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Gegen vorauseilenden Gehorsam, Konformität, über Unterwürfigkeit

Zum Tod von Notker Wolf: Hätte Jesus sich wirklich impfen lassen?

Danny Seidel
FOTO: Erzabtei St. Ottilien | Der emeritierte Abtprimas des Benediktinerordens und Erzabt Notker Wolf wurde „rockender Mönch“ genannt. Bis zu seiner Wahl zum Abtprimas, war er Erzabt der Erzabtei St. Ottilien und damit gleichzeitig Abtpräses der Kongregation der Missionsbenediktiner.

Spätestens der Beginn der Corona-Krise markierte für viele, auch bisher unpolitische Menschen, den Startpunkt, sich in Stellung zu bringen und Position zu beziehen. Bist du dafür oder dagegen? Gehörst du dazu, zu dem großen „Wir“ und sitzt am „Lagerfeuer der Vernünftigen“ Impfkampagne von Karl Lauterbach: Am Lagerfeuer der Vernünftigen — der Freitag oder „Willst du, dass Menschen sterben?“. Ist dir Dein, wie sagte es Helge Lindh, „vulgäres Verständnis von Freiheit“ wichtiger?

Ein großer und früher Lichtblick und eine wahre Stimme der Vernunft in diesen chaotischen, endgültig auf ideologische Grabenkämpfe zusteuernden Zeiten war für mich der (ehemalige) Benediktiner-Abtprimas Notker Wolf. Übrigens seines Zeichens auch Rockmusiker, das nur mal am Rande. Bereits in einem Interview im April 2020 Benediktiner zu Eingriff in Grundrechte – „Mir fehlt das rechte Maß“ (deutschlandfunk.de) verwies er auf die Verhältnismäßigkeit der Grundrechtseingriffe. Während ganz Deutschland bereits vor Angst zittert und in Schockstarre verfallen ist (Ganz Deutschland? Nein! Ein von unbeugsamen Wodargs und Bhakdis bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Mainstream Widerstand zu leisten), erfrecht sich auch Notker Wolf, immerhin mit damals 80 Jahren und somit im völligen Visier des Killer-Virus, der orchestrierten Panikmache entgegenzutreten.

Es folgen Monate und Jahre der sich überbietenden Absurditäten, Ungeheuerlichkeiten und Ausgrenzungen, nicht zuletzt praktiziert und vorangetrieben durch die Kirchen.

Kinder dürfen keine Weihnachtslieder mehr singen, der Chor zwar schon, aber nicht, wenn die Gemeinde einstimmt. Ungeimpfte Gemeindemitglieder dürfen zwar zähneknirschend noch in die Kirche, aber nur noch auf dem Katzenplatz stehen. Sitzen nur für Geimpfte, anschließendes Kaffeetrinken für alte, einsame, gebrechliche und alleinstehende Kirchenmitglieder auch. Geimpfte, natürlich nur. Sollen die Ausgestoßenen und Widerspenstigen sehen, wo sie bleiben. Hätten sich ja anpassen können. Ist ja nur ein Piks.

Gott, sein Sohn und der Heilige Geist hätten das sicher auch so gewollt. Oder, wie wusste Miriam Hollstein, Chefreporterin Politik beim „Stern“, schon Ende 2020 zu konstatieren? „Jesus hätte sich impfen lassen! https://x.com/goddeketal/status/1690714371498930177?s=20

Der oft zitierte und nach Gegenwind eiligst gelöschte Tweet spricht Bände.

Er spricht Bände über einen vorauseilenden Gehorsam, über Konformität, über Unterwürfigkeit und die neuerwachte Macht der Gehorsamen über die Ungehorsamen. Er spricht davon, wie bedingungslose Liebe an Bedingungen geknüpft wird, wenn die angeblichen Umstände es erfordern und Ausgrenzung und Abwertung über Nacht zur Tugend erhoben werden können. Er spricht davon, weshalb ich Ende 2020, obwohl erzkatholisch erzogen und praktizierende Christin, wutentbrannt und dennoch schweren Herzen aus der Kirche ausgetreten bin.

Notker Wolf hat mich tatsächlich, wenn auch nur kurz, an dieser Entscheidung zweifeln lassen.

Sein 2022 erschienenes Buch „Warum lassen wir uns verrückt machen?“ Warum lassen wir uns verrückt machen | Buch | Online kaufen (herder.de) , dessen 145 Seiten ich an einem Abend verschlungen und das ich seither oft innerhalb meiner, Überraschung, ebenfalls erzkatholischen Familie oft verschenkt habe, ist ein wahrer Lichtblick. Es ist so frech, es ist so unkonventionell, es ist wahrhaft ketzerisch. Es ist seiner Zeit voraus und weit weit mehr als eine Abrechnung mit dem Angst- und Unrechtregime, dem sich nicht zuletzt die Kirche willfährig unterworfen und Jesu‘ Lehre ad absurdum geführt hat. Es rechnet ab mit Genderwahn, Identitätspolitik und anderen Tyranneien und bleibt dabei doch so gütig und wahrhaftig. Und ein paar Mal herzhaft lachen musste ich auch, denn das alles ist wirklich schon verrückt.

Der Nachricht vom Tod von Notker Wolf hat mich sehr erschüttert. Er war ein Ehrenmann, der keine Angst hatte, aus der Reihe zu tanzen und sich unbeliebt zu machen. Und wie sagte er so schön?

„Jesus wäre politisch unkorrekt gewesen!“

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Klaus Kelle, Chefredakteur