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Wie werden Trump und Putin reagieren?

„Operation Spinnennetz“: Wie die Ukraine mit einem Angriff die strategische Bomberflotte Russlands stark dezimierte

KLAUS KELLE
Massive ukrainische Drohnenattacken gegen russische Flughäfen.

Den ukrainischen Streitkräften ist mit einer lange vorbereiteten Kommandoaktion ein schwerer Schlag gegen vier Militärflughäfen der Russischen Föderation gelungen. Dabei wurde nach erste Analysen etwa ein Drittel der strategischen Bomberflotte Putins zerstört. Russische Blogger schreiben am Abend, von diesem Angriff „werde man noch in Jahrzehnten sprechen“.

So wurden auf dem Flugplatz Belaya in der Region Irkutsk „mehr als 40“ russische Bomber getroffen. Der Flugplatz liegt etwa 4500 Kilometer von der ukrainisch-russischen Grenze entfernt, befindet sich also tief im russischen Hinterland. Wohl auch deshalb gab es keinerlei Verteidigung für die Maschinen vom Typ A-50, TU-95 und TU-22, mit denen nicht nur unablässig ukrainische Städte bombardiert und beschossen werden, sondern die auch im Falle eines weiter eskalierenden Konflikts zwischen Russland und der NATO eine ernsthafte Bedrohung deutscher Städte darstellen.

Inzwischen wurde bekannt, dass es auch einen ukrainischen Drohnenangriff auf die Olenya Airbase in der Region Murmansk gegeben hat. In der Nacht auf Samstag hatte es sogar ukrainische Drohnenangriffe im sibirischen Wladiwostok gegeben. Die Ukraine beweist damit, dass sie die militärische Fähigkeit besitzt, überall im russischen Hinterland zuzuschlagen.

Inzwischen hat sich der ukrainische Geheimdienst SBU zu seiner „Operation Spinnennetz“ bekannt, für die die Vorbereitungen schon vor eineinhalb Jahren begonnen hätten.

Verantwortlich für die Kommandoaktion sei SBU-Chef Wasyl Maljuk, den Angriffsbefehl habe Präsident Wolodymyr Selenskyj gegeben. Aus westlichen Hauptstädten der NATO-Partner ist zu hören, dass Kiew niemanden vor dem Schlag informiert hat – auch nicht das Weiße Haus in Washington. Wie der amerikanische Präsident Donald Trump reagieren wird, ist zur Stunde noch ungewiss, beginnen doch morgen die „Friedensgespräche“ in Istanbul mit Delegationen von Russland und der Ukraine – wenn sie nach diesem militärischen Husarenstück überhaupt beginnen.

Mit einer logistischen Meisterleistung waren die First-Person-View-Drohnen in Containern von LKWs in die Regionen gebracht worden und tatsächlich direkt aus den fahrenden LKWs in der Nähe der russischen Stützpunkte gestartet und in die Ziele gesteuert worden. Im Blog von Paul Ronzheimer hieß es am Nachmittag, es seien auch mobile Holzhäuser aufgestellt worden, aus deren geöffneten Dächern Angriffsdrohnen gestartet wurden.

In den sozialen Netzwerken sind viele Videos der Angriffe zu sehen, die vom ukrainischen Infodienst Ukrinform verbreitet werden und Kisten voller Drohnen. Daraus schließen westliche Analysten dass mehrere Hundert Drohnen aus ukrainischer Eigenproduktion zum Einsatz gekommen sein könnten.

In jedem Fall ist neben dem schweren Imageschaden für Präsident Wladimir Putin selbst auch der materielle Schaden bemerkenswert. Der ukrainische Sicherheitsdienst (SBU) schätzt den Wert der russischen Verluste auf mehr als sieben Milliarden US-Dollar.

Völlig offen ist, wie Putin jetzt reagieren wird

Zu erwarten ist ein schwerer militärischer Gegenschlag, möglicherweise mit Kinshal-Hyperschallraketen gegen die ukrainische Hauptstadt Kiew. Aber das ist im Moment reine Spekulation von Militärexperten.

Deutlich ist aber, dass die Ukraine auch im vierten Jahr dieses Krieges bereit und fähig ist, standzuhalten gegen die Expansionsgelüste des Kriegsverbrechers im Kreml. Solche Kommandoaktionen wie die aktuelle, ausgeführt ohne deutsche Taurus oder logistische Hilfe anderer westlicher Länder, zeugt von einer strategischen und logistischen Leistungsfähigkeit sowie einem Ideenreichtum, wie es die Welt bisher nur von Israel erlebt hat.
Die Sicherheitsexpertin Maria Avdeeva vom Eurasia Program at the Foreign Policy Research Institut sagte, dieser Angriff werde „in die Lehrbücher eingehen“.

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Klaus Kelle, Chefredakteur