Halloween zündet bei mir nicht
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
ich wünsche Ihnen einen schönen guten Morgen!
Hatten Sie gestern Abend auch unheimliche Gestalten an der Haustür, die Süßes oder Saures forderten? Ich war mit einer unserer Töchter unterwegs, um beim Griechen unseres Vertrauens ein paar Gyros und ein bisschen gebackenen Schafskäse aus der Alufolie einzuwerfen, als uns auf dem Gehweg eine vierköpfige schwarz ummantelte Gruppe junger Leute entgegenkam, die im strömenden Regen von Haustür zu Haustür zogen. Ob sie damit bei der niederrheinischen Bevölkerung erfolgreich waren? Vielleicht, weil der Menschenschlag hier eben von Natur aus sehr freundlich und kinderlieb ist.
Aber spontan schoss mir durch den Kopf, dass ich mit Halloween überhaupt nichts anfangen kann. Den ein oder anderen von Ihnen wird das wundern, weil viele wissen, dass ich ein begeisterter Freund der Vereinigten Staaten von Amerika bin und den American Way of Life sehr mag. Aber da fängt es schon an: Halloween ist gar kein amerikanisches Fest, es stammt ursprünglich aus dem katholischen Irland, wo es als Feier vor dem Hochfest namens Allerheiligen zelebriert wird. Und mit irischen Auswanderern kam es dann in die USA, wurde dort als große Party populär, und wenn etwas in Amerika populär ist, dann wird es irgendwann ein globaler Trend. So schließt sich der Kreis.
Wir sind hier nicht die Volkshochschule, und deshalb verweise ich Sie für vertiefende Informationen gern auf wikipedia und andere Internetseiten, aber Halloween ist schon ein Trend, der bei jungen Leuten auch in Deutschland inzwischen sehr populär ist. Und wenn die Freizeitparks Halloween-Nights veranstalten, sind die Tickets schnell vergriffen. Der jeweilige Park wird dann in rot-flackerndem Gaslicht(-Imitat) unter künstlichen Nebel gesetzt, in Leinen eingewickelte „Mumien“ stolpern umher, zerrissene Gestalten mit blutverschmierten Kettensägen-(Imitaten) verbreiten wohligen Grusel, eine Mischung aus keltischen, heidnischen und katholischen Bräuchen mit jeder Menge Horror. Wer’s mag…warum nicht.
Im Grunde feiern wir deutschen Normalbürger das ganz zivil ja auch mit ausgehölten Kürbissen, aus deren Inneren wir vorher eine frische Kürbissuppe gekocht haben – mit Sesamöl natürlich. Bisschen Kürbis-Leuchtlampen stellen wir zur Straße auf die Fensterbänke, alles nett. Ich selbst war zufällig mal in Orlando/USA, als gerade Halloween in den Universal Filmstudios, einem Themenpark, stattfand. Spontan beschlossen wir – fünf Jungs – abends hinzufahren, und hatten wirklich jede Menge Spaß, wahrscheinlich auch, weil – anders als tagsüber – bei dieser Fete Tequilla ausgeschenkt wurde und man gegrillte Fleischbrocken am Spieß erwerben konnte.
Halloween, das ist ein bisschen sowas wie Karneval nur ohne Horror. Obwohl, wenn sie spätabends beim Karneval in der Kölner Altstadt herumtorkeln – es ist gar nicht so viel anders als Halloween und Horror-Gestalten finden Sie da auch jede Menge.
Ich bin sehr für Heimat und Brauchtum, wirklich. Aber ich habe mich selbst gestern dabei ertappt, für einen kurzen Moment zu denken, dass Halloween gar nicht zu Deutschland passt. Aber andererseits was soll das in einer durchglobalisierten Welt? In manchen Thüringer AfD-Hochburgen betrachtet man Halloween wahrscheinlich als endgültigen Untergang des christlichen Abendlandes. Mir ist es einfach nur gleichgültig. Und wenn die Kids ihren Spaß haben – was sollte ich dagegen einwenden?
Übrigens heute ist Allerheiligen. Da bin ich dann am Start, während unsere Kinder weiterschlafen und den Lieben Gott einen guten Mann sein lassen.
Einen schönen Feiertag wünscht Ihnen bzw. vielen von Ihnen,
Ihr Klaus Kelle
Neueste Früher Vogel
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Klaus Kelle, Chefredakteur