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Der Herdentrieb beeinflusst unsere Überzeugungen

Gibt es überhaupt noch gute Menschen?

Lukas Mihr
So viele Menschen, so viele Ansichten. Wer ist gut, wer ist böse?

Ein IQ-Test fragt verschiedene Facetten der menschlichen Intelligenz ab. Meist geht es um mathematische Fähigkeiten, sprachliches Talent oder das räumliche Vorstellungsvermögen. Trotzdem erhält man am Ende eine einzelne Zahl, den IQ. Aber kann man Intelligenz auf eine einzige Zahl reduzieren, wenn sie doch ein mehrdimensionales Phänomen ist? Man kann!

Denn es zeigt sich: Die einzelnen Teilbereiche sind miteinander korreliert, sprich, es gibt einen engen Zusammenhang.

Wer in einem Bereich gut ist, ist es auch meist im anderen. Die einzelnen Ergebnisse sind nicht identisch, aber liegen nicht allzu weit auseinander. Dass man in einem Bereich strohdoof und im anderen genial ist, kommt eben nicht vor. Die Psychologen nehmen daher einen Generalfaktor der Intelligenz an, dem die anderen Facetten der Intelligenz untergeordnet sind.

Leider gibt es keinen Generalfaktor des Guten

Als Wladimir Putin vor etwa drei Jahren in die Ukraine einfiel, war dies ein schwerer Schlag. Und nicht einmal nur, weil er damit großes Unheil über das Land brachte – Kriege sind in der menschlichen Geschichte leider der Normalzustand und nicht die Ausnahme – sondern weil er weite Teile der deutschen Bevölkerung auf seiner Seite hatte. Das Böse lässt sich eben leichter ertragen, wenn man weiß, dass es ein Gegengewicht, nämlich das Gute, gibt.

Natürlich würden nur die wenigsten Deutschen sagen, dass sie Putins Krieg unterstützen, vielmehr beteuern sie, dass es ihnen doch nur um Frieden ginge.

Aber zum jetzigen Zeitpunkt wäre ein solcher Vertragsabschluss, wie er Putin wohl vorschwebt, eben ein Diktatfrieden. Bekommt Putin was er will, nämlich eine deutliche reduzierte Ukraine ohne Einbindung ins westliche Militärbündnis, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis er oder sein Nachfolger irgendwann zum zweiten Mal versuchen, Kiew einzunehmen. Oder aber das Baltikum gerät ins Visiert. Wie der Westen sich in der Ukraine behauptet, wird auch in Peking aufmerksam beobachtet. Sollte sich eine breite Kriegsmüdigkeit breitmachen, könnte China sich ermutigt fühlen, sich auch Taiwan oder Südkorea einzuverleiben.

Frieden kann eben nur dann von Dauer sein, wenn der Übeltäter unschädlich gemacht wird

Oder wäre James Bond für uns immer noch ein edler Held, wenn er zum Ende des Films nicht triumphiert, sondern stattdessen einen Friedensvertrag abschließt?

Und klar, auch die USA haben in ihrer Geschichte oft genug anderen Ländern Unheil gebracht – nur heißt das eben noch lange nicht, dass Russland „jetzt auch mal darf.“

Auf welche Parteien kann sich Putin in Deutschland verlassen?

Vor allem auf drei: auf die AfD, die Linke und das BSW. Alle Parteien zusammen kommen aktuell auf etwa 30 Prozent.

Nun sind nicht alle Wähler dieser Parteien auch Putinversteher, ebenso wie nicht alle Wähler der übrigen Parteien Unterstützer der Ukraine sind. Nichtwähler einmal ganz ausgeklammert. Aber nimmt man an, dass sich all diese Faktoren ausbalancieren, dürften etwa 30 Prozent der Deutschen „Putinversteher“ sein. Das jedenfalls deckt sich mit dem Ergebnis anderer Umfragen, die eben nicht nach der Parteipräferenz, sondern explizit nach dem Ukraine-Krieg fragen.

Aber heißt das nicht im Umkehrschluss, dass 70 Prozent der Deutschen gute Menschen sind?

Leider nein!

Nehmen wir dazu den Gegensatz zwischen Grünen und AfD an. Erstere sind tatsächlich mit Abstand die lauteste Partei, wenn es darum geht, die Ukraine zu unterstützen. Toni Hofreiter beispielsweise kann tatsächlich mit Fachkenntnis glänzen und verschiedene Panzertypen aufzählen. Als Angehöriger einer ehemals pazifistischen Partei hat er sich damit tatsächlich einen gewissen Respekt verdient.

Aber das macht die Grünen noch lange nicht zu guten Menschen. Denn die Masseneinwanderung aus dem islamischen Kulturkreis, die täglich zu Messerattacken und sexuellen Übergriffen führt, wird von ihnen immer noch bejubelt. Oder überspitzt gesagt: ein Grüner kann einen syrischen Vergewaltiger ebenso wenig verurteilen, wie ein Blauer den russischen Vergewaltiger verurteilen kann.

