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20 Jahre Krieg in Afghanistan: Was hat es gebracht? Kann Krieg überhaupt etwas bringen?

Liebe Leserinnen und Leser,

ist Krieg für zivilisierte Menschen wie Sie und mich wieder oder überhaupt noch denkbar? In der Nachrichtenlage gestern gab es ungewöhnlich viele Ereignisse, die jedes für sich schon Besorgnis auflösen müssten. 20 Jahre nach 9/11 zieht die Nato aus dem geschundenen Afghanistan ab. Die letzten 10.000 westlichen Soldaten werden bis zum 11. September 2021 wieder zurück in ihrer Heimat gekehrt sein. Doch hat es was gebracht? Warum all die vielen Menschenleben für ein Land, dass nach dem Abzug in kürzester Zeit wieder so sein wird, wie es vorher war? Vielleicht darf man in Kabul irgendwann nochmal in eine Disko mit westlicher Popmusik, bis dann irgendein verstrahlter 15-jähriger Islamist mit Sprengweste dem kurzen Ausflug ins westliche Leben für immer ein Ende macht. Wenn die Taliban zurückkommen – angeblich haben sie schon wieder 70 Prozent des Landes unter Kontrolle – was hat sich dann zum Besseren gewendet, was rechtfertig alle das Leid und die Toten, in einem Krieg, in dem es weder um unsere Freiheit geht, die am Hindukusch zu verteidigen wäre, sondern um die Macht der Clans, um internationalen Drogenhandel und um viel harte westliche Devisen?

Was haben unsere Söhne und Töchter da zu suchen, was geht es uns an, hört man immer wieder, wenn in diesen 20 Jahren das Gespräch auf den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr kommt. Und da bin ich tatsächlich anderer Meinung, so wie auch viele Soldaten, mit denen ich gesprochen habe in der Zeit, die – meistens mehrfach – dort gedient haben. Nach dem 11. September und dem Angriff aufs World Trade Center und das Pentagon sowie dem erzwungenen Absturz von Flight 93 war klar, dass dieser Tag mit Tausenden Toten, der die Verwundbarkeit der amerikanischen Supermacht schrecklich dokumentiert hat, eine Zeitenwende sein wird. Was für eine, das konnten wir in den Tagen danach auf den Straßen muslimischer Länder sehen, wo feiernde „junge Männer“ mit Kalashnikows Feuerstöße in den Himmel jagten als Zeichen der Freude, dass einige von ihnen es den verhassten Amis so richtig gezeigt haben. Manche dieser jungen Männer leben heute vermutlich in Deutschland und hassen uns immer noch, aber inzwischen finanzieren wir deren Aufenthalt hier unter Bruch zahlreicher Gesetze.

Auch heute noch halte ich es für richtig, dass wir an der Seite der amerikanischen Verbündeten derer Aufforderung gefolgt sind. Weil es das Wesen eines Bündnisses ist, für den Fall, dass einer angegriffen wird, sich alle anderen auch angegriffen fühlen und zur Hilfe eilen. Die Amerikaner hätten uns ebenso wenig gebraucht wie sie die Dänen oder Italiener wirklich gebraucht haben, die ihre Söhne und Töchter hinschickten. Aber sie wollten unsere Solidarität, und sie haben sie zurecht bekommen, so wie wir darauf vertrauen, dass uns die anderen zur Hilfe kommen, wenn Deutschland mal in schwere Stürme gerät. Gerade da waren die Amerikaner immer ein zuverlässiger Partner, wenn Sie etwa an die Berlin-Blockade denken oder die vorbehaltlose Unterstützung unseres Willens zur Deutschen Einheit.

Keiner von uns will Krieg, keiner will seine Kinder in eine Gemetzel schicken, schon gar nicht irgendwo an einer gottlosen Kloake am Ende der Welt. Und doch müssen wir vorbereitet sein auf alles, was da kommen kann, keineswegs nur auch Panzer und Flugzeuge, sondern auch auf Hackerangriffe, Biowaffen, freigesetztes Nervengift.

Jeden Tag, wenn ich die Nachrichtenlage betrachte und sehe, was da los ist in Mali und China, an den Grenzen der Ukraine und im Nahen Osten rund um Israel, dann bin ich froh und den jungen Männern und Frauen dankbar, die geschworen haben, im Notfall Ihr Leben zu geben, um uns zu verteidigen. Und die ihrem Land dienen und einer politischen Führung, die die Ausstattung unserer Streitkräfte wenig interessiert und den Dienst, den die Soldaten der Bundeswehr leisten, nicht einmal würdigen und mit Respekt begleiten. Wer will in einen Krieg ziehen für Frau Baerbock?

Es ist sehr traurig, was in diesem Land passiert.

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Klaus Kelle, Chefredakteur