Dieser Weg wird kein leichter sein, dieser Weg wird steinig und schwer…
Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser!
Gestern war ich schon früh zum Brötchenholen beim Edeka hier um die Ecke. An der Kasse eine leicht überforderte offenbar neue Mitarbeiterin in den 50ern. Neben ihr ein junger Mann, der alle 30 Sekunden eingriff, um ihr zu erklären, was sie hier eingeben und dort drücken müsse. Die Frau, da bin ich sicher, wird niemals „Mitarbeiterin des Monats“ werden und Edeka insgesamt nicht voran bringen.
<strong>Jetzt werden Sie denken: Was hat das denn mit der WerteUnion zu tun?</strong>
Und Sie haben recht: direkt erst einmal gar nichts.
Aber ich hab Zeit meines Lebens immer wieder die Erfahrung gemacht: Wenn jemand einen Handwerker zu Hause braucht, dann ruft er einen Handwerker an. Wenn jemand krank wird, geht er zum Arzt, und wenn das Auto kaputt ist, fährt man in die Werkstatt zum Kfz-Meister. Nur Journalismus und Wahlkampfmanager – das kann irgendwie jeder. Denkt man.
Eine Partei zu gründen, eine Struktur aufzubauen, ein originelles Programm zu entwerfen und eine Strategie – glauben Sie mir, das ist harte Arbeit. Nicht umsonst haben es mit den Grünen und der AfD in all den Jahrzehnten nur zwei neue Parteien geschafft, sich in Deutschland zu etablieren. Die SED/PDS/Linke zählt da nicht, die hatten – sagen wir – ungewöhnliche Startvoraussetzungen und viel Geld von früher.
<strong>
Um eine neue Partei zu schaffen und zu etablieren, brauchen Sie genau vier Dinge</strong>
Eine gute Idee, vorzeigbare Köpfe (möglichst ohne Leichen im Keller), Geld und – Achtung! – Spindoctoren, die das politische Geschäft beherrschen.
Nur so ist der Weg, der zum Erfolg führen <em>KANN</em>. Anders ist es unmöglich
Die Grünen hatten es am Anfang alles nicht, das ist wahr, aber als linke Spinner mit Zottelbart und Sonnenblumen im Plenarsaal hatten sie früh eine wohlwollenden Medienbegleitung von links, die später der AfD fehlte, weil die ja angeblich böse rääächts sein sollte. Dabei war die AfD 2013 alles andere als rechts, sie war liberal, bürgerlich und ein bisschen konservativ. Dennoch waren CDU und FDP unfähig, sich mit der neuen Kraft ernsthaft auseinanderzusetzen und Schnittmengen zu suchen. Dann lieber Ausgrenzung, Schmähung und <em>dirty tricks</em> im Parlament.
Besonders die CDU ist leider vollkommen unfähig, mit ihren wohlwollenden Kritikern in einen Dialog einzutreten.
Warum haben die damals nicht mit Bernd Lucke und Hans-Olaf Henkel einfach mal geredet? Pizza-Connection und so? Dann stünde Deutschland heute ganz anders da. Und später auch die WerteUnion, unterirdisch der Umgang mit mehr als 4000 der eigenen treuen Parteifreunde. Das waren zu Beginn alles begeisterte langjährige Unions-Leute, die nur den zerstörerischen Merkel-Kurs zutiefst ablehnten. Was hat die CDU nach Merkel denen zu bieten gehabt? Genau: Parteiausschlussverfahren.
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Sie wissen ja, ich kenne mich bei der Union ein bisschen aus. Und ich erinnere mich noch an ein Gespräch mit einem der wirklich wichtigen CDU-Leute in der Spitze, den Namen, den ich natürlich nicht nenne, kennen Sie alle. „Warum sprecht ihr nicht einfach mal hinter verschlossenen Türen miteinander“, fragte ich rhetorisch in Bezug auf Hans-Georg Maaßen, den unbequemen aber prominenten Parteifreund. „Bindet ihn und die WerteUnion ein, sprecht mit denen, da sind viele anständige und gute Leute dabei!“ Aber ich drang nicht durch.
Klima-Union toll, WerteUnion bäh. So wie die Lesben und Schwulen Union (LSU) eine Sonderorganisation der Partei mit wenigen Hundert Mitgliedern wurde, und die Christdemokraten für das Leben (CDL) mit Tausenden Mitgliedern bis heute keinen offiziellen Status in der Union genießt. Immerhin dürfen sie bei Parteitagen manchmal einen Infostand aufbauen. Mehr Zuneigung ist von den Christdemokraten heute nicht mehr zu erwarten für die christlichen Lebensschützer.
