Heißer Trend Improtheater: Wo das Publikum entscheidet, was spontan auf der Bühne stattfindet

„Impro lebt von der Energie des Publikums“, sagt Kerstin Kramer, die gleich in zwei Improtheatern in der Hauptstadt auf der Bühne steht. Bei den Ensembles von „Ad Hoc“ und „Die Unverhofften“ tritt sie jeden Monat mehrmals auf Kleinkunstbühnen in Berlin auf. Und Improtheater haben Konjunktur In Berlin, erfreuen sich großer Nachrage des Kulturpublikums. Situativ reagieren, nicht irgendwelche Manuskripte auswendig lernen und vortragen, darum geht es.
Begonnen hat der Trend wohl 1997, als „Die Gorillas“ eine Improschule eröffneten, als Coaches in Unternehmen und bei Firmenevents auftraten. Bald darauf begannen sie, jährlich ein internationales Festival für Impro-Truppen auf die Beine zu stellen. Inzwischen gibt es sicherlich ein Dutzend allein in Berlin.
Kerstin Kramer spielte sich während ihres Romanistik-Studiums durch klassisches und modernes spanisches Theater. Später erprobte sie die Kleinkunstbühnen sächsischer Festivals. Die Liebe holte sie nach Berlin, wo sie über viele Jahre mit dem Schauspielensemble „Kiezbühne“ in verschiedenen Rollen auf der Bühne stand. 2019 entdeckte sie ihre Leidenschaft für das Improvisationstheater. Seit 2022 spielt sie bei den „Unverhofften“, gibt Impro-Kurse für Kinder und hat 2024 zusammen mit Theda und Marian Adhoc Impro gegründet.
Im Grunde sind die überall in Deutschland beliebten „Krimi-Dinner“ auch nichts anderes als Impro, nur mit einem festen Rahmen.
Jeder bekommt eine Zettel, auf dem notiert ist, welche Person man darstellen soll. Dann gibt es die Vorspeise, dann wird jemand „ermordet“, und dann beginnt die Jagd auf den Täter mit klugen Fragen und Aufgaben.
Bei Improtheatern ist es ebenso, nur dass es keine Storyline gibt, kein festes Drehbuch, in dem sich die Schauspieler bewegen.
Es kann also sein, dass Sie in eine Impro-Show gehen, jeder Zuschauer einen leeren Zettel erhält und irgendetwas draufschreibt, was ihm oder ihr gerade einfällt. Ohne Vorgabe. Der eine schreibt über das beste Hundefutter für den eigenen WauWau, der andere ruft zur Revolution auf und der dritte findet, dass Sandhausen in der Champions League antreten sollte. Ganz egal, das Publikum entscheidet, um was es geht. Alle Zettel in einen Hut, dann werden während des Schauspiels wahllos Zettel abgearbeitet, heißt in die Dramaturgie aufgenommen.
So etwas können Sie nicht mit 3000 Zuschauern machen, die richtige Atmosphäre entsteht eher bei kleinern Auditorien, wenige Dutzend, dann macht das ganze mega Spaß.
Oder, schöne Idee: Während der Aufführung, ruft jemand aus dem Publikum dazwischen „Lied!“.
Das ist eine Aufforderung, und einer der Akteure auf der Bühne geht ans Micro und singt spontan irgendetwas, was gerade zum Verlauf des Stückes passt – mehr oder weniger jedenfalls. Und ein Musiker sollte auch immer dabei sein. Kerstin Kramer : „Das bringt uns in die richtige Stimmung für Improvisationen.“
Die Impro-Form, die hier beschrieben wird, ist eine Mischform. Niemand weiß zu Beginn der Aufführung, was heute die Themen sein werden. Und niemand weiß, wohin das thematisch dann weiterführt.
Allerdings gibt es auch Improtheater in einer Langform, wo etwa ein Stück von Shakespeare aufgeführt wird oder ein Stück mit dem Thema „Advent“. Und dann sorgen die Akteure auf der Bühne für beste Stimmung mit ihren spontanen Ideen innerhalb des thematischen Rahmens. Wenn Sie mal in Berlin sind und was erleben wollen – unser Tip: Improtheater!
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