Wie wäre es, wenn die Russen einfach aus der Ukraine abziehen, und DANN Wahlen dort stattfänden?

Der größte Albtraum für Russlands Kriegs-Präsidenten Wladimir Putin heißt Wolodymyr Selenskyj. Der ist frei gewählter ukrainischer Präsident und verteidigt und führt sein Land in einem mörderischen Krieg jetzt schon seit drei Jahren. Als der russische Angriff im Februar 2022 begann und Putins Armee mit einer 60 Kilometer langen Panzerkolonne auf Kiew zusteuerte, um die Regierung im Handstreich zu stürzen und eine Kreml-Marionette als neuen Präsidenten einzusetzen, zeigte sich schnell, dass Putins Pläne keine Aussicht auf Erfolg haben würden. Auch durch das Fehlen jeglicher moderner Kriegsstrategie vom Kampf der verbundenen Waffensysteme-
Präsident Selenskyj zeigte sich mit seiner ganzen Regierung, am Tag, als die Bombardements begannen, mitten in Kiew, um über die Sozialen Netzwerke der ganzen Welt zu zeigen, dass sie in der Ukraine bleiben und der russischen Invasion widerstehen würden. Am Tag vor dem Einmarsch hatten russische Staatsblogger noch verbreitet, Selenskyj und seine Familie seien von der – na, wem sonst? – CIA nachts ausgeflogen worden. Aber Selenskyj ist noch da und global überaus wirkmächtig.
Keines von Putins Kriegszielen wurde erreicht
Sie haben zwar etwa 20 Prozent des ukrainischen Staatsgebietes mehr oder weniger unter Kontrolle oder dem Erdboden gleichgemacht. Sie morden, foltern, vergewaltigen und greifen Städte, zivile Wohngebiete und Krankenhäuser an, aber die Ukraine will sich einfach nicht unterwerfen. Denn genau das ist es, was die Wagenknecht-Partei und Teile der ostdeutschen AfD im Grunde wollen: einen Sieg Putins, um es dem bösen Westen endlich mal zu zeigen. Niemand von diesen Leuten wäre bereit, mit der eigenen Familie nach Russland zu ziehen und seine Kinder in so einem Staat aufwachsen zu sehen.
Die Ukraine hat es bisher nicht geschafft, die russischen Soldaten aus dem Osten des Landes und der Krim zu vertreiben. Dazu ist die Ungleichheit der Kräfteverhältnisse zu eklatant. Mit konsequenter Hilfe aus dem Westen, von USA, NATO und EU wäre dieser Krieg längst vorbei. Weil Russland außer Masse und Atomraketen nichts zu bieten hat, was attraktiv für Menschen anderswo wäre und seine Armee offenkundig völlig überschätzt wurde. 800.000 Tote sind bisher zu beklagen, und man fragt sich unwillkürlich: für was eigentlich?
Die Wahl des US-Präsidenten Donald Trump hat Hoffnung geschürt
Hoffnung auf ein Ende des Krieges, Hoffnung auf ein Ende des Tötens und Zerstörens. Er werde den Krieg nach seiner Wahl innerhalb von 24 Stunden beenden, hatte Trump in unzähligen Fernsehshows und bei Wahlveranstaltungen immer wieder behauptet. Nun, diese 24 Stunden sind vorbei, der Krieg tobt unverändert heftig weiter.
Alle rätseln, ob Trump und Putin inzwischen schon direkten Kontakt hatten in dieser Frage. Wir wissen es nicht, aber ich denke, dass sie auf jeden Fall schon miteinander gesprochen haben. Warum auch nicht, Telefone gibt es ja in beiden Ländern.
Nun hat sich der US-Sondergesandter für die Ukraine, Keith Kellogg, zu Wort gemeldet.
Der pensionierte General forderte öffentlich, die Ukraine solle jetzt erstmal Wahlen abhalten, die Präsident Selenskyj neu legitimierten.
Eine Schnappsidee! Denn wie soll in einem Land eine Wahl stattfinden, wo eine fremde Macht ein Fünftel des Staatsgebietes unter Kontrolle oder zerstört hat? Wo jeden Tag Raketenangriffe gegen Städte stattfinden, wo Selenskyj bei jedem Wahlkampfauftritt fürchten müsste, von einer russischen Drohne ermordet zu werden?
In der Ukraine hätten längst Wahlen stattgefunden, wenn Russland diesen idiotischen Krieg nicht angefangen hätte. Und dann sagt der Weltstratege Kellogg, die Ukrainer sollten jetzt mal Wahlzettel drucken anstatt Munition zu produzieren.
So eine dämliche Nummer denkt sich nicht ein Mann allein aus und haut es dann auf den öffentlichen Markt. So etwas wird vorher fein abgestimmt mit dem Weißen Haus. Eine Nebelkerze oder eine wirklich beunruhigende Nachricht.
Der ukrainische Journalist Illia Ponomarenko schreibt dazu gerade auf X:
„Ja, wir in der Ukraine würden gerne Präsidentschafts- und Parlamentswahlen abhalten. So schnell wie möglich. Kann mir wirklich jemand sagen, wie wir in Kriegszeiten freie, faire, überwachte und repräsentative Wahlen abhalten sollen? Während eines großangelegten Krieges gegen eine der größten Kriegsmaschinerien der Menschheitsgeschichte, die den größten europäischen Angriffskrieg seit dem Zweiten Weltkrieg führt?“
Ich weiß es auch nicht. Der Vorschlag ist so unglaublich kaltschnäuzig und dumm, da fehlen einem die Worte.
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Klaus Kelle, Chefredakteur