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Alle Optionen offen

Arktischer Machtkampf: Trumps „Grönland-Offensive“ zum Jahreswechsel

RED
Grönlands malerische Hauptstadt Nuuk.

Mit US-Präsident Donald Trump treibt Amerikas Konflikt um Grönland, die größte Insel der Welt, kurz vor Jahresende auf einen neuen Höhepunkt zu, indem er vorgestern den Gouverneur von Louisiana, Jeff Landry, zum ersten US-Sondergesandten für Grönland benannte. Landry stellte danach umgehend klar, es sei sein Ziel, die Insel zu einem Teil der USA zu machen.

Mögen die Spiele also beginnen

 Mit seinem im Januar 2025 eingebrachten „Make Greenland Great Again Act“ hatte Trump die rechtliche Basis für offizielle Kaufverhandlungen geschaffen, ein Vorgang, der uns Europäern erst einmal komplett gaga erscheinen dürfte. Aber der US-Präsident meint es ernst, hat als ersten Schritt die Umbenennung in „Red, White, and Blueland“ vorgeschlagen.

Argument Trumps sind dabei nicht die üppig vorhandenen Bodenschätze in Grönland und der Arktis, sondern die massiven russischen und chinesischen Ambitionen hier, die mit stetig wachsender auch militärischer Präsenz der beiden Staaten vor der Haustür der Vereinigten Staaten einhergehen.

Dänemark und die autonome Regierung Grönlands reagieren auf Trumps Vorstöße mit geschlossener Ablehnung und einer Verschärfung ihrer eigenen Arktis-Strategie.

Unmittelbar nach Landrys Ernennung bestellte etwa der dänische Außenminister Lars Løkke Rasmussen den US-Botschafter ein. Er bezeichnete die US-Pläne dabei als „völlig inakzeptabel“.

Dänemark, Amerikas NATO-Partner und einer der bisher engsten Verbündeten in Europa, hat in diesem Jahr sein Verteidigungsbudget für den Nordatlantikpakt um 6,6 Milliarden Dollar erhöht. Geplant ist jetzt die Anschaffung von 16 weiteren F-35-Kampfjets, um die Präsenz in der Region zu stärken und US-Begehrlichkeiten entgegenzuwirken.

Und auch in Grönland organisiert sich die Ablehnungsfront. In Nuuk wurde im März 2025 eine breite Regierungskoalition unter Ministerpräsident Jens-Frederik Nielsen gebildet, um dem US-Druck mit nationaler Einheit zu begegnen. Ihr klares Statement: „Grönland gehört den Grönländern“.

Und als Beweis, dass die Dänen Humor haben, startete man im Land eine Kampagne, eine Billion Dollar zu sammeln, um damit im Gegenzug Kalifornien zu kaufen und in „Neu-Dänemark“ umzubenennen.

Welche Optionen hat der US-Präsident also, um mit seinen zweifellos ernstgemeinten Plänen weiterzukommen?

Ein Kauf der Insel wird von Grönland und Dänemark konsequent abgelehnt. Was Trump immer zur Hand hat, wenn es diplomatisch nicht weitergeht, sind Zölle als Druckmittel, oder die grönländische Bevölkerung durch das Versprechen von massivem Reichtum aus dem Abbau Seltener Erden und Infrastrukturprojekten (Flughäfen, Häfen) einzukaufen.

Und dann gibt es noch die militärische Option, die Trump vor Monaten bei einem öffentlichen Auftritt nicht ausschließen wollte. Das allerdings wäre ein eklatanter Verstoß gegen das Völkerrecht und die UN-Charta.

Da Dänemark NATO-Mitglied ist, würde ein US-Angriff auf Grönland den Bündnisfall (Artikel 5) auslösen und das sofortige Ende der NATO bedeuten, was auch als extrem unwahrscheinlich gilt. Aber bei Donald Trump ist alles möglich…

 

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Klaus Kelle, Chefredakteur