Christ Rea ist tot – Erinnerungen an den Mann, der unserer Welt „Driving home for Christmas“ schenkte
Ich traf ihn erstmals in 1979 zur Präsentation seines ersten Albums.
Wir verstanden uns auf Anhieb, war ich doch (lt. Chris) eine „sehr angenehme Ausnahme von den sonstigen deutschen Radiobeamten…“.
Das und die Tatsache, dass ich gern nachmittags zum Interview Gin-Tonic bestellte, machte uns irgendwie zu „Partners in Crime“.
Was dann folgte war kein Interview, sondern das durchaus hilarische Zwiegespräch gleichgesinnter Geister, was 3 Stunden andauerte.
Chris erzählte mir, wie es zu dem merkwürdigen Albumtitel „Whatever happened to Benni Santini“ kam; die Plattenfirma meinte, dass man mit einem Namen wie Chris Rea keine Karriere machen könnte und schlug ihm als Künstlernamen „Benni Santini“ vor.
Mittlerweile waren wir bei Gin-Tonic Nummer 4 angelangt und lachten uns scheckig als Chris erzählte, wie er dem Plattenboss in seinem feudalen Büro den Mittelfinger gezeigt hatte und auf seinen Namen und allerdings den Titel für das Album bestand.
Ein Pirat, der Mann.
So herrlich normal.
So total ohne Allüren.
So trafen wir uns zu jedem neuen Album, und jedes Mal, wenn er in Berlin war, kam er zu mir in meine Sendung.
Und immer wurde viel und gut gegessen und noch besser getrunken.
1984 war er auf Tour in Deutschland, und an dem Tag, an dem das Konzert war, hatte ich meine Nachtsendung „Nachtwache“, die um 2:30 morgens begann.
Die Tante von der Plattenfirma hatte schon bestätigt, dass Chris unbedingt in die Sendung kommen wollte. Also schlugen wir die Zeit zwischen Konzertende und Sendungsbeginn bei meinem Freund Hacki in der „Zwiwwel“ tot.
Bei herrlichem Essen, Rotwein und dann später beim Nikolashka (die Kenner wissen, was ich meine).
Als wir um 2 Uhr 10 dann von der „Zwiwwel“ äußerst druckbetankt mit 12 Nikolashka uffn Kessel mit Mike Dee und der Plattentante zum RIAS wankten, folgte uns Hacki noch schnell mit ner Flasche Martell Cordon Bleu.
Lange Rede kurzer Sinn, die Sendung war eine Meisterleistung der Selbstbeherrschung aller Protagonisten, obwohl ich zweimal im Verlauf derselben geweckt werden musste (reanimiert passt wohl besser) weil ich weggeschlummert war. Ich Herzchen!
Wir waren jung und brauchten kein Geld!
Chris verabschiedete sich kichernd mit den kryptischen Worten „Niki, Niki, Niki“ ins Hotel.
So trafen wir uns mindestens einmal im Jahr und redeten über viel, nur kein PR-Gedöns über die neue Platte.
Wir waren beide große Ferrari-Fans, und Chris war einer der wenigen Menschen, die den fantastischen Jazz-Flötisten Yuseff Lateef kannte und wie ich wertschätzte.
Später dann ging es ihm schlechter, besiegter Krebs und eine trotzdem fragile Gesundheit zwangen uns dann, unsere Gelage bei O-Saft und Ginger Ale abzuhalten.
Wir waren nicht wirklich Freunde, wir waren aber Verbündete; in einer Welt voll falscher Freundschaften und Ja-Sagern riefen wir lieber ab und zu „Niki!“.
Ich bin sehr, sehr traurig dass er gehen mußte.
Vielleicht aber ist es besser so.
Er war ein guter Mensch, ein feiner Kerl, ein grosser Künstler.
Ruhe sanft, Rea!
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