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Philipp Lahm, einer von uns

von KLAUS KELLE

Philipp Lahm ist ein großartiger Fußballspieler, Weltmeister, Champions League-Gewinner, siebenmaliger deutscher Meister. Im Sommer achtmaliger, denn es ist ja üblich geworden, dass Bayern immer Deutscher Meister wird. Erfolgreich, aber auch zum Gähnen langweilig für den Rest der Bundesliga.

Der Sportler Philipp Lahm ist auch noch ein Mensch mit vielen Eigenschaften, die wir bügerlichen Menschen gut finden, die ihn aber in einem Teil der Gesellschaft auch verdächtig machen. Er ist immer freundlich, hilfsbereit, sympathisch. Ist nie aufgefallen durch Drogen- oder Alkoholexzesse. Hatte nie spät in der Nacht eine Schlägerei in einem Schnellrestaurant. Stattdessen ist der Bayern-Spieler das, was man einen Schwiegersohn-Typ nennt, einen, der immer als erster auf dem Trainingsplatz erscheint und bis zum Ende „alles gibt“. Der nach dem Spiel im Fernsehen sagt, dass nicht er wichtig ist, sondern natürlich nur die Mannschaft. Einer, der noch nie (!) als Deutschlands „Fußballer des Jahres“ ausgezeichnet wurde, obwohl er gemessen an den Erfolgen dem Kaiser Franz Beckenbauer in Nichts nachsteht.

Vielleicht liegt es daran, dass er Abwehrspieler ist, also nie so im Rampenlicht stand wie die Stürmer. Abwehrspieler – das wollte früher nie einer sein, der bei uns Jungs auf dem Bolzplatz mitkickte. Das war die Höchststrafe. Wir schauen heute hoch zu den harten Jungs mit den geilsten Tätowierungen und den schrägsten Frisuren. Denen, mit den Frauengeschichten, die Ferrari fahren und betrunken von den Nacht zuvor in der Startelf auflaufen und dann auch noch das Siegtor schießen.

Die anderen, die mit den deutschen Tugenden, dulden viele bestenfalls nur, wenn sie zum Gesamterfolg beitragen. Das ist so wie die Klassenstreber früher, die alle beneideten. Aber die Ballkönigin ging mit dem coolen Typen nach Haus, die einen 4er-Durchschnitt hatte.

Ich finde Philipp Lahm großartig. Solche Menschen, die etwas leisten, die selbstdiszipliniert sind und – ja – auch sympathisch bräuchten wir viel mehr als die Selbstdarsteller, die letztlich nicht viel mehr sind als eine Werbe-Ikone.

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Klaus Kelle, Chefredakteur