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Wer zu spät kommt …

Die Bahn schafft es wieder nicht

Martin D. Wind
Foto: Archiv | Vor vierzig Jahren warb die Bahn in Deutschland noch mit ihren robusten Zügen, denen auch das Wetter nichts anhaben konnte.

Erneut ist es der Deutschen Bahn AG (DB) nicht gelungen, ihre selbst gesteckten Ziele zu erreichen. Ein Sprecher der DB musste bekennen: „Mit einer Pünktlichkeit von rund 66 Prozent in den ersten zehn Monaten ist klar, dass die angestrebte Pünktlichkeit von rund 70 Prozent für 2023 nicht mehr zu erreichen ist“. Waren 2021 noch 75,2 Prozent der Züge „pünktlich“ – das bedeutet nach Definition der DB, dass sie weniger als sechs Minuten Verspätung hatten – waren es 2022 nur noch 65,2 Prozent. Fällt ein Zug aus oder kann er nicht als Anschluss erreicht werden, fällt er aus der Statistik.
Die Schweizer Bahn kann immerhin mit 90,6 Prozent Pünktlichkeit punkten. In der Schweiz bedeutet Pünktlichkeit weniger als drei Minuten hinter dem Fahrplan. In Japan sieht das noch dramatischer aus: Dort ist der Personenfernverkehr zu 99 Prozent pünktlich. In Japan bedeutet das ein Zeitfenster von wenigen Sekunden. In Deutschland mit einem Personenfern- und -nahverkehr sowie Gütertransport auf denselben Gleisen, ist diese ehemals sprichwörtliche Pünktlichkeit, „nach der man die Uhr stellen“ konnte, nicht mehr möglich.

Bahnvorstand Michael Peterson hatte im Juni noch davon geredet, dass 80 Prozent Pünktlichkeit in „absehbarer Zeit“ möglich sein sollten: Das bedeutet für ihn eine Zeitspanne von etwa einem Jahrzehnt. Neben den vielen Baustellen bremst gerade derzeit das Wetter die Züge der DB AG aus: Erstaunlich für ein Unternehmen, das noch vor mehr als 55 Jahren mit dem Slogan „Alle reden vom Wetter. Wir nicht!“ einen großen Imagezuwachs erreichen konnte, auch weil es tatsächlich so war. Heute ist das angesichts ausfallender Zuggarnituren wegen Personalmangels, Klimaanlagen-Defekten oder auch wegen Laub auf den Gleisen kaum noch zu erreichen.

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Klaus Kelle, Chefredakteur