Kaum einer da bei „Fridays for Future“ – der Staatsfunk dreht trotzdem
von JULIAN MARIUS PLUTZ
MÜNCHEN – In München demonstrierten knapp 400 Jugendliche „für das Klima“, währenddessen Erwachsene über die Existenz von „Fridays for Future“ entzückt sind. Währenddessen filmen beide Öffentlich-Rechtliche Fernsehanstalten eine völlig bedeutungslose Veranstaltung.
Der „Fridays for-Future“-Sprecher Luca Barakat formuliert das Vorhaben der Demo wie folgt: „Wir fordern konkret, dass Klimaschutz als eines der Hauptthemen beim G7 Gipfel in Garmisch-Partenkirchen werden soll.“ Ferner fordert die Bewegung einen Schuldenschnitt für die Länder im „globalen Süden“, da gerade die G7 Staaten für die finanziellen Auswirkungen auf diese Staaten aufgrund des menschengemachten Klimawandels verantwortlich seien.
Der ÖRR verstößt gegen journalistische Standards
Es ist wie immer: Ein paar Jugendliche ziehen auf die Straße „für das Klima“ (wer ist bitte gegen das Klima und wie soll das aussehen?) und Erwachsene kommen aus dem Staunen und Loben nicht heraus. Das ist wie wenn Sohnemann oder Töchterlein irgendein unkontrolliertes Geschmiere mit drei Holzstiften auf ein Blatt Papier kritzelt, wobei die Hälfte des Kunstwerkes auf den Tisch verteilt und der Papa sagt: „Ui, das hast du aber fein gemacht! Ganz toll!“. Das ist bereits das erste Anzeichen, dass Kinder nicht ernst genommen werden.
Genauso liegt der Fall bei „Fridays for Future“. Viele Erwachsene nehmen sie nicht ernst. Alles ist super was die Jungs und Mädels tun, alles ist klasse. Merkel findet sie super, Scholz mag sie super gern, sogar Markus Söder findet die Bewegung einfach toll. Ich dagegen halte nicht allzu viel von FFF, nehme sie aber durchaus ernst. Das mache ich, indem ich sie kritisiere
Und was tut der Öffentlich-rechtliche Rundfunk? Er Ist entzückt. Sowohl beim ZDF, als auch beim Bayrischen Rundfunk (BR) entstand der Eindruck, als würden die Journalisten der Klimabewegung wohlwollend gegenüberstehen. Damit verstößt der BR, aber auch das Zweite Deutsche Fernsehen, auf eklatante Weise gegen den Grundsatz, dass sich ein Journalist mit keiner Sache gemein machen soll – nicht einmal mit einer Guten.
Sympathisant einer „Weltuntergangssekte“ als Sprecher
So werden sich die öffentlich-rechtlichen Journalisten auch kaum an den Radikalen aufhängen, die ebenfalls in München mitmarschierten. So demonstrierten Mitglieder der linksextremen antifa, der„Sozialistische Alternative“(SAV) und anderer radikaler Bewegungen. Die SAV versteht sich als „revolutionäre, sozialistische Organisation in der Tradition von Marx, Engels, Lenin, Trotzki, Luxemburg und Liebknecht. Die Organisation steht nach eigener Aussage „für Gegenwehr, Solidarität und Sozialismus.“ Das Bundesverfassungsgericht stuft SAV als linksextrem ein.
Parteiliche Heimat findet die SAV, wenig überraschend, in der Partei „Die Linke“, die, wie zum Beispiel in Berlin mit den Grünen und der SPD koalieren. Während des Demonstrationszuges versuchte die Sozialistische Alternative immer mit linksradikalen Botschaften die Deutungshoheit zu gewinnen, wie zum Beispiel „Macht den Reichen endlich Dampf, denn Klimaschutz ist Klassenkampf. Dieser Vulgärmarxismus wird Ihnen von „Fridays for Future“ präsentiert.
Neben der ugandischen Klimaaktivistin Vanessa Nakate sprach auch ein gewisser Esteban Servat. Der linksradikale Argentinier steht der Terrororganisation „Extinction Rebellion“ (ER) nahe, die für viele Anschläge verantwortlich ist. Selbst innerhalb der extremen Linken ist ER nicht unumstritten. So kritisierte Jutta Dittfurth ER als „esoterische Weltuntergangssekte“; was sie laut Spiegel damit begründet, dass die Bewegung „intellektuellenfeindlich“ sei und „Hyperemotionalisierung“ betriebe. Es handele sich nicht um ein „kritisches, rationales, linkes Projekt“.
Keine Augenhöhe gewährleistet
Einer der Gründer von Extinction Rebellien, Roger Hallam, war bereits mit antisemitischen Aussagen aufgefallen. So bezeichnete er in einem Interview mit der „Zeit“ den Holocaust als „fast normales Ereignis“ in der Menschheitsgeschichte. Aussteiger von ER berichten von kult-ähnlichen Anbetungen ihres Anführers Roger Hallam. „Das kann den Eindruck einer Sekte erwecken“, so die Aussage eines ehemaligen Mitglieds.
Was Servat bei der Kundgebung sagte, hatte es in sich. „Alle Staatschefs, auch Olaf Scholz, sind komplett korrupt. “Bei aller berechtigten Kritik ist dieses Urteil zu pauschal und falsch. Ölkonzerne, so Servat. würden die ganze Welt „beherrschen und regieren“. Damit formuliert der Argentinier eine lupenreine Verschwörungstheorie, die bei anderen, nicht-linken völlig zurecht verurteilt wird. Offenkundig gelten für „Fridays for Future“-Veranstaltung andere Regeln.
Nach mehr als zwei Stunden war die Demonstration beendet. Es erstaunt, dass der bayrische Rundfunk und das ZDF von einer Demonstration berichtet haben, in denen lediglich ein paar Hundert Menschen teilgenommen haben, noch dazu in einer Landeshauptstadt, die knapp 1,5 Millionen Einwohner hat. Es genügt offenbar, „für das Klima“ zu sein, so dass der Staatsfunk einen Film daraus macht. Die Augenhöhe, die FFF Luca Barakat immer wieder fordert, ist mit dieser betreuten Berichterstattung nicht gegeben.
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