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JULIANS WOCHE:  DFB-Frauen in Topform – ISIS in Deutschland präsent – Und eine Vergewaltigung mit Bewährung

Eine Statue der Justitia: Ein Richer gibt Bewährung für eine Vergewaltigung. Foto: David-Wolfgang Ebener/Archiv

von JULIAN MARIUS PLUTZ

Liebe Leserinnen und Leser,

in dieser Woche erwischte mich mein Vater auf den sprichwörtlichen falschen Fuß. Ob ich denn die Frauenfußball-EM verfolgen würde, fragte er mich. Ich muss dazu sagen, dass ich mich in den vergangenen Jahren von den Profikickern immer mehr distanziert habe. Das ewige Anbiedern an Katar, nicht zuletzt von meinem ehemaligen Verein FC Bayern, ein schwulenfeindliches so wie frauenfeindliches Land, nahm mir die Lust am Fußballspiel. Die Tatsache, dass die WM ausgerechnet in diesem Land veranstaltet wird, das mit dem Sport so viel zu tun hat wie der Katholizismus mit der Burka, halte ich für eine schlichte Zumutung.

Doch dafür können die Frauen nichts. Also setzte ich mich hin und verfolgte das Spiel unserer Kickerinnen gegen die Österreicher. Und was soll ich sagen? Taktisch und technisch war es zwar kein Leckerbissen, dennoch fiel ein hohes Maß an Ballsicherheit und Passgenauigkeit auf, das sich durchaus mit den Männern messen kann. Auch das Torwartspiel, das ich bei den Frauen oft als problematisch wahrnahm, verbesserte sich signifikant. Deutschland gewann mit 2:0 Toren und könnte das Turnier gewinnen. Ich drücke jedenfalls die Daumen.

Irrer Richterspruch

Eine ganz besondere Szene spielte sich am Düsseldorfer Flughafen ab. Drei Mitarbeiter des Airports ließen sich mit dem ISIS-Handzeichen ablichten. Herzlichen Glückwunsch, das haben wir uns redlich verdient. Bei aller Notwendigkeit, Rechtsextremismus zu bekämpfen, darf das Land nicht zusehen, wie sich Schläfer hier breit machen, die Juden und Homosexuelle abschaffen wollen und den Frauen ihre Rechte nehmen. Die Innenministerin schweigt hierzu und sieht offensichtlich keinen Handlungsbedarf. Bis zum nächsten Anschlag, nach dem dann alle Politiker wahnsinnig betroffen dreinschauen. Eine Studie in Heuchelei.

Apropos Heuchelei: Ein Afghane lockte das Mädchen in den Schlossgarten Neustrelitz (Meck.-Pomm.), gab vor, es kennenlernen zu wollen. Doch dort fiel er (auf 16 geschätzt) über die Elfjährige her und vergewaltigte sie. Nun wurde das Urteil gesprochen. Ein Jahr Haft – auf Bewährung.

Ich bin sehr vorsichtig, was das Bewerten von Gerichtsurteilen angeht, nicht zuletzt, da ich kein Richter bin. Aber dennoch würde ich mir gerne hier ein Urteil erlauben, das sich mit diesem Satz zusammenfassen lässt: Geht’s eigentlich noch? Ein junger Mann vergewaltigt ein Kind und muss nichts ins Gefängnis? Was stimmt mit dem Richter nicht? Selbst wenn ich kein Jura-Studium absolviert habe, so habe ich dennoch ein persönliches Rechtsempfinden. Während es sein kann, dass man in einer Nacht- und-Nebelaktion wegen einer Bagatelle von sechs Polizisten, die um das Bett stehen, geweckt wird, Handy, PC und Tablet bis auf weiteres beschlagnahmt werden und man erst mal vor dem Nichts steht, sprechen Richter solche unglaublich Urteile.

Und bevor jemand kommt, der Plutz würde wieder Schwurbeln. Ja, wie leben in einem Rechtsstaat. Aber dieser hat gewisse Defekte. Solche Urteile bestätigen genau die, die den Staat in dieser Form ablehnen. Und es verärgert die, die bislang an dieses System geglaubt haben.

Der Krieg dauert an

Währenddessen dauert der Krieg in der Ukraine an. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber die Frage drängt sich auf: Wie lange wollen wir noch so weitermachen? Wie lange will Putin noch so weitermachen? Und vor allem: Wie lange kann die Ukraine noch so weitermachen? Wir alle müssen uns klarmachen, dass dieser Krieg den größten Umbruch seit 1989, vielleicht sogar noch größer in Europa darstellt. Wir sind Zeitzeugen in einem dunklen, geschichtlichen Kapitel. Viel können wir nicht tun, außer unsere Menschlichkeit nicht zu vergessen. Das ist der Frust, den ich meine.

Ich würde Sie liebend gerne mit einer positiveren Nachricht  in die neue Woche lassen. Doch manche Zeiten sind eben, wie sie sind. Vielleicht werden die deutschen Mädels ja Weltmeister. Das wird zwar nicht die Welt heilen, aber vielleicht ein wenig die Gemüter beruhigen.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag und einen guten Start am Montag. Bleiben Sie wacker!

Ihr Julian Marius Plutz

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Klaus Kelle, Chefredakteur