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Gazprom macht miese, soll aber den Krieg finanzieren

Ukraine-Krieg: Russland geht langsam aber sicher das Geld aus

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Angerostete Öltonne des russischen Energiekonzerns Gazprom.

Russland ist ein großes und starkes Land. Seine Wirtschaft hat Moskau auf die Produktion von Rüstungsgütern umgestellt, um den Angriffskrieg gegen die Ukraine führen zu können. An Soldaten und Panzern wird es Wladimir Putin auf lange Sicht nicht mangeln. Aber die Anzeichen mehren sich, dass dem Kriegsherrn im Kreml zum Jahreswechsel das Geld knapp wird.

Grund ist die Zurückhaltung Chinas, die dramatischen Verluste Russlands aus dem Gasgeschäft mit Europa aufzufangen.

So kaufte China im vergangenen Jahr nur 23 Milliarden Kubikmeter russisches Gas. Kein Vergleich mit den 180 Milliarden Kubikmetern, die Moskau früher an die Staaten der EU lieferte.

Die Gründe sind ganz unterschiedlich, entscheidend ist aber, dass es zwischen China und Russland keine Pipelines gibt, die derart gewaltige Mengen Gas transportieren könnten.

Doch das ist nur ein Teil des russischen Problems, denn China hat zwar angekündigt, russisches Gas auch in größeren Mengen als bisher kaufen zu wollen, verlangt aber 20 Prozent Preisnachlass gegenüber den Kursen, die in der EU an Moskau überwiesen wurden. Chinas Präsident Xi Jingping hat ganz offenbar den Kapitalismus begriffen.

Nachdem die EU-Staaten – mit Ausnahme Österreichs, Ungarns und der Slowakei – den Kauf von russischem Gas gestoppt hatten, nutzt Peking die Abhängigkeit Russlands von den Lieferungen in die Volksrepublik, um die Preise weiter zu drücken. So hakt es zum Beispiel beim Bau der Pipeline „Power of Siberia 2“, die Gaslieferungen von Russland nach China deutlich steigern könnte.

Putin braucht dringend Geld für seinen Krieg

Dazu muss er neue Märkte in aller Welt auftun, um sein Gas wenigstens zu Billigpreisen verkaufen zu können. Auch das ist kein Selbstläufer, denn für die Verschiffung von LNG-Gas benötigen russische Unternehmen westliche Technologie, die das Gas auf minus 160 Grad Celsius abkühlen können. Die hat vor allem Amerika und droht anderen Staaten, die Russland unterstützen, mit Sanktionen.

Putin hat also ein großes Problem. Vor Beginn seines Angriffs auf die Ukraine lag der Weltmarktanteil russischen Gases bei 30 Prozent. Wenn die aktuelle Entwicklung anhält, wird das in den kommenden fünf Jahren auf die Hälfte abrutschen, prognostiziert jedenfalls die Internationale Energieagentur (IEA).

Moskau hat bei Kriegsbeginn ganz offensichtlich den Willen und die Fähigkeit der Ukraine unterstützt, dem Angriff standzuhalten. Der Kreml braucht Geld und hat sein Musterunternehmen, den Energieriesen Gazprom, aufgefordert, bis 2025 jeden Monat 500 Millionen US-Dollar in die staatliche Kriegskasse einzuzahlen. Aber wie?

Im Moment sieht der Staatshaushalt noch gut aus, weil Russland den Rüstungssektor massiv subventioniert. Die Arbeiter in den Rüstungsfabriken arbeiten in drei Schichten rund um die Uhr, Panzer, Raketen, Hubschrauber werden produziert – in der russischen Gesellschaft ist Geld da, manchen verdienen sich dumm und dämlich. Aber alles bezahlt der russische Staat, und die Rücklagen sind nicht endlich.

Als die Rohstoffpreise 2022 anstiegen, bilanzierte Gazprom noch einen Gewinn von 12,5 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr verzeichnete Gazprom zum ersten Mal nach 1999 wieder drastische Verluste. So belief sich der Nettoverlust für das Jahr 2023 auf 629 Milliarden Rubel (6,4 Milliarden Euro). Und die Zahlen für das Jahr 2024 lassen keine Entspannung erwarten. So waren die Verluste Gazproms im ersten Quartal 2024 fast fünfmal höher als im gleichen Zeitraum des Jahres 2023…

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Klaus Kelle, Chefredakteur