Produktion in Deutschland bricht auf ganzer Linie um 4,3 Prozent ein
Die schlechten Nachrichten reißen nicht ab. Hatten Ökonomen für dieses Jahr noch einen Rückgang der Produktion in Industrie, Baugewerbe und bei Energie von einem Prozent prognostiziert, benennt das Statistisch Bundesamt in Wiesbaden jetzt die aktuelle Situation der deutschen Wirtschaft mit harten Fakten. Der Rückgang der Produktion in Deutschland lag danach im August bei 4,3 Prozent – so stark, wie beim Ausbruch des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Frühjahr 2022 nicht mehr. Dabei war im Juli die Produktion sogar noch im Plus mit 1,3%.
„Das ist ein heftiger Schlag für die deutsche Konjunktur“, sagt der Analyst Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Und: „Für das dritte Quartal wird damit ein erneuter Rückgang der Wirtschaftsleistung wahrscheinlicher.“ Statt eines „Herbstes der Reformen“ drohe nun ein „Winter unseres Missvergnügens“. Und davon geht inzwischen auch das Bundeswirtschaftsministerium aus.
„Die Industrieproduktion ist im August vor allem deshalb eingebrochen, weil die Werksferien bei den Autobauern zumeist in diesen Monat fielen und es außerdem Produktionsumstellungen gab“, beschreibt Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer die Situation. Die Autoindustrie verbuchte ein Produktionsminus von 18,5 Prozent. „Abgesehen von diesem Sondereffekt bewegt sich die Industrieproduktion seit rund einem Jahr in der Grundtendenz seitwärts, nachdem sie vorher sechs Jahre im Trend gefallen war“, so Krämer weiter.
Hoffnung verbreitet in der aktuellen Situation allein Sebastian Dullien vom gewerkschaftsnahen IMK-Institut. Das Produktionsminus sei „weniger katastrophal als die blanken Zahlen vermuten lassen“.
In den kommenden Monaten sei mit einem Anziehen der Nachfrage mit einer gewissen Stabilisierung der Industrieproduktion zu rechnen. „Da sich allerdings die globalen Rahmenbedingungen mit der zunehmenden handelspolitischen Abschottung der USA und der industriepolitisch geförderten Konkurrenz grundlegend verschoben haben, wird es für die deutsche Industrie schwer sein, zum Produktionsniveau von 2021 zurückzukehren.“
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Klaus Kelle, Chefredakteur