Mein erwartbarer Shitstorm, der harte Lockdown und ein Minister unter Generalverdacht
Liebe Leserinnen und Leser,
unser aktueller Aufmacher verspricht nicht nur sehr gute Klickzahlen, sondern auch jede Menge Stress. Aber das musste mal gesagt werden, auch wenn es dem Wohlgefühl einer Fit-for-Fun-Gesellschaft zuwiderläuft. Genau darum machen wir dieses ambitionierte Zeitungsprojekt ja, um Dinge auszusprechen, auch wenn sie dem Mainstream dieser Gesellschaft nicht gefallen. Zweifellos werde ich üble Beschimpfungen erhalten, das kenne ich von früheren Veröffentlichungen zu diesem Themenkomplex, und ich werde auf jeden Fall als „homophob“ geschmäht werden und als lustfeindlich, im besten Fall als Spielverderber, als…Schnappatmung…Schnappatmung…Katholik sogar. Wenigstens das stimmt.
Dabei geht es in dem Text überhaupt nicht um Homosexualität. Es geht um Freiheit, um Meinungsfreiheit, um das Recht eines jeden Bürgers, so zu leben, wie er oder sie oder was auch immer das für sich entscheidet. Und wenn diese Gesellschaft Besuche im Swingerclub als etwas Normales betrachtet, dann ist das eben so, bringt ja auch Quote auf RTL 2. Nur der Spaß hört da auf, wo mich die Supertoleranten anschreien, ich solle mal toleranter werden. Wo sie Mütter schmähen, die ihre Kleinkinder im ersten Jahr selbst zu Hause erziehen wollen, bevor sie wieder in die Produktion überstellt werden, wo man Mütter als „vergeudetes Potential“ beleidigt – so wie Angela Merkel es tat, als es ums Betreuungsgeld ging. Mütter…vergeudetes Potential. Aber wir sind ja tolerant.
Swingerclub normal im Namen der Toleranz, Zölibat seltsam und verdammenswürdig – so läuft das nicht. Jedenfalls in einer Gesellschaft, die zu jedem und allen sagt: Warum denn nicht?, statt danach zu fragen, was richtig oder falsch ist. Ein Freund von mir ist Priester, Pater in einem katholischen Männerorden. Er war Musiker, hatte eine Lebensgefährtin und verspürte eines Tages „den Ruf“. Er entschied sich aus freiem Willen, fortan auf Frauen und Kinder zu verzichten und sein Leben in den Dienst seines Glaubens zu stellen. Das muss man nicht mögen, man kann den Glauben als altmodisch, überholt, ja als Unsinn ansehen. Aber wer hat das Recht, diesen Mann, zu schmähen dafür, welchen Weg er für sich gewählt hat? Warum muss er heiraten müssen, wenn er es gar nicht will, es ihm nicht wichtig ist? Und wer von denen, die niemals akzeptieren würden, dass ihnen die Kirche vorschreibt, wie sie leben sollen und die niemals selbst einen solchen Weg für sich in Betracht ziehen würden, hat das Recht, anderen Menschen Vorschriften zu machen, was gut oder richtig für sie ist? Mein Beitrag dreht sich nicht um Homosexualität, sondern um Freiheit. Um Freiheit! Freiheit! Freiheit! Bunte Vielfalt? Gern, aber dann auch für alle.
Heute wird die verfassungsrechtlich nicht vorgesehene Gesprächsrunde von Frau Merkel und den Länderchefs die Verlängerung des harten Lockdowns um vier Wochen beschließen. Wir alle müssen uns darauf einstellen, immerhin dürfen wir demonstrieren dagegen, wenn wir damit klarkommen, dass wie danach fortan eben Reichsbürger, Querdenker und Rechtsradikale sein sollen.
Und nun noch Jens Spahn, der Gesundheitsminister, der zu Beginn der Corona-Krise in Umfragen zum beliebtesten Politiker Deutschlands avancierte. Inzwischen ist nur noch Absturz um ihn herum, Masken-Chaos, Impf-Chaos und dann auch noch die Millionenvilla mitten in einer Zeit, in der Existenzen wegen seiner Politik zerstört werden, Menschen arbeitslos werden und Eltern verzweifeln, weil die Schulen geschlossen bleiben. Heute Nachmittag lief über die Ticker die Meldung, dass der Lebenspartner von Spahn für eine Firma arbeitet, die ans Ministerium, dem Spahn vorsteht, 570.000 FFP2-Masken für zusammen 909.451,86 Euro geliefert hat. Wir haben das als Eilmeldung rausgegeben, aber nichts weiter dazu gemacht, obwohl auf Twitter der Hashtag #spahnruecktritt mit 14.100 Tweets gerade weit vorn ist im Trend.
Doch die Faktenlage gibt es einfach nicht her, auch wenn man einen Rücktritt mit anderer Begründung sicher fordern könnte. Die Faktenlage hier ist nämlich wie folgt:
Spahns Mann Daniel Funke arbeitet als Lobbyist und Büroleiter der Burda-Repräsentanz in Berlin.Und Burda konnte die Masken liefern, als FFP2-Schutzmasken dringend gebraucht wurden. Burda wollte helfen, Daniel Funke war in keinster Weise an dem Deal beteiligt, er habe nicht einmal davon gewusst, teilte Burda am Nachmittag mit.
In der Aufstellung fürs Ministerium ist das Maskengeschäft als „Direktbeschaffung“ ausgewiesen, das heißt, es ist ohne Ausschreibung zwischen dem Ministerium und der Firma Burda vereinbart worden. „Ziel war es, die Versorgungsengpässe so schnell wie möglich zu beseitigen“, heißt es im Schreiben des Gesundheitsministeriums über die damaligen Maßnahmen der Direktbeschaffung. Die Burda GmbH habe den Angebotseingang „nach einem standardisierten Verfahren zu marktüblichen Preisen geschlossen und abgewickelt“. Es sind keinerlei Provisionszahlungn an irgendeiner Stelle geflossen, zumindest bisher nicht nachweisbar. Warum also sollte Jens Spahn wegen dieser Masken-Beschaffung seines Ministeriums zurücktreten? In einem Rechtsstaat gilt die Unschuldsvermutung für jeden. Auch für Bundesminister.
Mit herzlichen Grüßen,
Ihr Klaus Kelle
Neueste Früher Vogel
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Klaus Kelle, Chefredakteur