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Nicht nur der Krieg, auch Geschichte, Kultur und Zukunft waren Themen

Zum dritten Mal „Café Kyiv“ in Berlin: 5000 Besucher zeigen ihre Solidarität mit der Ukraine

KLAUS KELLE
Eng und voll besetzt: die Podien über Gegenwart und Zukunft der Ukraine waren zum großen Teil überfüllt.

Im Colosseum-Filmtheater an der Schönhauser Allee in Berlin haben sich heute 5000 Menschen zur traditionellen Solidaritätsveranstaltung für die Ukraine namens „Café Kyiv“ getroffen. Wie in den beiden Vorjahren gab es ein buntes Gewimmel an Infoständen von Partnerverbänden aus der Ukraine und Deutschland, kulinarische Genüsse und zahlreiche Vorträge, Diskussionen und Filmvorführungen.

Besonders bei den 96 Diskussionsrunden mit insgesamt 300 Referenten aus dem In- und Ausland war der Andrang so groß, dass immer wieder Veranstaltungen wegen Überfüllung geschlossen werden mussten.

Veranstalter des Café Kyiv ist die Konrad-Adenauer-Stiftung: deren Vorsitzender Prof. Dr. Norbert Lammert, früher Bundestagspräsident, sagte zur Eröffnung:

„Die Konrad-Adenauer-Stiftung steht fest an der Seite der Ukraine. Wir Europäer müssen alles in unserer Macht Stehende tun, um zu verhindern, dass die Ukraine geopfert wird – weder auf dem Schlachtfeld noch am Verhandlungstisch.“

Ein Grußwort sprach auch der Botschafter der Ukraine in der Bundesrepublik Deutschland, Oleksii Makeiev.

Der Krieg in der Ukraine ist natürlich das Thema, das bewegt, das Bangen und tatkräftige Unterstützen des um seine Freiheit kämpfenden Volkes gegen einen anscheinend übermächtigen Gegner aus Russland.

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Aber es ist auch die Art, wie dieses Café Kyiv jedes Jahr strukturiert ist. Natürlich drehen sich viele Panels und Bilder und Fotos der Ausstellungen um den „Alltag im Krieg“ dort, ständig den Tod vor Augen, Menschen, die sich nach einer schweren Verwundung nur noch mit einer Prothese für den Rest ihres Lebens weiterbewegen können.

Aber es geht auch um die Ukraine, ein Land, das kaum jemand in Deutschland vor dem Krieg wirklich kannte. „Zehn Dinge, die man über die Ukraine wissen muss“ – so lautete der Titel eines Panels am Nachmittag. Wie ist jüdisches Leben in der Ukraine und in Russland nach Putins Angriffskrieg noch möglich? Und ist der Nationalismus wirklich so ausgeprägt dort, oder ist es eher Nationalstolz eines osteuropäischen Volkes? Und am Abend findet ein großes Konzert statt, bei dem „Musik des Widerstands“ gespielt wird.

Das Café Kyiv ist so faszinierend, weil es – ich muss das so formulieren – so bunt ist. So viele Themen, die man nicht vor Augen hatte vorher, so viele Möglichkeiten, dem unter dem russischen Überfall so sehr leidendem Land praktisch zu helfen. Und das alles fernab vom politischen Alltag, von Worthülsen, die Abgeordnete – je nach Ausrichtung – von sich geben. Wer jetzt warum Taurus liefern können müsste und wer mit wem koalieren sollte und warum nicht.

Es ist belanglos, wenn man sich darauf einlässt, in atemloser Stille Referenten zuzuhören, die das Grauen direkt erlebt haben.

Und Wissenschaftlern, Historikern, die den Weg vorzeichnen, wie die stolze und mutige Ukraine dem Wahnsinn widerstehen, überleben und dann wieder in eine souveräne Zukunft aufbrechen kann.

 

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Klaus Kelle, Chefredakteur