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Trumps Rede am 6. Januar 2021 wurde „bearbeitet“

„Falsch, verleumderisch, verunglimpfend und hetzerisch“ – nach Trump-Beitrag zerbröselt der letzte Rest an Reputation der BBC

KLAUS KELLE
Firmenschild der BBC in London

Die britische Rundfunkanstalt BBC wird von einem echten Skandal erschüttert. Ausgerechnet der weltweit als mustergültig und neutral geltende öffentlich-rechtliche Sender hat bei der Berichterstattung über den amerikanischen Präsidenten Donald Trump manipuliert und sieht sich jetzt vermutlich einer Milliardenklage gegenüber.

In einem Brief von Trumps Anwalt Alejandro Brito verlangt der US-Präsident die Rücknahme eines BBC-Beitrages mit Aussagen Trumps, die „falsch, verleumderisch, verunglimpfend und hetzerisch“ seien. Trump erwarte eine Entschuldigung und eine Entschädigung vom Sender.

Warum die Aufregung?

Hauptkritikpunkt ist der Zusammenschnitt einer Rede Trumps vor seinen Anhängern in Washington DC am 6. Januar 2021, dem Tag, an dem sein demokratischer Nachfolger Joe Biden offiziell zum Präsidenten erklärt werden sollte (und wurde). In dem Beitrag in der BBC-Sendung „Panorama“ sind Ausschnitte aus Trumps Rede so zusammengeschnitten und gesendet worden, dass der Eindruck entsteht, Trump selbst habe die Menge aufgerufen, zum Capitol zu ziehen und die Ernennung Bidens zur Not gewaltsam zu verhindern. Genau das versuchten einige Hundert Randalierer später tatsächlich, die Bilder gingen um die Welt, bei dem Gewaltausbruch wurden fünf Menschen getötet.

In dem „Panorama“-Beitrag der BBC-Sendung wurden dabei drei Zitate aus zwei Abschnitten von Trumps Rede zusammengefügt, die aber tatsächlich in seines Rede im Abstand von fast einer Stunde fielen. Danach wirkte es aufrührerisch. Den Teil seiner Rede, in der Trump seine Anhänger deutlich dazu aufrief, friedlich zu bleiben…schnitt die BBC einfach raus. Mehr Manipulation geht kaum.

Nachdem mehrere Medien über den Vorgang berichtet hatte, erklärten BBC-Senderchef Tim Davie und Nachrichtenchefin Deborah Turness am Sonntagabend ihren Rücktritt.

Ins Rollen kamen die Vorwürfe, als die Tageszeitung „The Telegraph“ über ein internes Memo berichtete, das ihr zugespielt wurde. Darin wurden Bedenken bezüglich der gebotenen Neutralität bei der BBC über diesen Beitrag formuliert.

Die BBC wurde nach der Veröffentlichung mit einer Welle an Protestmails überschwemmt

Darin äußerten viele Zuschauer auch grundsätzliche Kritik an der BBC, die bei der Berichterstattung über den Gaza-Krieg oder bei Gender-Themen schon zuvor erkennbar jede Zurückhaltung und Neutralität hatte vermissen lassen – so, wie das auch bei den deutschen Grundversorgungsanstalten oft der Fall ist.

BBC-Aufsichtsratschef Samir Shah übernahm dann die Aufgabe, sich gegenüber der Öffentlichkeit in einem ausführlichen Brief zu entschuldigen. Die Aufbereitung der Rede Trumps am 6. Januar 2021 habe „einen falschen Eindruck vermittelt“. Die BBC gebe zu, „dass die Art und Weise, wie die Rede bearbeitet wurde, den Eindruck eines direkten Aufrufs zu gewaltsamen Handlungen erweckt hat.“

Trump dankte noch am Sonntag in einem Post auf seiner Online-Plattform „Truth Social“ dem Telegraph für die Aufdeckung der Missetaten „korrupten Journalisten“. Trump wörtlich: „Das sind sehr unehrliche Menschen.“

Zu Wort meldete sich auch der populäre „Brexit“-Streiter Nigel Farage von der konservativen Partei „Reform UK“. Die BBC, so seine Ansicht, berichte seit Jahrzehnten voreingenommen.

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Klaus Kelle, Chefredakteur