Heute vor 84 Jahren startete in Hitler-Deutschland der Film „Quax, der Bruchpilot“, ein Streifen, der weit mehr als eine harmlose Komödie aus der Ära des Schwarz-Weiß-Films werden sollte. Denn „Quax“ gilt bis heute als das Paradebeispiel für die subtile Propagandastrategie der Nazi-Machthaber, die Unterhaltung und Ideologie nahtlos miteinander zu verknüpften verstanden.
Im Mittelpunkt steht der kleine Büroangestellte Otto Groschenbügel, verkörpert von Heinz Rühmann, der durch ein gewonnenes Preisausschreiben die Chance auf eine Ausbildung zum Sportpiloten erhält. Er ist ungeschickt, missachtet Regeln und sorgt für etliche Bruchlandungen. Durch den Einfluss strenger Fluglehrer und der Disziplin in der Fliegergemeinschaft wandelt sich „Quax“ zu einem verantwortungsbewussten und exzellenten Piloten, der am Ende selbst Fluglehrer wird.
Warum war der Film so erfolgreich?
Mehrere Faktoren machten „Quax“ zu einem der größten Kassenschlager seiner Zeit, der damals über 5 Millionen Reichsmark in den Kinos einspielte.
Heinz Rühmann, schon vorher ein Liebling des Publikums, galt als Identifikationsfigur für den „kleinen Mann“ schlechthin. Seine Fähigkeit, Komik mit menschlicher Wärme zu verbinden, zog Millionen Zuschauer in die Kinos.
Der Eindruck vrstärkte sich dadurch, dass Rühmann selbst ein leidenschaftlicher Flieger war, der die meisten Flug- und Kunstflugszenen ohne Double drehte. Das verlieh dem Film eine für die dmalige Zeit außergewöhnliche Dynamik und Realitätsnähe.
Nazi-Propagandaminister Joseph Goebbels verfolgte eine Strategie der „indirekten Beeinflussung“ der Bevölkerung. Anstatt das Publikum mit politischen Parolen zu überfordern, setzte er auf Unterhaltung.
Aber der erwünchte Effekt trat ein, etwa wenn im Film die Unterordnung des Einzelnen unter die Gruppe geprisen wird. Quax lernt, dass Individualismus und Egoismus („Bruchpilot“) zum Scheitern führen, während Disziplin und Kameradschaft zum Erfolg verhelfen. Und die Fliegerei wurde verherrlicht, wie viel später in den „Top Gun“-Filmen aus Hollywoods Traumfabrik. Das Flugzeug wurde zum Symbol für deutsche technologische Überlegenheit und modernen Pioniergeist, viele junge Männer meldeten sich nach dem Kinobesuch zur Luftwaffe.
Der Film wurde mit dem Prädikat „künstlerisch wertvoll“ ausgezeichnet und diente dazu, Tugenden wie Gehorsam, Pünktlichkeit und Ordnungssinn als erstrebenswerte Charaktermerkmale für das „neue Deutschland“ zu verkaufen.
Nach dem Krieg versuchten vil autokratisch und diktatorisch Systeme diesem Beispiel zu folgen, besonders auch in der DDR. Während die schauspielerische Leistung Rühmanns oft auch nach 1945 gewürdigt wurde, bleibt der Film bis heute ein Dokument dafür, wie effektiv das NS-System populäre Kultur zur Formung der Massen zu instrumentalisieren verstand.