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Der „Synodale Weg“ geistert weiter herum

Die deutschen Bischöfe tagen in Augsburg: Wagen sie den Bruch mit Rom?

MARTIN EBERTS
FOTO: depositphotos/nfo.grabowski-foto.pl | Polnische Bischöfe feiern die Heilige Messe in einem Kloster.

Die turnusmäßige Frühjahrs-Vollversammlung der deutschen Bischöfe findet in diesem Jahr in Augsburg statt, vom 19. bis 22. Februar. Die Tagesordnung des laut DBK „obersten Gremiums der Deutschen Bischofskonferenz“ regt zum Nachdenken an, über Geist und Zeitgeist.

Auf der Webseite der DBK wird zuerst das Thema „Zukunft der Demokratie im Wahljahr 2024“ genannt. Das ist nicht ungewöhnlich. Die Bischöfe in Deutschland konnten und wollten sich nie fern der Politik bewegen. Quietismus war nie die Sache der Katholischen Kirche. Die Frage ist nur, wie sie sich äußert. In Deutschland hat es sich traditionell für die Katholische Kirche bewährt, nicht mit dem Strom zu schwimmen, sondern tiefer zu blicken, genauer zu überlegen und keiner Bewegung nach dem Munde zu reden.

Dann soll es um die „Mitgliedschaftsstudie“ der Evangelischen Kirche in Deutschland gehen, bei der dieses Mal Katholiken mit abgefragt wurden. Das zu erwartende und schon länger bekannte, ernüchternde Ergebnis ist ebenfalls ein wichtiges und legitimes Thema für die Bischöfe. Ob sie eine Antwort auf die Herausforderung finden? Ein Tipp: Bei der Freiburger Rede von Benedikt XVI. von 2011 ging es auch schon um so etwas. Mal nachlesen!

Und dann wird in der online verfügbaren Kurzwiedergabe der Tagesordnung (die vollständige TO ist nicht öffentlich) der ominöse „Synodale Weg“ genannt – in einem Satz und Atemzug mit der römischen Bischofssynode, so als seien das zwei Seiten einer Medaille. Und über diese römische Brücke kommen wir dann schließlich noch zu im engeren Sinne geistlichen Themen (vgl. https://www.dbk.de/themen/vollversammlung ): das Heilige Jahr 2025, die Internationale Ministrantenwallfahrt im Sommer 2024 sowie die „Woche für das Leben“.

Alles ganz normal so weit; bis auf den „Elephant in the room“: Der sog. „Synodale Weg“ erscheint fast beiläufig, dabei ist genau das der thematische Hammer dieser nur scheinbar normalen Bischofsversammlung. Es geht um nicht weniger als die Frage, ob die Katholische Kirche in Deutschland sich vom Weg der Weltkirche entfernt.

Geplant war auf dieser Versammlung eine Beschlussfassung zur Satzung des sog. „Synodalen Ausschusses“, eines zeitgeistgerechten Gremiums, das zur Gründung eines dauerhaften „Synodalen Rates“ führen soll; der soll dann wiederum künftig autoritativ den Weg der Kirche in Deutschland bestimmen. Was zunächst nur wie das geistlos-trockene Produkt eines verschrobenen Bürokratismus anmutet, ist doch in Wirklichkeit Dynamit.

Denn der Vatikan hat es nicht an Deutlichkeit fehlen lassen: Ein solches Gremium, das sich Befugnisse über die Kirche in Deutschland anmaßen soll, die im Gegensatz zu dem für die Kirchenverfassung maßgeblichen Codex Iuris Canonici und klaren Entscheidungen des Papstes stehen, darf gar nicht von der DBK beschlossen werden. Es ist schon ein Akt des Ungehorsams, so ein tendenziell schismatisches Gremium überhaupt auf die Tagesordnung zu setzen.

Diese Haltung Roms ist seit über einem Jahr bekannt, glasklar und unbestritten

Dennoch setzten Herr Bätzing und seine Gefolgsleute ungerührt dieses Thema auf die Tagesordnung. Erst ein neuerlicher Brandbrief aus Rom führte nun in letzter Minute dazu, dass es zunächst wieder abgesetzt wurde, zähneknirschend und contre coeur… Alles Weitere, so der Sprecher der DBK sibyllinisch, werde sich dann bei der Vollversammlung der Bischöfe zeigen. Ein mürrisches, unwilliges Einlenken, mit der unterschwelligen Drohung am Ende doch irgendwie das zu machen, was man will.

Eine historische Parallele kommt in den Sinn. Im Jahre 1530 trafen sich in Augsburg die evangelischen Reichsstände und formulierten eine Stellungnahme an den römisch-deutschen Kaiser Karl V. Dieses zunächst politische Dokument erreichte zwar nicht seinen ursprünglichen  Zweck. Doch wurde es als „Confessio Augustana“, als Augsburger Bekenntnis, zu einer Säule des deutschen Protestantismus und zementierte damit die Kirchenspaltung.

Die Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz steht nun vor der Entscheidung: Kehren sie doch noch um und lassen ab vom destruktiven Kurs? Die Fastenzeit ist schließlich der ideale Moment zur demütigen Umkehr. Oder gehen sie trotzig den Weg der Abkoppelung von der Weltkirche weiter? Dann wird man eines Tages vielleicht von diesem Geschehen als der „Defectio Augustana“ sprechen, vom Augsburger Abfall oder – dem Stil des Gremiums entsprechend – als Augsburger Abwendung.

Die Frühjahrstagung verspricht jedenfalls spannend zu werden. Es bleibt zu hoffen, dass die Bischöfe auf den Papst hören. Und auf die Gläubigen: Vor den Toren des Tagungshauses St. Ulrich werden sich junge Katholikinnen versammeln – ja Katholikinnen, ohne Doppelpunkt, ganz normale Frauen (https://mariaeinspunktnull.de/ ), denen ihr Glaube und ihre Kirche wichtiger sind als das verwaltungsmäßige Insistieren bürokratisch Denkender. Möge ihr Gebet und gutes Beispiel den Bischöfen helfen dem richtigen Geist zu folgen – und das ist auch dieses

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Klaus Kelle, Chefredakteur