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Gedenktag des Heiligen Josemaría Escrivá in Berlin

Zu Besuch beim gar nicht so geheimen Opus Dei: Was machen die eigentlich?

MARTIN EBERTS
Messe zum Gedenktag des Heiligen Josemaria Escriva in Berlin.

In einer großen Berliner Kirche, in der letzten Juniwoche. Obwohl es ein normaler Werktag ist, findet sich zur Abendmesse eine beachtliche Gemeinde ein; die Kirche ist schließlich fast voll. Was auffällt: Die Gottesdienstbesucher sind altersmäßig bunt gemischt, mit vielen jungen Leuten; außerdem auch Menschen aus verschiedenen Kontinenten, aus Europa, Lateinamerika, Afrika, Ostasien. Viele Familien mit Kindern aller Altersstufen. Es herrscht eine fröhliche, leicht festliche Stimmung an diesem Mittwoch.

Die Einladung zur Messfeier kommt vom Berliner Zentrum des Opus Dei; Anlass ist der Gedenktag des Heiligen Josemaría Escrivá, jenes spanischen Priesters, der die katholische Laienbewegung 1928 gegründet hat. Für Gäste, die das Opus Dei noch nicht genauer kennen, ist es eine Gelegenheit, dieses „Werk Gottes“ einmal live zu erleben.

Als Gast – und als Haupt-Zelebrant der Messe – ist auch der päpstliche Nuntius dabei, Erzbischof Nikola Eterović. Für die in Deutschland vielfach pauschal kritisierte Frömmigkeitsbewegung ist das eine wohltuende Auszeichnung. Der Nuntius würdigt in seiner Predigt mit warmen Worten das Wirken des Opus Dei. Den Platz dieser „Personalprälatur“ sieht er in der Mitte der Katholischen Kirche, und er stellt ihren schon vor 22 Jahren heiliggesprochenen Gründer in eine Reihe mit großen Heiligen und Kirchenlehrern.

Worum geht es hier?

Will man die „Spiritualität“ des Opus Dei knapp zusammenfassen, dann vielleicht so: Jeder Mensch ist ein „Kind Gottes“, und der ganz gewöhnliche Alltag ist ein Ort der Begegnung mit Gott. Es ist möglich, sogar der Normalfall, sich im ganz normalen Leben, in der täglichen Arbeit „zu heiligen“; das ist nicht nur etwas für Priester und Ordensleute, sondern für alle Gläubigen.

Mit dieser Betonung der Laien-Frömmigkeit und der Fokussierung auf die Rolle der gewöhnlichen Gläubigen in der Kirche war Josemaría Escrivá seiner Zeit weit voraus. Vieles von dem, was er vor fast 100 Jahren verkündete und im Opus Dei lebte, floss dann in die Arbeit des Zweiten Vatikanischen Konzils ein und wurde in dem Konzils-Dekret über das Laienapostolat, „Apostolicam actuositatem“, umgesetzt.

In der Mitte der Kirche

Wie fruchtbar diese an urchristliche Zeiten erinnernde Frömmigkeit in der Katholischen Kirche inzwischen gewirkt hat und wie selbstverständlich die Grundidee heute zum katholischen Mainstream gehört, das kann man an dem Apostolischen Schreiben „Gaudete et exsultate“ von Papst Franziskus (von 2018) ablesen. Darin geht es um „den Ruf zur Heiligkeit in der Welt von heute“. Und das ist hundertprozentig „O-Ton“ Opus Dei.

Das „Werk Gottes“ mit seinem klaren Konzept von Laien-Frömmigkeit ist also längst nicht mehr ein Randphänomen der Katholischen Kirche, sondern bei näherer Betrachtung verblüffend zentral und aktuell, gerade in Zeiten einer nach mehr „Synodalität“ strebenden Kirche. Während sich manche innerkirchlichen Reformbewegungen, vor allem in Deutschland, ganz und gar auf das Schaffen neuer Gremien, Organisationen und Machtstrukturen zu verlegen scheinen, geht es beim Opus Dei schlicht um die Stärkung und Förderung der Laien in ihrem Glauben.

Wo ist das Problem?

Nach all dem fragt man sich, warum das Opus Dei in Deutschland oft noch so eine „schlechte Presse“ hat. Zum größten Teil liegt das sicher an Unkenntnis. In den Medien findet man wenig Sachgerechtes über das Opus Dei, denn kaum ein Journalist interessiert sich für Einzelheiten.

Deshalb werden Klischees und bizarre Legenden immer wieder abgeschrieben und recycelt. Die stereotyp verwendeten Adjektive reichen dabei vom noch halbwegs neutralen „geheimnisumwittert“ über „ultrakonservativ“ bis „umstritten“. Oft wird der Eindruck erweckt, beim Opus Dei handele es sich um eine Art Geheimorganisation, obwohl schon auf der Webseite der Prälatur praktisch alles zu finden ist, was man über Aufgaben und Inhalte, aber auch Organisation und Veranstaltungen wissen möchte.

Die Zeiten, in denen das Opus Dei scheu und zurückgezogen wirkte (wohl aus leidvoller Erfahrung mit Kolportage-Schreibern) sind jedenfalls lange vorbei. Nach dem Ende der Gedenkmesse für ihren Gründer waren auch Mitglieder des Opus Dei in Berlin ansprechbar und auskunftsfreudig. Kein Hauch von Geheimniskrämerei, sondern fast eine Anmutung von „Wind of Change“, im besten Sinne.

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Klaus Kelle, Chefredakteur