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Hätte die Befreiungsaktion geklappt, wäre er wiedergewählt worden

Jimmy Carter (100) ist tot – wie 1979 in einem Sandsturm seine Präsidentschaft scheiterte

RED
Der frühere US-Präsident Jimmy Carter starb im Alter von 100 Jahren.

Der ehemalige amerikanische Präsident Jimmy Carter ist tot. Er starb im Alter von 100 Jahren in seinem Haus in Plains im Bundesstaat Georgia. Der Demokrat war von 1977 bis 1981 US-Präsident, 2002 wurde er für sein humanitäres Engagement mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Zum letzten Mal war er im November des vergangenen Jahres beim Begräbnis seiner Ehefrau Rosalynn öffentlich aufgetreten. Er hinterlässt vier Kinder, elf Enkelkinder und 14 Urenkel. Geplant sind nun öffentliche Trauerfeiern in Atlanta und der Hauptstadt Washington.

Die Präsidentschaft Jimmy Carters zeigt, wie viele Unwägbarkeiten es in der Politik gibt, wie wichtig ein gutes Händchen bei Entscheidungen ist und wie nahe Glück und Unglück auch in der Politik zusammenliegen.

Das Jahr 1979 war eine Katastrophe für den früheren Erdnussfarmer. Seine Präsidentschaft erledigte sich durch den Sturz des persischen Schahs Mohammad Reza Pahlavi und die Machtergreifung von Ajatollah Chomeini. Dazu kamen an der Heimatfront steigende Arbeitslosenzahlen und wachsender Kaufkraftverlust. Die Revolution der Mullahs im Iran war für Carter zunächst nur ein Nebenschauplatz seiner Politik. Doch dann stürmten radikale Studenten im November 1979 die amerikanische Botschaft in Teheran. 60 Amerikaner wurden von den Islamisten als Geiseln gefangengenommen.

Der US-Präsident geriet daraufhin innenpolitisch massiv unter Druck. Carter, im Grunde ein friedfertiger Mensch, hatte keine Wahl. Auf seinen Befehl lief eine Kommandoaktion mit acht Hubschraubern und Spezialeinheiten an. Doch am Treffpunkt in der „Großen Salzwüste“ im Südosten Irans fielen zwei der Hubschrauber wegen eines Sandsturms aus, ein dritter wurde bei der Landung beschädigt. Carter befahl den sofortigen Abbruch der Mission. Doch selbst dabei lief alles schief. Ein Hubschrauber kollidierte wegen der schlechten Sicht in der Luft mit einem Transportflugzeug C-130. Beide stürzten ab, acht US-Soldaten starben, vier weitere wurden schwer verletzt. Einige der Leichen wurden bei antiamerikanischen Protesten vor den Kamers der Weltpresse durch die Straßen Teherans getragen. Mehr Demütigung geht nicht.

Hätte die Kommandoaktion geklappt und hätte Präsident Carter die unverletzten Geiseln zurück in den USA präsentieren können – eine Wiederwahl wäre ihm nicht zu nehmen gewesen. So wurde er zum Verlierer, zu einem, der es eben nicht kann. Und machte so den Weg frei für den Republikaner Ronald Reagan, der zu einem der bedeutendsten Präsidenten der Vereinigten Staaten wurde. Alles hängt eben mit allem zusammen.

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Klaus Kelle, Chefredakteur