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Bereitet Papst Franziskus in diesen Tagen seinen Rückzug vor?

Liebe Leserinnen und Leser,

vorweg: Ich bin kein „Vatikan-Insider“, der in solchen Fällen anonym zitiert wird. Ich bin einfach nur katholisch, vor 33 Jahren freiwillig geworden und zunehmend frustriert über „meinen“ deutschen Klerus. Seit Kardinal Marx und nun – noch schlimmer – Herr Bätzing aus Limburg das Sagen haben, erkenne ich meine Kirche in Deutschland nicht mehr. Nur bei den Bischöfen Voderholzer und Oster und bei Kardinal Woelki höre ich immer wieder mal hin. Ansonsten orientiere ich mich – das Wichtigste – an Jesus Christus und dann an der katholischen Weltkirche mit dem geistlichen Zentrum in Rom.

Und weil die katholische Kirche weltweit 1,2 Milliarden Mitglieder hat, ist sie ein globaler Faktor, der nicht zu unterschätzen ist, wenn man mal von den deutschen „Reformern“ absieht, die eine Protetanisierung der katholischen Kirche anstreben mit ihrem „Synodalen Weg“ und belanglosen Hilfstruppen wie „Kirche ganz unten“ oder wie die heißen. Immerhin hat Papst Franziskus zum sogenannten „Synodalen Weg“ eine herrliche Stellungnahme abgegeben. Deutschland, so der Pontifex, habe eine wunderbare protestantische Kirche. Aber eine davon reiche halt auch aus.

Ja, dieser Papst Franziskus, wie so viele Katholiken fremdle ich von Anfang an mit ihm. Dennoch ist er mein Kirchenoberhaupt, mit dem ich klarkommen muss. Katholiken glauben ja, dass die Papstwahl im Konklave vom Heiligen Geist inspiriert wird, und wenn das so ist, dann wird der Chef ganz oben sich etwas dabei gedacht haben, dieses Franziskus an die Stelle zu setzen, wo er jetzt ist.

Mein Papst war Johannes Paul II, der „Eilige Vater“, der auf endlosen Reisen um die Welt viele Menschen für den Glauben begeistert hat – wie damals auch mich. Ein kämpferischer Anführer, der aktiv mitgeholfen hat, die politischen Verhältnisse im damals noch kommunistischen Polen auf den Kopf zu stellen und damit auch einen Anteil am Zusammenbruch des sowjetischen Machtbereichs für sich in Anspruch nehmen konnte. Dann der Deutsche, Papst Benedikt XVI, „ein stattlicher Mann“, wie meine Mutter (evangelisch) oft sagte. „Wir sind Papst“ titelte die BILD damals, und in dem Moment war das so. Viele Deutsche waren stolz, dass es einer von uns ganz nach oben in der Weltkirche geschafft hat.

Dann der Argentinier. Wenn die Strahlkraft der Kirche in Europa abnimmt und die Hälfte aller Katholiken auf dem Planeten in Südamerika leben, dann ist klar, dass irgendwann einer von dort dran sein wird. Und der Südamerikaner an sich ist anders, als zumindest der Deutsche in vielerlei Hinsicht, wie ich in den vergangenen Wochen mehrfach selbst feststellen durfte. Aber davon erzähle ich Ihnen in zwei Wochen.

Franziskus ist ein Reformer, er trifft Entscheidungen, wo viele Katholiken denken: Das haben wir noch nie so gemacht. Statt im Papamobil lässt er sich in einem Fiat durch die Gegend fahren, statt im Vatikan-Palast wohnt er außerhalb in einem Gästehaus. Bei der traditionellen Fußwaschung am Gründonnerstag, die Jesus am Tag vor seiner Kreuzigung an seinen Jüngern ausführte als ein Zeichen seiner Demut, lädt er dann in Rom auch mal Frauen oder Muslime ein. Das gefällt vielen Katholiken nicht, aber hey, er ist der Papst. Und er kann denjenigen die Füße waschen, bei denen er es für richtig hält.

Aber es ist dieses Symbolik, die vielen Menschen sauer aufstößt, die nach 2000 Jahren Kirchengeschichte keine eruptiven Änderungen wollen. Obwohl, das muss auch mal gesagt sein, ob Synodaler Weg, Homo-„Ehe“, GenderGaga – dieser Papst bleibt konsequent katholisch. Und das ist gut so.

Nun brodelt die Gerüchteküche über einen bevorstehenden Rücktritt dieses Papstes. So ein Rücktritt ist möglich, wie wir bei Papst Benedikt gesehen haben – aber dann zwei eremitierte Päpste und ein neuer amtierender? Das gab es noch nie, und mir fehlt die Phantasie, mir das wirklich vorzustellen.

Gestern hat der Papst 20 neue Kardinäle berufen, von denen 16 altersmäßig im nächsten Wahl-Konklave ihre Stimme abgeben dürfen. Die anderen vier sind über 80 Jahre als, damit sind sie vom Wahlvorgang ausgeschlossen. Und es sind überraschende Namen darunter, neue Kardinäle etwa aus Osttimor, Singapur und der Mongolei. Italiener oder Deutsche – Fehlanzeige.

Mit den neuen 20 Kardinälen besuchte er dann seinen deutschen Amtsvorgänger, den emeritierten Papst Benedikt, in seinem Wohnsitz Mater Ecclesiae. Mit Sicherheit eine Botschaft an uns hier draußen. Danach flog Franziskus mit einem Hubschrauber in die italienische Stadt L’Aquila, und betete am Grab Coelestins V. in der Basilika Santa Maria di Collemaggio, des ersten Papstes in der Geschichte, der freiwillig zurückgetreten ist.

Liebe Freunde, glauben Sie mir: Kein Papst macht etwas, einfach mal so

Die Symbolik ist unglaublich wichtig beim Petrusamt. Und heute und morgen hat der Heilige Vater 200 Kardinäle und hohe Kirchenfunktionäre im Vatikan hinter verschlossenen Türen zu einer Besprechung eingeladen.

Offiziell geht es um die neue Vatikan-Verfassung «Praedicate Evangelium» (Verkündet das Evangelium). Aber all die Symbolik drum herum, die wirklich ungewöhnlichen Kardinalsernennungen, der Besuch am Grab des ersten zurückgetretenen Papstes Coelestins V., der Besuch beim zurückgetretenen Amtsvorgänger Benedikt und jetzt die Geheimkonferenz der mächtigsten Männer der Katholischen Kirche – wenn Sie mich fragen, das sieht nicht nach einer zufälligen Folge von Ereignissen aus. Hier bereitet ein weiterer Papst seinen Rückzug aus dem Amt vor.

Beten wir, dass Gott den weiteren Verlauf der Dinge in ruhige Fahrwasser lenken wird!

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Klaus Kelle, Chefredakteur