Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser!
Haben Sie sich schon Mal mit Heidi Reichinnek beschäftigt, dem neuen Shooting-Star der Linken, die es eigentlich nach der Bundestagswahl gar nicht mehr als parlamentarisch Kraft geben sollte?
Die Frau ist sowas wie ein TikTok-Star, hat jede Menge „Follower“ dort, von denen ganz offensichtlich viele, vielleicht die meisten, überhaupt keine Ahnung haben, was das eigentlich ist, diese Partei namens Die Linke. Woher die kommt, wie und warum die entstanden ist.
Heidi wer?
Ein paar Wochen vor der Bundestagswahl schickte mir mein bester Freund einen Link und fragte, ob die eigentlich Heidi Reichinnek kenne. Klar, den Namen kannte ich natürlich, ist mein Beruf als politischer Journalist, Namen einer Partei oder Funktion zurechnen zu können. Aber warum sollt ich mich mit der beschäftigen?
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Die SED ist erledigt, nach Abspaltung von Sahra Wagenknecht und ihren Genossen ohne jede Chance auf ein politisches Überleben des Urnengangs im Februar. Eine Partei mit wenig Geld, schlechten Umfragewerten und einer völlig überalterten Mitgliedschaft. An der Spitze ein paar sehr alte weiße Männer.
Aber dann kam Heidi, und sie zeigte all den Spindoktoren der Berliner Republik, wie moderne Politik funktioniert, zumindest wie erfolgreiche Kampagne funktioniert. Denn Heidi ist cool, sie ist witzig, sie ist tätowiert, sie ist jung, sie hat keine Ahnung – so wie viele in der Generation TikTok. Und sie holte gut 4,3 Millionen Zweitstimmen in einer freien und geheimen Wahl – mit 8,8 Prozent fast eine Verdoppelung.
Weil sie eben – anders als Wagenknecht – nicht die „Fußkranken der Weltrevolution“ einsammelte, wie Bundeskanzler Helmut Kohl Parteien am linken Rand gern nannte, sondern sie machte die Partei der Winkelemente-Schwenker, DDR-Nostalgiker, Stasi-Spitzel, Putin-Fans und Mauerschützen wieder hipp.
Und ganz ehrlich: Heidi ist hipp
Sie müssen sich unbedingt das Video anschauen, in dem Frau Reichinnek die Deutsche Bahn so launig geißelt, dass ich es mir gleich mehrfach angesehen habe!
Ich könnte mich heute noch wegschmeißen, wenn ich daran denke, wie sie beschreibt, wie es ist, wenn im ICE die Klimaanlage ausfällt und man „an Stellen schwitzt, wo man gar nicht wusste, dass man da schwitzen kann“. Und wie – jeder kennt es – die Bordtoiletten ausgefallen sind, man dafür aber irgendwo hingebracht wurde, wo man gar nicht hinwollte. Köstlich.
Reichinneks Vorschlag: Den Managern der Bahn, die Millionen verdienen für ihr Versagen, einfach die Dienstwagen wegnehmen und Freiflüge streichen, so dass sie zu Terminen immer mit den eigenen Zügen der DB reisen müssen.
Und natürlich, der linke Klassiker
Es helfe alles nichts, die Situation sei so schlecht, dass man nicht darum herumkomme, die Deutsche Bahn endlich zu verstaatlichen. Klar, das könnte die Lösung sein, werden viele junge und einige alte Leute gedacht haben. Nur: Die deutsche Bahn IST ein staatliches Unternehmen. Sie gehört zu 100 Prozent bereits dem Staat. Und vermutlich ist der Konzern gerade deshalb so ein Trümmerunternehmen, weil es nicht privatwirtschaftlich und gewinnorientiert geführt wird.
Heidi Reichinnek ist der Prototyp einer jungen, erfolgreichen, radikalen Dämagogin, Populismus pur
Und sie ist gefährlich, denn sie hat der alten SED nach jahrzehntelangen Häutungen der immer gleichen alten Kamellen ein neues Gesicht gegeben, hat Wähler hinzugewonnen, das wirtschaftliche Überleben der Kommunistenbande gesichert. Wenn erstmals wieder eine von denen mit dem Lenin-Orden offiziell ausgezeichnet wird, dann dürfte das Heidi Reichinnek sein, die das blutrote abgehalfterte Kollektiv in die Neuzeit hinübergerettet hat. Im Vergleich zu dieser Frau sieht Sahra Wagenknecht – wo ist die eigentlich? – aber verdammt alt aus.
Heidi Reichinnek, mag sie auch noch so spontan, schlagfertig und witzig sein, ist eine gefährliche Politikerin, vielleicht die gefährlichste Deutschland überhaupt im Moment. Sie verbreitet ihre alten sozialistischen Ladenhüter vor Millionenpublikum in Fernseh-Talkshows, und wenn dann ein Markus Lanz mal konkret Fakten wissen will, zieht sie sich auf ihre Migräne zurück. Sie propagiert den Sozialismus als die Lösung unser aller Probleme, eine menschenverachtende Ideologie, die noch nie irgendwo auf der Welt auch nur ansatzweise funktioniert hat. Und sie sagt, man müsse die AfD dringend verbieten, aber mit den radikalislamischen Taliban in den Dialog eintreten.
Wenn demnächst ein neuer Präsident des Bundeamtes für Verfassungsschutz ernannt wird, sollte der am ersten Arbeitstag ein Memo mit der Aufschrift „Geheim“ dort vorfinden, auf dem „Vorgang Reichinnek/SED“ steht. Wenn es eine Partei in Deutschland gibt, die tatsächlich die Systemfrage stellt und die noch dazu ein nach Maßstäben der Mediengesellschaft cooles Spitzenduo (gemeinsam mit Jan van Aken) hat, die zur Gefahr für den Bestand der freiheitlich-demokratischen Grundordnung werden kann, dann ist das Die Linke.
Mit besorgten Grüßen
Ihr Klaus Kelle