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JULIANS WOCHE: Humboldt Uni cancelt Biologin  – grünes Kitschgemüt – pietätloser Lindner

von JULIAN MARIUS PLUTZ

BERLIN – In jeder Woche muss ich in dieser Kolumne von mindestens einer Unglaublichkeit berichten. Im vergangenen Text beschrieb ich, wie der Autorenblog Achgut von einem deutschen Autokonzern beschädigt wurde, in dem Audi dafür sorgte, dass das Unternehmen, welches die Anzeigen auf der Seite schaltete, die Zusammenarbeit abrupt beendete. Inwiefern die ausserordentliche Kündigung des Vertragsverhältnisses rechtens war, entscheidet nun der Rechtsweg.

Auch in dieser Ausgabe muss ich von einem Fall von Cancel Culture berichten. Eine Biologin wollte im Rahmen der „Nacht der langen Wissenschaften“ in Berlin einen Vortrag über die Zweigeschlechtigkeit halten. Eigentlich nichts außergewöhnliches. Doch nachdem ein Aktivistenkollektiv zu einer Demonstration gegen den Vortrag aufrief, die Wissenschaftlerin sei „transphob“, sagte die Humboldt-Universität (HU) das Referat kurzerhand ab. Aus Sicherheitsgründen, wie eine Sprecherin der Hochschule betonte.

Meinungsfreiheit zu einem hohen Preis

Dieser Vorgang untergräbt das schlechte Meinungsklima in Deutschland, was auch eine Allersberger Umfrage zementiert. Einige Transaktivisten scheinen vor nichts mehr zurückzuschrecken. Alleine die Tatsache, dass eine Biologin über biologische Tatsachen einen Vortrag hält, ist für diese Personen eine maximale Provokation.

Was folgte ist das übliche Framing. Es gehe lediglich um „ Empörung“ von Populisten und rechte Medien. Marie-Luise Vollbrecht, so heißt die „biologistische“ Übeltäterin, wird massiv beleidigt, bis hin zu handfesten Bedrohungen. Das erste Opfer von Cancel Culture ist immer die Person selbst – dann erst die Meinungsfreiheit.

Jetzt werden die einen, oder anderen behaupten, nachdem Spiegel, Zeit, Welt und Tichys Einblick berichteten, es gebe keine „Cancel Culture.“ „Sie hat doch ihre Bühne!“, sagen sie dann. Doch zu welchem Preis? Dass die akademische Karriere in Gefahr ist? Dass sie bedroht wird? Fälle wie diese tragen dazu bei, dass Leute kritische Meinungen immer weniger von sich geben, weil sie diese Konsequenzen nicht tragen wollen. Ich kann das gut nachempfinden.

Grünes Kitschgemüt für 10.000 Euro im Monat

Der Druck war schlicht zu groß für den britischen Premierminister. Nachdem eine Vielzahl an Kabinettsmitgliedern zurückgetreten ist, tat Johnson es ihnen gleich. Europa verliert damit den wohl skurrilsten und originellsten Staatschef. Unabhängig seiner Skandale, die aufgearbeitet werden müssen, ist es auffallend, nicht nur in Großbritannien, dass die Typen immer weniger werden. Wo sind die unangepassten Politiker, sie nicht alle gleich aussehen und nicht alle das gleiche sagen?

In Deutschland hören sie auf sie Namen Olaf Scholz, Christian Lindner, aber auch Emilia Fester, Kevin Kühnert, Helge Lindh oder Philipp Amthor. Sie sind alle geschaffen worden für ihr Klientel. Frau Fester zum Beispiel: Die junge Abgeordnete der Grünen posiert zwar täglich für die sozialen Medien, dennoch ist es ihr bisher nicht gelungen, auch nur eine einzige der 57 Anfragen auf Abgeordnetenwatch zu beantworten. Fairerweise, muss man sagen, ist sie damit in guter Gesellschaft. Von Friedrich Merz bis Olaf Scholz: Bürgeranfragen scheinen schlicht zu stören.

Aber ganz möchte ich Frau Fester nicht die Unschuld entlassen: Wer mit 24 Jahren mehr als 10.000 Euro im Monat verdient, der kann sich schon einmal in Überheblichkeit verlieren. So präsentierte sie in einem Interview im Rahmen einer Veranstaltung der „Zeit“ ihr riesengroßes, grünes Kitschgemüt. Bitte sehen Sie selbst: Link.

Pietätlosigkeit aus dem Hause Lindner

Und dann war da noch Christian Lindner, der geheiratet hat. Eigentlich ein Fall für die „Super Illu“, jedoch nicht für TheGermanZ. Doch hier verhält es sich anders. In einer Zeit, in der Lindner selbst, aber auch seine Kabinettskollegen, die Menschen im Lande auf Verzicht und schwere Zeiten einschwört, feiert der Finanzminister drei Tage lang eine pompöse Hochzeit auf Sylt. „Zur falschen Zeit am falschen Ort“ schrieb Peter Hahne völlig zurecht.

Auch hier geht es nicht um Empörung der Empörung willens. Es geht auch nur um Neid oder  1000 Euro Geschirr, das auf der Hochzeitsgeschenkeliste zu lesen war. Es geht um Anstand und Pietät. Politiker müssen keine Übermenschen sein, aber dennoch, zumindest ein wenig, moralisch anständiger handeln, als der Durchschnitt. Und eine pompöse Feier von drei Tagen in Zeiten, in denen die Existenz vieler Menschen auf den Spie steht, passt einfach nicht. Es gehört sich schlicht nicht.

Auf meiner Hochzeitsgeschenkeliste finden Sie übrigens das aktuelle IPhone. Ich nehme das Gerät auch ganz ohne Ehe – da bin ich flexibel. Also wenn Sie hier entsprechendes Interesse haben, kontaktieren Sie mich. Erwarten Sie doch im Gegenzug kein besonders moralisches Leben! Aber ich bin ja auch kein Bundesminister.

Mit diesen Worten entlasse ich Sie in das Wochenende und wünsche Ihnen einen ruhigen Sonntag. Und wichtig: Nicht zu sehr ärgern lassen!

Ihr Julian Marius Plutz

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Klaus Kelle, Chefredakteur