ihrer permanenten Sauermiene mit einer „sadistischen Gemeinschaftskundelehrerin“. Das ist schon recht heftig und zeigt im Vergleich zum feinen britischen Humor, wo bei uns Deutschen das Problem liegt. Wir sind selbst in der Satire zu bitter und irgendwie humorlos. Eine Meisterin der Kunst des Unfreiwilligen ist auch die Bundesministerin des Auswärtigen, was sie inzwischen auf ausnahmslos allen bewohnten Kontinenten des Planeten bewiesen hat. Aber vergessen wir einmal, wenn wir können, die kleinen Ausrutscher sprachlicher Art wie  360-Grad-Wenden und chemische Kobolde. Im Grunde versteht ja in Wirklichkeit doch jeder was sie eigentlich sagen wollte. Auch wenn sie mal so klingt, als habe sie den Krieg erklärt oder wolle deutsche Truppen in Marsch setzen. Wir wissen schon: nicht so gemeint! Entwarnung also! Frau Baerbock wird in ihrem Amt gut abgeschirmt gegen Spott und Unbotmäßigkeit. Alle reden nur mit gedämpfter Stimme und anerkennend von der Frau. Aber sie selbst teilt doch gern kräftig aus und wirft – im übertragenen Sinne natürlich – schon mal mit Ziegelsteinen. Einen kriegte neulich der Papst bei der Klimakonferenz in Baku ab, weil er sich weigerte, das von ihr geliebte Gender-Paket zu unterschreiben. Zur Strafe stellte sie ihn öffentlich in eine Reihe mit Russland, Iran und diversen Schurkenstaaten. So ganz nebenbei beleidigte sie damit auch noch andere Delegationen, die ebenfalls Bedenken oder abweichende Meinungen geäußert hatten. Peng! Der umstrittene Passus der Abschlusserklärung hatte zwar rein gar nichts mit Klima zu tun, sondern vor allem mit der Förderung totaler Abtreibung; das ist in Deutschland verfassungswidrig, wird aber von Frau Baerbock weltweit ungeniert propagiert, weil sie meint das sei feministisch. Deshalb muss das natürlich auch bei Klimaverhandlungen mit rein. Noch beeindruckender als ihr globaler Feldzug für Gender und Abtreibung ist natürlich ihr Trouble Shooting an den richtig brennenden Konfliktherden der Welt. Deshalb – so hat sie ja der amerikanischen Presse vertrauensvoll bekannt – kann sie auch nicht Bundeskanzlerin werden. Man braucht sie halt als „Chefdiplomatin“, um Frieden zu stiften. Deshalb auch ganz aktuell ihr Acht-Punkte-Plan für Syrien. Der liest sich so, als sei er das Produkt der Gemeinschaftskundearbeit einer Abiturklasse: Erst mal richtig Waffenruhe halten! Alle sollen mitmachen! Milizen und Armee vereinigt euch! Das Land schön zusammenhalten! Richtig gute Wahlen auf allen Ebenen! Und so weiter… Ach ja, und Syrien soll auch bitte kein Spielball der Mächte werden. Echt jetzt! Das wäre ja noch schöner! Und vor allem keine Abschiebungen dahin, bevor Frau Baerbock nicht grünes Licht gegeben hat! Es sind gar nicht die einzelnen Punkte des Baerbock-Plans allein, die unfreiwillig komisch wirken; es ist auch die Präsentation durch Frau Baerbock. Es kommt eben darauf an, wie man einen Witz erzählt! Wie man hört, ist im Auswärtigen Amt der Sinn für Humor insgesamt eher rückläufig. Die dortigen Beamten sind traditionell besonders loyal und haben noch jeder Amtsleitung treu gedient. Aber unter Frau Baerbocks Leitung reicht das nicht mehr. Da muss der treue Diplomat vorauseilend feministische Gesinnung zeigen oder simulieren, um überhaupt noch Gehör zu finden. Wohlgemerkt: es geht nicht mehr nur um Karriere,  sondern darum, überhaupt zu Wort zu kommen und etwas Sachliches beitragen zu können. Wer nicht die richtige Gesinnung beweist, dem hört man gar nicht mehr zu. Das ist neu. Noch in ihrem ersten Jahr hörte Frau Baerbock klugerweise auf die Eingaben der Arbeitsebene. Mittlerweile wird dort zwar nicht schlechter gearbeitet, aber vieles kommt einfach nicht durch den Polit-Filter der Leitungsebene. Eine Schwadron grüner Rachegöttinnen sorgt dafür, dass es keine falschen Töne gibt, egal ob sachlich begründet oder nicht. Das fängt an zu wirken, fördert Selbstzensur und Klappehalten. Geht man während der Mittagspause durch die Kantine des AA, dann stellt man fest, wie schnell manche Zwiegespräche verstummen, sobald jemand in Hörweite vorbeigeht. Besser auch nicht die falschen Witze machen! Dabei käme mangels englischen Humors sowieso niemand auf die Idee, Annalena Baerbock als Fräulein Schießdenbock zu bezeichnen.  
Von unserer Unfähigkeit, das eigene Land hochleben zu lassen
Vor dem Bürgeramt bei uns im Ort hängt am Morgen schlaff eine schwarz-rot-goldene Fahne am Mast. Beim Nachrichtenüberblick in der Frühe erfahre ich, dass Russland in der Nacht 100 ukrainische Drohnen abgeschossen haben will. Das „Marburg-Virus“ wurde in Hamburg doch nicht gefunden, und die pro-palästinensische Huthi-Terrormiliz greift Tel Aviv mit Drohnen an. Freunde, heute ist TAG DER DEUTSCHEN EINHEIT Unser Nationalfeiertag. In Frankreich und den USA sind an deren Nationalfeiertagen Hunderttausende auf den Straßen, Feuerwerk, Grillfest, Paraden, Schulchöre, die vor wehenden Nati…
Kulturelle Hegemonie: Cancel Culture ist alltäglich in Deutschland
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Die Welt sagt Au revoir zu Alain Delon. Seit der Todesnachricht vom vergangenen Sonntag erinnern internationale Zeitungen und Zeitschriften an die Filme, Frauen und Affären des großen französischen Mimen, der aus seiner Nähe zu rechten Politikern wie Jean-Marie und Marine Le Pen nie einen Hehl ma…

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