Fragen wird man ja wohl noch dürfen
Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser!
Die Diskussion über die gewalttätigen Ausschreitungen in Los Angeles und den von US-Präsident Donald Trump angeordneten Einsatz der Nationalgarde gegen den Willen der Kommune und des Bundesstaates, hat mir eine ganze Menge persönlicher Beleidigungen eingebracht in den Internet-Netzwerken.
„Beunruhigend“ sei, dass ein konservativer Journalist wie ich es überhaupt wagt, sich dem Thema unabhängig und ohne Schaum vor dem Mund zu nähern, lese ich da – natürlich anders formuliert. Aber im Kern geht es darum.
Ist man automatisch rechts, wenn man nicht links ist?
Das ist eine interessante Frage, finde ich. Und wenn man Journalist ist, sollte man sich dann öffentlich überhaupt zu einer politischen Richtung bekennen oder gar Mitglied einer politischen Partei sein?
Persönlich, Sie wissen das, ordne ich mich selbst als bürgerlich-konservativ ein. Für Linke ist das sehr weit rechts. Ich selbst empfinde das nicht so, sondern eher als wünschenswerte Normalität, wo man Gesetze einhält und im Fall der bewussten und gewollten Übertretung dieser Gesetze sanktioniert wird. Aber eben nur dort, nicht Gesetze eines Staates einhalten, der uns umerziehen will (Gender), der die Stützpfeiler unserer gesellschaftlichen Ordnung zerstören will (traditionelle Familie). Ich will einen Staat, der einen freiheitlichen Rahmen setzt, demokratisch legitimiert von den Repräsentanten der Bevölkerung, und der den Bürgern die Luft zum Atmen lässt. In dem die, die arbeiten, mehr verdienen, als die die nicht arbeiten wollen. In der unsere Grenzen geschützt und Regeln auch von Zugezogenen eingehalten werden.
Ein schöner Traum, oder?
Und eine Gesellschaft, in der die Medien und Journalisten – die ja durch den Artikel 5 des Grundgesetzes eigentlich geschützt sind – frei ihrer Arbeit nachgehen können.
Ist das heute noch so? Bei manchen erfreulicherweise schon, aber es werden immer weniger. Auch weil das Publikum, der Konsument, gar nicht mehr einen Überblick über die Dinge haben will, wie sie wirklich sind. Ein großer, ich denke ein sogar wachsender, Teil unserer Bevölkerung will gar nicht mehr das ganze Bild haben. Man genügt sich darin, sich in seiner eigenen politischen oder weltanschaulichen Blase mit Seinesgleichen gegenseitig zu bestätigen. Jeder Blick über den Tellerrand stört da nur oder wird als Verrat empfunden.
Schauen wir nochmal nach Los Angeles
Die Regierung von US-Präsident Donald Trump hat schärfere Regeln für Zuwanderung in die Vereinigten Staaten und für die Abschiebung illegaler Migranten beschlossen.
Das darf sie, denn sie hat dafür das Mandat einer Mehrheit der amerikanischen Bevölkerung erhalten. Ich persönlich finde Trump selbst mal schräg, mal gut, immer spannend. Ob ich ihn letztlich gut oder schlecht finde, das weiß ich heute noch nicht. Jedenfalls ist er Republikaner und will etwas Gutes für sein Land tun. Das finde ich auf jeden Fall gut.
Die Grenzen gegen Illegale schützen, Verbrechen bekämpfen – großartig! Mir kann wirklich niemand vorwerfen, bei diesem Thema ein links-woker Abweichler zu sein!
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Aber dann werde ich am Wochenende darauf aufmerksam gemacht, dass da doch in LA Tausende friedliche Demonstranten auf die Straßen gegangen sind, um gegen die trumpschen Verfügungen zu protestieren. Und dass das hauptsächlich viele normale Bürger waren. Deshalb habe ich mal hingeschaut, denn demonstrieren darf man auch in Amerika noch.
Und dann bekomme ich über den gestrigen Tag in den Netzwerken und auch per Mail immer wieder die gleichen Fotos von Gewaltausbrüchen jugendlicher Randalierer in Los Angeles, von brennenden Autos und Steinwürfen von Brücken auf Polizeifahrzeuge. Natürlich habe ich das alles gesehen, natürlich verurteile ich die Gewalt des linksradikalen Straßenmobs. Was denn auch sonst?
Aber sind die – offiziell von der Stadtverwaltung in LA genannten 400 Randalierer – beispielhaft für den Protest dort gegen die Trumpsche Migrationspolitik? Jeder weiß doch, dass Kalifornien und LA links-tickende und links-regierte Städte sind. Aber man darf in einer freien Gesellschaft links sein, so wie man rechts sein darf (außer anscheinend in Deutschland). Man darf nicht gewalttätig sein, aber einen falschen politischen Kompass zu haben, steht nicht unter Strafe.
Bei dem Text, den ich gestern zum Thema geschrieben habe, geht es nicht darum, ob Trump mit seiner Migrationspolitik recht hat. Es geht darum, ob es einen sachlichen Grund gegeben hat, weshalb er die Nationalgarde in Marsch gesetzt hat – das erste Mal nach 60 Jahren, dass ein US-Präsident das gegen den erklärten Willen des Gouverneurs eines Bundesstaates getan hat. Das erste Mal seit 1965. Sollte ein Journalist da nicht wenigstens mal nachfragen?
Und warum hat der demokratische – linke – Gouverneur gegen Trumps Einsatzbefehl interveniert? Weil er will, dass die Polizisten angegriffen werden, dass Straßenzüge vom linken Mob in Schutt und Asche gelegt werden? Wie glaubhaft ist so eine Annahme? Der Mann ist gewählt worden, der Mann will wiedergewählt werden.
Karen Bass ist demokratisch gewählte Bürgermeisterin von Los Angeles. Auch sie natürlich Demokratin, auch sie sagt, der Einsatz der Nationalgarde in ihrer Stadt ist völlig unverhältnismäßig und ein Inszenierung des republikanischen Präsidenten. Kann das vielleicht sein? Dürfen Journalisten das fragen?
LA-Polizeichef Jim McDonnell bestätigte gestern, dass die überwältigende Mehrheit der Demonstranten friedlich ihr Recht auf Meinungsfreiheit ausgeübt habe. Aber am Abend gab er zu, dass »die Sache außer Kontrolle geraten« sei. Und wenn die Lage außer Kontrolle gerät, dann hat Donald Trump richtig gehandelt, als er die Nationalgarde losschickte.
Angeblich wurden inzwischen auch 500 US-Marines – in Kampfmontur mit automatischen Waffen – von ihm in Bereitschaft versetzt – für alle Fälle. So berichten es jedenfalls US-Medien.
Ich will nur meinen Job machen. Mir die beteiligten Seiten anschauen, jede Nachricht erst einmal ernstnehmen und dann schauen, was dafür und was dagegen spricht, dass sie wahr sind. Ich bin seit 41 Jahren Journalist, und wenn ich eins gelernt habe in dieser Zeit, dann, dass es nicht nur Schwarz und Weiß gibt.
Ich wünsche Ihnen allen eine schöne Woche!
Ihr Klaus Kelle
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Klaus Kelle, Chefredakteur