Noch dazu unterstützen die Grünen die Trans-Agenda. Männer die sich als Frauen fühlen, dürfen in Frauenräume eindringen, wie zum Beispiel die Frauensauna oder das Frauengefängnis. Und seitdem es einen Hype darum gibt, trans zu sein, wollen immer mehr Jugendliche geschlechtsangleichende Eingriffe. Dieser sind aber irreversibel und werden in den kommenden Jahren tausende zerstöre Leben hinterlassen.

Kann der Bürger wissen, wie sich die Wirtschaft am ehesten ankurbeln lässt, ob uns wirklich eine große Gefahr durch den Klimawandel droht oder was denn nun wirklich die beste Reaktion auf die Corona-Pandemie war?

Nein, natürlich nicht. Wenn sich schon die Experten streiten, kann man vom Einzelnen eben nicht die richtige Antwort erwarten.

Aber bei vielen Fragen kann man auch ohne Vorbildung wissen, was richtig ist, sofern man denn ein guter Mensch ist

Putin ist ein Verbrecher, der Islam befürwortet Gewalt und eine „Person mit Penis“ ist eben keine Frau.

Es ist auch kein Problem, bei fast jeder dieser Fragen eine Mehrheit der Deutschen zu finden, die die richtige Person dann vertritt. Es ist aber äußerst schwierig, Menschen zu finden, die bei allen Punkten auf der richtigen Seite verstehen. Je eher man den grünen Wahnsinn ablehnt, desto eher ist man ein Putinversteher.

Einen Generalfaktor des Guten, so wie den Generalfaktor der Intelligenz, scheint es also nicht zu geben.

Der Grund dafür ist, dass der Mensch eben nach wie vor ein Herdentier ist

Was sich über Jahrtausende in unseren genetischen Code eingeschrieben hat, geht nicht von heute auf morgen verloren, nur weil die Steinzeit an ihr Ende gelangt und das Computerzeitalter angebrochen ist.

Menschen merken schnell, wie ihr Umfeld tickt und passen sich dementsprechend an. Wer von lauter Grünen-Wählern umgeben ist, wird in den meisten Fällen auch selbst grün denken. Nicht nur wird einfach stumpf nachplappern, was er hört, nein, sein Gehirn wird ihm einreden, dass die grünen Positionen – und seien sie noch so absurd – richtig sind. Dieser Effekt ist paradoxerweise bei intelligenten Menschen stärker ausgeprägt. Intelligenz kann also sehr wohl Dummheit verursachen. Denn vor allem die Fallhöhe bestimmt, wie sehr man sich der Herde unterordnet. Wer eine gehobene Position im Beruf hat, der kann für die falsche Meinung schnell das Umfeld verlieren. Wer hingegen in Cottbus in der Platte hockt, der hat nichts mehr zu verlieren und kann daher tatsächliche eine Spur freier denken.

Und natürlich stimmt, dass ein AfD-Wähler nicht einfach blind mit der grünen Herde mitläuft. Innerhalb seiner eigenen Herde ist er dann allerdings deutlich folgsamer. Dann wird die gleiche Skepsis, die man gegenüber Olaf Scholz an den Tag legt, nicht mehr auf Wladimir Putin angewendet. Ja allein schon, weil die Grünen an der Seite der Ukraine stehen, sieht man in Russland plötzlich den Freund, weil das die eigene Gruppenidentität stärkt.

Dafür wirft man schon mal die eigenen Überzeugungen über Bord. Die AfD wendet sich (natürlich zu recht!) gegen die Tschetschenenbanden, die so manche Stadt in Deutschland terrorisieren. Dass aber Putins Vassallenherrscher Ramsan Kadyrow ein tschetschenisches Bataillon in die Ukraine schickt, interessiert sie weniger. Das politische Klima in Deutschland vergleicht die AfD gern mit Nordkorea. Aber einen Aufschrei, dass auch Nordkoreaner für Putin kämpfen, bleibt aus.

Soll das nun heißen, dass es gar keinen guten Menschen mehr gibt?

Natürlich nicht. Die oben beschriebenen Mechanismen greifen umso stärker, je mehr man politisch engagiert ist. Ein Mitglied der Grünen ist eben das ganze Jahr lang ein Grüner. Ein Grünen-Wähler ist üblicherweise nur an einem Tag grün und an 364 Tagen ein Ehemann, Vater, Angestellter oder Fußballfan. Und auch eine Mutter, die grün wählt, ist üblicherweise schockiert, wenn ein kleines Kind, wie jüngst in Aschaffenburg, ermordet wird. Laut Umfragen sind selbst die meisten Grünen-Wähler dafür, gewalttätige Ausländer abzuschieben.

Es gibt also noch Hoffnung.

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Klaus Kelle, Chefredakteur