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Anhängigkeit von maschinellen Netzwerken wächst

Ist Künstliche Intelligenz (KI) ein Nutzen oder ein Nachteil für unsere Gesellschaft?

Ziqing Li
Erleichtert KI unser leben oder schafft es neue Probleme?

Der Einzug des digitalen Lebens hat unsere menschlichen Aktivitäten grundlegend verändert, indem er unsere Fähigkeiten erweitert und gleichzeitig jahrtausendealte Traditionen verdrängt. Mit dem flächendeckenden Zugang zu codebasierten Systemen, die in das Leben von Milliarden Menschen Einzug gehalten haben, verfügen Individuen über beispiellose Informations‑ und Vernetzungsmöglichkeiten, die unsere Gesellschaft nachhaltig prägen.

Während sich künstliche Intelligenz zunehmend in Form neuartiger, algorithmusgesteuerter Technologien ausbreitet, stellt sich erneut die alte Frage: Ist KI ein Nutzen oder ein Nachteil für die Gesellschaft?

Auf diese Frage gibt es keine einfache Antwort, denn menschliche Entwicklungen lassen sich nie vollständig vorhersehen. Die Auswirkungen der KI auf die Gesellschaft sind komplex und facettenreich, denn einerseits eröffnet sie zahlreiche Vorteile, andererseits birgt sie ganz eigene Risiken. Zudem hängt die Zukunft der KI von vielfältigen Faktoren ab, darunter technologischer Fortschritt, gesellschaftliche und ökonomische Trends sowie ethische Rahmenbedingungen.

Unbestritten ist, dass KI viele Lebensbereiche revolutionieren und die menschliche Produktivität steigern kann – eine Tatsache, die sich bereits heute abzeichnet. Fachleute betonen, dass vernetzte KI die menschliche Leistungsfähigkeit enorm erweitern und dabei ein breites Spektrum neuer Möglichkeiten erschließen wird. Viele gehen davon aus, dass KI in der Lage sein könnte, menschliche Intelligenz bei komplexen Entscheidungsprozessen, anspruchsvoller Datenanalyse und Mustererkennung zu erreichen oder gar zu übertreffen.

So schätzt der Think Tank des Europäischen Parlaments (2020) einen Anstieg der Arbeitsproduktivität um 11 – 37 Prozent bis 2035 auf Basis KI-gestützter Systeme. Dies stützt die  Annahme, dass „intelligente“ Anwendungen in Gemeinschaften, Infrastrukturen und der Landwirtschaft Zeit‑, Kosten‑ und Effizienzvorteile bringen und den Menschen letztlich eine individuellere und erfüllendere Zukunft ermöglichen.

Demgegenüber befürchten viele, dass KI auch die menschliche Autonomie, Entscheidungsfreiheit und Selbstwirksamkeit bedrohen und somit als gesellschaftlicher Nachteil einzustufen sei. Eine Erhebung des Pew Research Center (2018) unter fast 1 000 Expert:innen aus den Bereichen Technologie, Wirtschaft, Forschung und Aktivismus zeigte, dass die Mehrheit – unabhängig von ihrem generellen Optimismus – langfristige Folgen
dieser neuen Werkzeuge für das Menschsein kritisch sieht. Ihre Sorge reicht von Arbeitsplatzverlust und Datenmissbrauch über Datenschutz‑ und Sicherheitsrisiken bis hin zu einem möglichen Abbau kognitiver, sozialer und überlebenswichtiger Fähigkeiten.

Beispielsweise befürchten viele, dass die zunehmende Abhängigkeit von maschinellen Netzwerken das eigenständige Denken, unabhängige Entscheiden und effektive Miteinander im sozialen Kontext untergräbt.
Nicht zuletzt muss man sich stets bewusstmachen, dass KI und Computer letztlich von Menschen geschaffene und kontrollierte Werkzeuge sind. Ihre Wirkung hängt daher entscheidend von Design, Implementierung und Regulierung ab. Werden diese Technologien verantwortungsbewusst und ethisch entwickelt, können sie der Gesellschaft immense Vorteile verschaffen und gleichzeitig potenzielle Risiken minimieren.

Letztlich ist die Frage, ob künstliche Intelligenz für die Gesellschaft von Nutzen oder Nachteil ist, das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels technischer, sozialer und ethischer Faktoren. Doch durch eine wachsame und vorausschauende Gestaltung dieser Technologienkönnen wir sicherstellen, dass sie im Sinne der Menschheit eingesetzt und so ein Motor für positiven gesellschaftlichen Wandel werden.

 

 

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Klaus Kelle, Chefredakteur