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Wenn Kinder andere Kinder totschlagen, dann muss man sie dafür auch einsperren können

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

in was für einer Welt leben wir bloß? In Ukraine hagelt es weiter russische Bomben und Raketen auf Städte, in weiten Teilen Afrikas droht durch die zu erwartenden Lieferausfälle von Getreide aus Russland und der Ukraine eine neue Hungerkatastrophe: Tunesien und Ägypten wären dann besonders schwer betroffen. Auch in Kamerun, Algerien, Libyen und Äthiopien, Kenia, Uganda, Marokko und Mosambik bangen die Menschen, ob sie sich in den nächsten Monaten noch werden ernähren können.

Dennoch sind wir Menschen so, dass wir den Blick zuerst auf uns, unser kleines Umfeld werfen. Was ist gut für Deutschland – eine Frage, die auch die Basis für meine publizistische und politische Arbeit ist. Und dann der Ortsteil, der Kiez, die Scholle.

Am Abend erreicht eine kleine Polizeimeldung aus der Nachbarschaft unsere Redaktion, aus Mönchengladbach. Wir leben zwei Kilometer entfernt von der Stadtgrenze. Eine Frau hat einen toten Säugling in einem Mülleimer nahe dem Volksgarten entdeckt. Das Kind war erst wenige Stunden, höchstens ein, zwei Tage alt. Was sind das für Menschen, die ein Neugeborenes töten und einfach in einen Mülleimer stopfen, mutmaßlich das Kind, das die Täterin selbst zur Welt gebracht hat. Was für harte Herzen gibt es bloß in unserer Gesellschaft, man möchte verzweifeln.

Und weil wir dabei sind: Auf einem Friedhof in Herne haben drei Jungen (12/13) heute einen 15-Jährigen fast totgeschlagen. Sie hätten mit ihrem Opfer gestritten, ihn „zu Fall gebracht, getreten und geschlagen“ bis er fast tot war. Ein Zeuge fand den Jungen und verständigte Rettungskräfte, zeitweise schwebte er in Lebensgefahr, inzwischen sei sein Zustand „stabil“. Vernehmungsfähig ist er noch nicht.

Eine Mordkomission ermittelt jetzt gegen die drei tatverdächtigen Kinder. Sie sind der Polizei bereits bekannt, aber noch nicht strafmündig. Also wurden sie vernommen und dann ihren Eltern übergeben. Vielleicht spielen sie jetzt gerade zu Hause mit der Playstation, während ich das schreibe.

Unser Land ist in einer dramatischen Schieflage, es ist kaum zu ertragen, was alles passiert in diesem Deutschland, in dem wir gut und gern…blabla…Sie wissen schon. Die Unfähigkeit unserer Gesellschaft, solche Zustände zu verhindern, ist dramatisch.

Was wird jetzt passieren mit den Dreien außer einem erhobenen Zeigefinger und Du-Du? Wahrscheinlich müssen die Eltern der Schläger ein Bußgeld zahlen oder einen Sozialkurs in Gendersprache absitzen. Aber was sind das für Kinder, die so gefühlslos auf einen am Boden liegenden Jungen eintreten, bis er fast tot ist? Ich habe eben mal überlegt, was ich als 13-Jähriger so gemacht habe. Das war anders damals, definitiv.

Wenn Zwölfjährige heute bereit und fähig sind, Menschen totzuschlagen, dann muss man sie auch in dem Alter einsperren können. Strafmündigkeit runter auf mindestens 12 Jahre (jetzt 14) und zwar schnell. Jedenfalls bevor unsere Gesellschaft, bevor Eltern, Vereine, Schulen und Kirchen keine anderen Wege finden, solche Gewalt zu verhindern. Übrigens: In der Schweiz, Frankreich und Großbritannien beginnt die Strafmündigkeit bei Zehnjährigen.

Mit besorgten Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Klaus Kelle, Chefredakteur