<strong>Und dann dieser Kauder</strong>
Ich muss Volker Kauder in diesem Zusammenhang erwähnen, auch wenn er als politischer Rentner heute in der Union nichts mehr zu melden hat wie der penetrante Ruprecht Polenz, den ich gern als den Stegner der Union bezeichne.
Volker Kauder fand ich mal richtig gut, der hatte ein Ohr, manche sagen ein Herz, für die Lebensschützer und Christen. Wie es dann Frau Merkl gelungen ist, den Mann solch einer Gehirnwäsche zu unterziehen, das werde ich nie verstehen. Die CDU dürfe nicht konservativ sein, mahnte Kauder gestern in einem Interview und übersah dabei offenbar, dass heute ein Viertel der deutschen Wähler AfD wählen wollen – Konservative, von denen die meisten die Union wählen würden, wenn es all die Merkels und Kauders, all die Anpasser und Klatschhasen nicht bis heute geben würde. Aber die Union, zumindest die CDU, liefert einfach nicht, bietet diesen Menschen nichts an.
So, und deshalb hätte die Stunde der WerteUnion schlagen können, wenn die Protagonisten an einem Strang gezogen, sich an Absprachen gehalten hätten und teamfähig und offen miteinander wären.
Der 2023 geborene Plan, zweigleisig mit Bündnis Deutschland (BD) und WerteUnion ein starkes Angebot für die bürgerlich-konservative Mitte zwischen Union und AfD zu schaffen, war doch gut. Die Leute waren (und sind) gut, aber sie haben es versemmelt. Weil sie nicht teamfähig sind und weil sie nicht professionell sein wollen. „Der kennt jemanden bei einer Werbeagentur in der Stadt, da kriegen wir einen guten Preis für unsere Flyer“, war so ein Satz, den ich aus der WerteUnion vor den drei Lancdtagswahlen in Ostdeutschland hörte, als es um die Kampagne ging. Nochmal: Der kennt einen bei einer Werbeagentur… Kann man sich gar nicht ausdenken.
Wahlplakate mit dem Konterfei von Kandidaten, deren Namen man vergessen hatte auch draufzuschreiben. Und dann Alphatiere, die sich erst herzhaft verbunden fühlen und ein Jahr später nahezu Hass gegenseitig empfinden. So kann das nichts werden.
<strong>Ist das Projekt WerteUnion und Bündnis Deutschland gescheitert?</strong>
Seit Monaten ist dieser Eindruck bei mir gewachsen. Vorgestern am späten Abend, als das Statement von Hans-Georg Maaßen in den Cyber-Orbit kam, also verbreitet wurde, war mein erster Gedanke. Das war es jetzt endgültig.
Und heute Morgen? Ich bin wirklich überrascht, wie viele Aktive aus den Reihen der beiden Kleinpartien mir jetzt erzählen, Maaßens Abrechnung mit seinen innerparteilichen Kritikern, meinetwegen Feinden, sei genau richtig. Jetzt gäbe es das große „reinigende Gewitter“ und dann ginge es aber richtig los. Immerhin, dass es plötzlich wieder eine Annährung der Maaßen-Getreuenin der WerteUnion mit dem Bündnis Deutschland zu geben scheint, hat mich auch überrascht. HGM und Simone Baum oder Kay-Achim Schönbach waren ja zuletzt nicht mehr die allerbesten Freunde – davor allerdings schon – und plötzlich wird wieder geredet, ob man mal wieder reden sollte.
Fassen wir so zusammen: Es wird nicht langweilig in unseren seit Jahren verzweifelten bürgerlich-konservativen Milieus. Würden alle an einem Strang ziehen, deren Namen seit Jahren genannt werden, gäbe es vielleicht einen Funken Hoffnung. Aber wie sang Xavier Naidoo einst richtig:
<em>Dieser Weg wird kein leichter sein
Dieser Weg wird steinig und schwer
Nicht mit vielen wirst du dir einig sein
Doch dieses Leben bietet so viel meh</em>r
Mit herzlichen Grüßen
Ihr Klaus Kelle
Neueste Früher Vogel
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Klaus Kelle, Chefredakteur