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Bündnisfall, Landesverteidigung – die Bundeswehr bekommt eine Neuausrichtung

Liebe Leserinnen und Leser,

der Einschlag einer Rakete russischer Bauart in einem polnischen Dorf nahe der Grenze zur Ukraine ist wohl kein geplanter Angriff. Aber wenn man 100 Raketen abschießt aus Russland, dann ist die Gefahr eines Fehltreffers eben groß. Und russische Terroristen haben ja nach der Krim-Besetzung aucz versehentlich ein Passagierflugzeug aus den Niederlanden abgeschossen. Sowas passiert eben, wenn man andere Länder angreift und Städte großflächig mit Raketen beschießt.

In den frühen Morgenstunden treffen die die NATO-Botschafter aller Mitgliedsstaaten zu einer Krisensitzung. Ich denke, sie werden den Bündnisfall (noch) nicht ausrufen, zu offensichtlich war der Beschuss, der zwei polnische Staatsbürger das Leben kostete, ein Versehen. Und Putin müsste echte Todessehnsucht für sich und sein Land verspüren, sollte er das NATO-Bündnis angreifen. Denn das würde unweigerlich den Dritten Weltkrieg auslösen. Und das traue nicht einmal ich dem Psychopathen im Kreml zu.

Die polnischen Streitkräfte sind seit Stunden in erhöhter Alarmbereitschaft, die Ukraine wird weiter massiv von Russland angegriffen, und die NATO scheint bereit, auf was auch immer angemessen zu reagieren.

Im Schatten all dieser unerfreulichen Entwicklungen ist jetzt ein 67 Seiten starkes geheimes Strategiepapier des deutschen Viersternegenerals Eberhard Zorn aus dem September bekannt geworden. Warum auch immer und von wem durchgestochen. Jedenfalls liegt es dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“ vor. Grundthese: Die Bundeswehr müsse ihr Engagement in Krisenregionen der Welt reduzieren und sich neu und schlagkräftig für einen möglichen Angriff von Russland aufstellen.

Putins Ukraine-Krieg belege, dass dies eine reale Gefahr ist, der den Fokus auf die Landes- und Bündnisverteidigung richten müsse. Und wenn man sich die deutschen Auslandseinsätze wie jüngst in Mali anschaut, dann müssen auch militärische Polit-Laien zu dem Ergebnis kommen, dass sich Deutschland dort vollkommen verrannt hat.

Interessant ist dabei, dass gestern CDU/CSU, Grüne und FDP massive Kritik an den Plänen aus dem Verteidigungsministerium der Genossin Lambrecht geübt haben. Nur, falls Sie es vergessen haben sollten: Grüne und FDP sind eigentlich in einer Regierungskoalition mit der SPD. Jedenfalls formell.

Landes- und Bündnisverteidigung – darum geht es jetzt für unsere deutschen Streitkräfte. Und natürlich die weitere Unterstützung der angegriffenen Ukraine. Wer im Geschichtsunterricht aufgepasst hat, weiß, was passieren kann, wenn man menschenverachtende Diktatoren gewähren lässt.

Mit besorgten Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Klaus Kelle, Chefredakteur