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Besser nicht die falschen Witze machen!

„Feministische Außenpolitik“: Warum Mitarbeiter im Außenministerium in der Kantine lieber leise sprechen

Bertha von Stremin
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat ihren Laden auf Linie gebracht.

Es gibt in der englischen Sprache eine schöne Redewendung, die tölpelhaftes, grob ungeschicktes Verhalten bezeichnet: To drop a brick (einen Ziegelstein fallen lassen). Eine herrliche Metapher! Man kann sich das gut vorstellen: in einem edlen, stillen Ambiente plötzlich ein hässlicher Krach, ein aufschreckendes Poltern, und alle schauen sich betreten um. Wie peinlich! Zum Fremdschämen!

Als in den dreißiger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts der berüchtigte Joachim von Ribbentrop die Rolle des deutschen Botschafters in London übernommen hatte, erwarb er sich durch peinliches, undiplomatisches Verhalten schnell einen passenden Spitznamen: Ambassador Brickendrop. Auch wenn das damals keine lustigen Zeiten waren, der trockene britische Humor brachte es auf den Punkt, und noch heute muss man über die treffende Formulierung schmunzeln.

Auch wir leben in nicht-witzigen Zeiten, aber Humor ist in der deutschen Politik ohnehin, selbst unter den glücklichsten Bedingungen, ein selten gesichteter Zugvogel. Man kann schon verstehen, dass die Briten früher spöttelten, das dünnste Buch der Welt habe den Titel „500 Jahre deutscher Humor“. Das klingt ein wenig spitz, hat aber seine Gründe. Doch muss man nicht verzweifeln, denn erstens gilt das mit der Humorlosigkeit nur für die Politik, und zweitens gibt es dafür im politischen Raum unseres Landes einen großartigen Ersatz in der Form des unfreiwilligen Humors.

Wunderbare Beispiele dafür liefern Vertreter aller – aber wirklich ausnahmslos aller – Parteien in  Deutschland. Manche können das sogar ohne ein Wort zu sagen. Ein schalkhafter Chronist verglich einmal die Vorsitzende einer früheren Volkspartei wegen ihrer permanenten Sauermiene mit einer „sadistischen Gemeinschaftskundelehrerin“. Das ist schon recht heftig und zeigt im Vergleich zum feinen britischen Humor, wo bei uns Deutschen das Problem liegt. Wir sind selbst in der Satire zu bitter und irgendwie humorlos.

Eine Meisterin der Kunst des Unfreiwilligen ist auch die Bundesministerin des Auswärtigen, was sie inzwischen auf ausnahmslos allen bewohnten Kontinenten des Planeten bewiesen hat. Aber vergessen wir einmal, wenn wir können, die kleinen Ausrutscher sprachlicher Art wie  360-Grad-Wenden und chemische Kobolde. Im Grunde versteht ja in Wirklichkeit doch jeder was sie eigentlich sagen wollte. Auch wenn sie mal so klingt, als habe sie den Krieg erklärt oder wolle deutsche Truppen in Marsch setzen. Wir wissen schon: nicht so gemeint! Entwarnung also!

Frau Baerbock wird in ihrem Amt gut abgeschirmt gegen Spott und Unbotmäßigkeit. Alle reden nur mit gedämpfter Stimme und anerkennend von der Frau. Aber sie selbst teilt doch gern kräftig aus und wirft – im übertragenen Sinne natürlich – schon mal mit Ziegelsteinen. Einen kriegte neulich der Papst bei der Klimakonferenz in Baku ab, weil er sich weigerte, das von ihr geliebte Gender-Paket zu unterschreiben. Zur Strafe stellte sie ihn öffentlich in eine Reihe mit Russland, Iran und diversen Schurkenstaaten. So ganz nebenbei beleidigte sie damit auch noch andere Delegationen, die ebenfalls Bedenken oder abweichende Meinungen geäußert hatten. Peng! Der umstrittene Passus der Abschlusserklärung hatte zwar rein gar nichts mit Klima zu tun, sondern vor allem mit der Förderung totaler Abtreibung; das ist in Deutschland verfassungswidrig, wird aber von Frau Baerbock weltweit ungeniert propagiert, weil sie meint das sei feministisch. Deshalb muss das natürlich auch bei Klimaverhandlungen mit rein.

Noch beeindruckender als ihr globaler Feldzug für Gender und Abtreibung ist natürlich ihr Trouble Shooting an den richtig brennenden Konfliktherden der Welt. Deshalb – so hat sie ja der amerikanischen Presse vertrauensvoll bekannt – kann sie auch nicht Bundeskanzlerin werden. Man braucht sie halt als „Chefdiplomatin“, um Frieden zu stiften. Deshalb auch ganz aktuell ihr Acht-Punkte-Plan für Syrien. Der liest sich so, als sei er das Produkt der Gemeinschaftskundearbeit einer Abiturklasse: Erst mal richtig Waffenruhe halten! Alle sollen mitmachen! Milizen und Armee vereinigt euch! Das Land schön zusammenhalten! Richtig gute Wahlen auf allen Ebenen! Und so weiter… Ach ja, und Syrien soll auch bitte kein Spielball der Mächte werden. Echt jetzt! Das wäre ja noch schöner! Und vor allem keine Abschiebungen dahin, bevor Frau Baerbock nicht grünes Licht gegeben hat! Es sind gar nicht die einzelnen Punkte des Baerbock-Plans allein, die unfreiwillig komisch wirken; es ist auch die Präsentation durch Frau Baerbock. Es kommt eben darauf an, wie man einen Witz erzählt!

Wie man hört, ist im Auswärtigen Amt der Sinn für Humor insgesamt eher rückläufig. Die dortigen Beamten sind traditionell besonders loyal und haben noch jeder Amtsleitung treu gedient. Aber unter Frau Baerbocks Leitung reicht das nicht mehr. Da muss der treue Diplomat vorauseilend feministische Gesinnung zeigen oder simulieren, um überhaupt noch Gehör zu finden. Wohlgemerkt: es geht nicht mehr nur um Karriere,  sondern darum, überhaupt zu Wort zu kommen und etwas Sachliches beitragen zu können. Wer nicht die richtige Gesinnung beweist, dem hört man gar nicht mehr zu. Das ist neu.

Noch in ihrem ersten Jahr hörte Frau Baerbock klugerweise auf die Eingaben der Arbeitsebene. Mittlerweile wird dort zwar nicht schlechter gearbeitet, aber vieles kommt einfach nicht durch den Polit-Filter der Leitungsebene. Eine Schwadron grüner Rachegöttinnen sorgt dafür, dass es keine falschen Töne gibt, egal ob sachlich begründet oder nicht. Das fängt an zu wirken, fördert Selbstzensur und Klappehalten. Geht man während der Mittagspause durch die Kantine des AA, dann stellt man fest, wie schnell manche Zwiegespräche verstummen, sobald jemand in Hörweite vorbeigeht. Besser auch nicht die falschen Witze machen! Dabei käme mangels englischen Humors sowieso niemand auf die Idee, Annalena Baerbock als Fräulein Schießdenbock zu bezeichnen.

 

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Klaus Kelle, Chefredakteur