Was sich zwischen dem Vatikan und der Kirche in Deutschland gegenwärtig abspielt, könnte man diplomatisch milde als Dialogue de sourds bezeichnen, als einen Dialog von Gehörlosen. Mal um Mal drückt der Papst seine Sorge aus, dass die deutsche Kirche auf dem „synodalen Weg“ in die Irre geht, und jedes Mal ist die deutschkirchliche Antwort „wir fühlen uns vom Papst bestätigt“. Wird er mal etwas deutlicher, wie unlängst wieder in dem vom Nuntius übergebenen Schreiben, dann heißt es entweder herablassend, da gebe es wohl ein „Missverständnis“, oder der kritische Inhalt wird einfach geleugnet. Was nur werden ZdK und DBK-Mainstream machen, wenn Papst Franziskus demnächst einmal sagen sollte „hört endlich auf mit dem Quatsch“?
Aber eigentlich hat er das schon getan …
Der Brief des Papstes an vier namhafte katholische Frauen – feminae probatae sozusagen – die aus Sorge um die Kirche den „synodalen Weg“ nicht länger mitgehen konnten und sich deshalb an den Papst wandten, spricht eine so klare Sprache, dass dieses päpstliche „Stoppschild“ selbst mit sophistischen Interpretationskünsten à la Bätzing und Stetter-Karp nicht mehr zu leugnen ist.
Papst Franziskus schreibt unter anderem: „Auch ich teile diese Sorge über die inzwischen zahlreichen konkreten Schritte, mit denen sich große Teile dieser Ortskirche (d.h. der deutschen) immer weiter vom gemeinsamen Weg der Weltkirche zu entfernen drohen“. Mit anderen Worten: Der Papst sieht das akute Risiko eines Schismas.
Außerdem verwirft er ausdrücklich das Haupt-Ergebnis des „Synodalen Weges“, den gleichnamigen Ausschuss, der einen „Synodalen Rat“ konstituieren soll. Mal abgesehen von dem quälenden Bürokratismus dieser ganzen Unternehmung – kann die Ablehnung des deutschen Sonderweges deutlicher sein?
Kindischer Trotz vom Sprecher der DBK
Und die Reaktion? Kindisches Trotzverhalten; die unfreiwillig komische Antwort, der Brief richte sich ja nur an irgendwelche einzelnen Frauen. Deshalb wohl irrelevant …
Das lässt tief blicken. Geht es den deutschkirchlichen Reformern nicht angeblich um die Ermächtigung von Frauen? Und wenn die dann mal eine Rolle spielen, dann ist es doch egal …? Schöne Reformer sind das!
DBK und ZdK sollten besser hinhören. Wenn sie ihre Ohren nicht weiter verschließen, können die vier Frauen für sie vielleicht noch eine Rolle spielen, wie damals die Hl. Katharina von Siena. Sie hatte auch die Zeichen der Zeit erkannt und sich von einem sklerotischen Apparat nicht mundtot machen lassen.
Papst Benedikt XVI. hatte prophetisch „Entweltlichung“ gefordert
Nein, der Ausdruck „Dialogue de sourds“ trifft es wohl doch nicht ganz. Das Gehör als solches funktioniert bei den eigensinnigen Wandergesellen und Gesellinnen des synodalen Weges. Das Problem ist ihre Weigerung zuzuhören.
Ihre im schalltoten Raum des „Synodalen Weges“ ausgedachte kirchen- und verwaltungspolitische Agenda ist den verbleibenden Gläubigen herzlich egal – jenen, die einfach ihren Glauben leben, die Sakramente empfangen, ihre Kinder im Glauben erziehen wollen. Wie wir nicht erst seit der jüngsten Kirchenmitgliedschaftsstudie wissen, ist das längst eine Minderheit. Aber an ihr hängt die Zukunft der Kirche, nicht an Funktionären und Politikern.
In seiner prophetischen Freiburger Rede von 2011 hatte Franziskus’ Vorgänger Benedikt XVI. die Kirche zur „Entweltlichung“ gemahnt. Wie richtig das war, sehen wir heute. Für wen alle Sorge und Mühe dem Funktionieren von Gremien und der Durchsetzung politischer Agenden gilt, wer Strukturen und Organisationen zum Selbstzweck werden lässt und wer für die Weltkirche nur ein mitleidiges Lächeln übrighat, der ist auf einem gefährlichen Weg. Es ist wie bei einem Falschfahrer auf der Autobahn, der sich über die anderen wundert. Wenn die es nur so machten wie er, dann wäre doch alles in Ordnung, oder? Und was kann schon schiefgehen, wenn man einfach weiterfährt?
