Heute vor 111 Jahren wurde Frank Sinatra geboren – keiner war wie er…
Als am 12. Dezember 1915 die Hebamme und Hobby-Politikerin Dolly Sinatra und ihr Mann Martin in Hoboken, New Jersey, ihr erstes und einziges Kind bekamen, tauften sie es auf die Namen Francis Albert.
Sie dürften damals wohl kaum gehofft haben, dass Ihr Sohn einmal zu dem grössten amerikanischen Sängern des 20sten Jahrhunderts werden würde.
Als ich im Jahr 1963 mit 11 Jahren zum ersten Mal im Plattenladen in Zandvoort in Holland eine Sinatra-LP im Schaufenster sah, war ich sofort fasziniert. Ich war infiziert mit der Sinatra-Pest, die mich bis heute nicht losgelassen hat.
Sein Timing und seine Intonation, seine Fähigkeit, mit seiner Stimme ein ganzes Orchester zu dirigieren, war und ist einzigartig.
Wenn er „Fly me to the moon“ sang, konnte man das eintausendmal hören und trotzdem klang es jedes Mal neu und anders.
Einer meiner Freunde, der damals 26-jährige Kunstmaler Edwin, machte mich mit der Musik von Yusef Lateef, Charlie Parker, Wes Montgomery, Art Tatum, Miles Davis und vor allem Duke Ellington und Count Basie bekannt.
Da habe ich es erkannt.
Frank benutzte seine Stimme wie ein Instrument, er sang einen Trombone-Part, er war nicht nur Sänger, er war Instrumentalist.
Heute wäre Sinatra 111 Jahre alt geworden
Und er ist noch immer ein fester Bestandteil meiner Welt.
Seine Musik ist der Soundtrack meines Lebens, meiner grössten Triumphe und der schmerzensten Niederlagen.
Ich hatte das große Glück und Vorrecht, ihn drei Mal live zu sehen und ihn zweimal persönlich zu treffen.
Ich habe mit Count Basie, Benny Goodman, Claus Ogermann und Antonio Carlos Jobim über ihn gesprochen, ich war beteiligt am ersten Buch seiner Tochter Nancy über ihn („My Father“) und habe mit dem grossen Siegfried Schmidt-Joos und Hermann Schreiber zu seinem 65ten in 1980 beim RIAS „Die lange Nacht des Frank Sinatra“ produziert.
Lasst uns ehrlich sein, was Frank angeht bin ich nicht unvoreingenommen.
Natürlich habe ich auch Kitty Kelly’s schonungsloses Buch über Sinatra gelesen, natürlich sind mir die unschönen Verstrickungen mit dem Mob und der Cosa-Nostra bekannt, selbstverständlich kenne ich alle Berichte über seine cholerischen Anfälle und Beleidigungen.
Er war ein italienischer Strassenköter der sich den Respekt hart ersungen hat und von seiner Umwelt genau diesen Respekt einforderte.
Vergessen wird aber oft auch, dass Sinatra seit 1970 sämtliche Einnahmen aus allen Konzerten wohltätigen Zwecken spendete, ein Drittel seines Privatvermögens der Wohltätigkeit vermachte, einer der engagiertesten Befürworter und Verfechter der Rassengleichheit war und mit seiner Meinung nie hinter dem Berg hielt.
Frank hatte Cojones!
Er war nicht pflegeleicht, er war nie anbiedernd und er war immer da wenn es galt, weniger vom Glück beseelten Mitmenschen zu helfen.
Und ja, ich vermisse ihn…
Francis Albert Sinatra, 12.12.1915 – 14.5.1998 RIP.
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