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Muss der Staat auch Auto- und Skifahren verbieten?

Rauchen hat mit Gesundheit zu tun – aber auch mit individueller Freiheit

KLAUS KELLE
Zigarren rauchen ist auch Lifestyle

Lassen Sie mich vorab klarstellen: Wenn mich jemand, zum Beispiel meine Hausärztin, fragt, ob ich Raucher bin, dann sage ich Nein. Ich verstehe mich als Nichtraucher, eindeutig.

Zigaretten habe ich nie geraucht, als Jugendlicher ml probiert, in paar Mal gepafft hinter dem Schulhof, aber ich konnte dem nie etwas abgewinnen.

Später, als ich zur Wendezeit nach Berlin zog, arbeitete ich beim Berliner Rundfunk mit einem Programmdirektor zusammen, der ständig Zigarillos (Petit Nobel) zwischen den Lippen hatte, und ich fand schnell Gefallen daran.

Bald rauchte ich viel zu viel von den Dingern. Sie wissen vielleicht auch aus anderen Bereichen, wie schnell man sich an sowas gewöhnen kann – in meinem Fall Zigarillos und starken schwarzen Kaffee.

Nun, manche von Ihnen wissen, dass das nicht gut ausging

Ich hatte Anfang 2016 einen schweren Herzinfarkt, lag im künstlichen Koma und natürlich war es konsequent vorbei danach mit dem Rauchen.

An dieser Stelle: Liebe Kinder, Rauchen ist nicht gut – für Euch nicht, und für Erwachsene auch nicht!

Lasst bloß die Finger davon! Tabakrauch setzt beim Verbrennen über 7.000 Chemikalien frei, von denen mindestens 69 bekanntermaßen Krebs verursachen können. Diese Stoffe schädigen bei dauerndem Genuss Euren Körper und erhöht das Risiko schwerer Krankheiten deutlich.

Das Problem hat aber auch noch eine andere Seite – und die hat etwas mit Freiheit zu tun.

Im Jahr 2024, so erfahren wir vom Statistischen Bundesamt sind 2.770 Menschen bei Straßenverkehrsunfällen in Deutschland ums Leben gekommen. Verbietet der Staat nun das Autofahren?

Im vergangenen Jahr starben In Österreich 309 Menschen beim Skifahren – und man verbietet Skifahren deshalb nicht.

411 Menschen sind im vergangenen Jahr in Deutschland beim Schwimmen ertrunken – meistens in Flüssen und Seen, weniger in öffentlichen Schwimmbädern.

Wird das Schwimmen verboten vom Staat? Nein, es wird gefördert, natürlich. Fast 15 Prozent der Kinder unter 18 Jahren in Deutschland können nicht schwimmen. Das ist doch irre, oder?

Aber warum schießen sich alle so auf die Raucher ein?

Ich meine, der Anteil regelmäßiger Raucher an der Bevölkerung lag zuletzt bei 31 Prozent – trotz gesundheitlicher Risiken, trotz massiver Preiserhöhungen, trotz Horrorbildern auf den Verpackungen. Ich meine 31 Prozent – wenn die sich alle einig wären, könnten sie die nächste Bundesregierung mit einem Koalitionspartner bilden.

Aber Sie sind sich natürlich nicht einig

Und Parteien, die in Deutschland für die Freiheit – im Stil eines Milei fechten – gibt s nicht. Frauke Petry und Thomas Kemmerich wollen ja sowas versuchen. Ob sie das Rauchen uneingeschränkt erlauben wollen, weiß ich nicht, werde aber bei Gelegenheit mal fragen.

Die EU-Kommission hat im Oktober 2024 einen neuen Plan vorgelegt, der die Mitgliedsstaaten auffordert, Rauchverbote in öffentlichen Bereichen weiter auszudehnen. Ziel ist es, in Europa bis 2040 eine „tabakfreie Generation“ zu erreichen.

Ein Gesetzentwurf sieht jetzt für Deutschland vor, das Rauchen in geschlossenen Fahrzeugen in Anwesenheit von Minderjährigen oder Schwangerer zu verbieten – das halt ich für wirklich sinnvoll und richtig Initiativ. Ein sinnvolles Verbot endlich mal

Aber Rauchen im öffentlichen Raum zu verbieten, im Zoo, im Fußballstadion, in Freibädern – was ist los hier? Das erinnert mich wirklich an die Corona-Zeit, wo unsere Kinder in der Schule gezwungen wurden, im Klassenraum stundenlang eine Maske zu tragen, und wenn sie dann zur Großen Pause raus auf den Schulhof durften, mussten sie unter freiem Himmel diese Dinger weiter vor Mund und Nase lassen.

Vielleicht ist es ein bisschen unseren deutschen Wesen geschuldet

Entweder lassen wir es einfach laufen, oder wir übertreiben es maßlos…

Wenn an einer Gaststätte ein Schild hängt „Raucher-Kneipe“, die nur volljährige Menschen betreten dürfen, die aus freiem Willen dorthin gehen, um eine zu rauchen – wtf geht das den Staat en, ob sie dabei ein Getränk zu sich nehmen wollen? Warum muss das staatlich geregelt, sanktioniert und vom Ordnungsamt überwacht werden?

Ja, aber die Leute, die dort arbeiten und Nichtraucher sind, die müssen dann Rauch einatmen, heißt es dann. Dann können sie dort halt nicht arbeiten. Punkt. Wenn sie nicht schwindelfrei sind, dann können sie auch nicht bei der Feuerwehr arbeiten.

Und die Solidargemeinschaft muss für die medizinische Behandlung von kranken Rauchern aufkommen, heißt es dann

Ja, das müssen sie auch bei Alkoholkranken und Schwerverletzten nach Autounfällen. Und warum muss die Solidargemeinschaft dafür zahlen, wenn Eltern ihre zwölfjährigen Kinder in Köln allein zum Straßenkarneval lassen und die dann Schnaps trinken und eine Alkoholvergiftung haben? Ja, weil wir eine Solidargemeinschaft sind. Und das, auch wenn es schwer fällt zu verstehen, das gilt auch für Raucher.

Ich werde sicher wieder viel Prügel für diesen Text bekommen. Aber hey, ich bin Journalist, das halte ich aus. Und 31 Prozent der Bevölkerung wird das gut finden, was ich hier schreibe, das ist mehr als CDU/CSU bei der Bundestagswahl hatten.

Und, ich rede pro domo, also in eigener Sache

Gestern Abend habe ich, nach mehr als einem Jahr, meine drei besten Freunde im Rheinland wiedergetroffen, es war großartig mit den Jungs. Es gab zu essen und ein, zwei Gläser Rotwein dazu, und wir hatten viel zu erzählen. Und am späten Abend, zündeten sich drei von uns eine Zigarre an, irgendwas aus Honduras. Weil ein Abend am offenen Feuer, Rotwein und eine Zigarre nicht Sucht, sondern Lebensqualität sind. Und ich bin kein Junkie, sondern ab heute Morgen weiter Nichtraucher….

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Klaus Kelle, Chefredakteur