Skandal in Halbe: Gemeindeverwaltung lässt Tausende Grablichter auf Deutschlands größten Soldatenfriedhof in den Müll werfen
Im Brandenburger Landkreis Dahme-Spreewald befindet sich ein Waldfriedhof, die größte deutsche Kriegsgräberstätte. Hier, in Halbe, sind 28.000 Menschen begraben – Soldaten der Wehrmacht und der SS, hingerichtete Deserteure, Zwangsarbeiter und ehemalige Gefangene des sowjetischen „Speziallagers“ Ketschendorf aus den Jahren 1945 bis 1947. Hier waren bis zu 20.000 Deutsche vom sowjetischen Geheimdienst NKWD interniert, darunter viele Jugendliche. 6000 von ihnen starben in diesem Lager, viele wurden später auf den Waldfriedhof umgebettet.
In einer Nacht- und Nebelaktion hat die Gemeindeverwaltung von Halbe – unterstützt von der Polizei – am Freitag (27. Dezember) 5000 Trauerkerzen und zahlreiche Blumensträuße von den Gräbern abgeräumt und in einem Müllcontainer entsorgt.
Auf Nachfrage der Märkischen Allgemeinen Zeitung (MAZ) bestätigte die Polizei, dass keine Straftat vorgelegen habe. Die Kerzen und Blumen waren auf den Gräbern offenbar von Angehörigen hier begrabener Menschen zwischen dem 22. und 25. Dezember verteilt worden im Gedenken an die Toten. Es habe keine Versammlung stattgefunden, wurden keine politischen Aussagen angebracht, und ein Bekennerschreiben habe es auch nicht gegeben. Insofern war die Gedenkaktion auch keine Störung der Totenruhe.
Auf einer Facebookseite „Deutschlands Kriege und seine Soldaten 1813-1945″ heißt es: „Alle Teilnehmer der Aktion (…) distanzieren sich von jeglicher politischer Motivation, unsere Motive waren von Anfang an klar gesteckt. Von anderen Ländern übernommen, wollten wir ebenso unserer Vorfahren gedenken.“ Weiter heißt es: „Jegliche Kränze, Kerzen oder Spruchbänder mit eindeutigen politischen Zeichen sind NICHT von uns!“ Die LED-Grablichter seien mit privaten Spenden finanziert worden.
Inzwischen wurde bekannt, dass die Gedenkaktion für die Gefallenen des Krieges nicht nur in Halbe, sondern auch auf den Kriegsgräberstätten in Spremberg, Demmin und Greifenhain stattfand. Auch in Spremberg wurden die Grabkerzen behördlicherseits abgeräumt.
Eine offizielle Stellungnahme der Gemeindeverwaltung Halbe gab es bisher nicht.
Im Gedenken an die Toten des Zweiten Weltkriegs hat es immer wieder offizielle Veranstaltungen auf dem Waldfriedhof Halbe gegeben auch vom Land Brandenburg. Zuletzt im vergangenen Jahr unter Einbeziehung der Bundeswehr. Das Gedenken erfolge „im Namen der Versöhnung über den Gräbern und unter dem Kreuz“, sagte damals Helge Klassohn, Kirchenpräsident der Evangelischen Landeskirche Anhalts in seiner Gedenkrede. Und der katholische Militärpfarrer aus Schwielowsee versicherte: „Gott kennt jeden Einzelnen beim Namen!“
Was also kann die Verantwortlichen der Gemeinde zu diesem unsensiblen und im Grunde empörenden Vorgehen gegen Angehörige von so vielen Todesopfern bewegt haben? Rechtlich gab es keinen Grund und keine Notwendigkeit für das brachiale Einschreiten unter Einbeziehung der Polizei.
In Halbe redet man jetzt davon, dass es bis zum Jahr 2006 in der Gemeinde Aufmärsche rechter Extremisten gegeben haben soll, die zum „Heldengedenken“ aus der ganzen Bundesrepublik angereist seien. Vielleicht befürchten die Gemeindeoberen eine Wiederholung. Das wäre dann allerdings öffentlich zu erklären, so eine behördliche Aktion verstößt gegen jeden Anstand und ist ein Hohn gegenüber den jungen Männern und Frauen, die hier begraben liegen.
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