Von der Doofheit in einer intellektuellen Parallelwelt
von KLAUS KELLE
Ich bitte Vorab um Entschuldigung, dass ich Ihnen an dieser Stelle noch einmal Spiegel-Online (SPON) innerhalb von nur einer Woche zumuten muss. Die waren ja die ersten, die das System mit den täglichen Kommentatoren einführten, das inzwischen viele andere Medien kopiert haben…wir auch.
Nun muss man erinnern, dass die Marke „Spiegel“ für Jahrzehnte in Deutschland für Qualitätsjournalismus stand, und ich finde, in der gedruckten Ausgabe ist das oft noch feststellbar. Seit ich 18 Jahre als war, lese ich den „Spiegel“, oft mit Genuss. Aber unter „Spiegel“ läuft auch das Online-Portal gleichen Namens, und die Zusammensetzung der Kolumnisten dort ist mir ein echtes Rätsel – mit Ausnahme von Jan Fleischhauer und Sascha Lobo. Aber wer um alles in der Welt gibt einer Margarete Stokowski wöchentlich eine Kolumne, die von Aussagekraft und Diktion jeder mittleren Schülerzeitung zur Ehre gereichen würde? Nicht dass Sie mich falsch verstehen: die Dame kann von mir aus jeden Tag drei Kolumnen schreiben. Ich muss es ja nicht lesen. Aber was machen die verantwortlichen Redakteure von SPON eigentlich beruflich? Liest das keiner vor Veröffentlichung? Ist das eine Selbsthilfegruppe?
Sie verstehen nicht, was ich meine? Dann möchte ich Ihnen auch noch Sibylle Berg vorstellen, die an den Buffets von Vernissagen in Deutschland einen gewissen Stellenwert gewonnen hat, und ebenfalls SPON-Kolumnistin ist. Auch eine SPON-Intellektuelle. Diese Leute da gelten ja gemeinhin als besonders klug, sonst würden sie nicht ihre Sicht der Dinge dort verbreiten dürfen. Aus Frau Bergs aktueller Kolumne einfach mal kommentarlos zitiert:
„Kommen die Konservativen an die Macht, geht es den Frauen immer schlechter.“
„Fast unbemerkt wachsen in vielen europäischen Ländern nationalistische Diktaturen, werden stärker und wuchern in unfassbarer Dummheit und Primitivität.“
„Frauen sind ja auch nicht der Bringer, schau nur: die nationalpopulistischen Führerinnen, die deutschen Nazidamen, die Trumpwählerin, oder all jene, die in Erwartungen von Männern funktionieren.“
„…am Ende haben wir ein ungeheures Manko in der Welt, die wieder Gefahr läuft, eine von männlicher Eitelkeit dominierte zu werden: Wir haben eine Vagina.“
Super, oder? In was für einer Welt lebt Frau Berg, in was für einer Welt leben einige der anderen großen Denker bei SPON? Meinen sie das, was sie schreiben wirklich ernst? Es ist zu befürchten: Ja.
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Klaus Kelle, Chefredakteur