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Wie ernst nehmen wir, die glauben, noch das, was wir glauben?

von KLAUS KELLE

Einen sonnigen Gruß schicke ich Ihnen allen aus Rom! Im Flughafen Fiumicino erstmal das Smartphone ausgepackt und telefoniert – kostet ja ab heute keine Roaminggebühren mehr. Manchmal auch gar nicht schlecht, diese EU.

Heute Nachmittag nehme ich mit katholischen Freunden an der großen Fronleichnams-Prozession durch die Ewige Stadt teil – gemeinsam mit dem Heiligen Vater und wahrscheinlich zehntausenden Gläubigen. Ich liebe hin und wieder solche Großereignisse, und während ich im Anflug hoch über den Wolken mit Air Berlin (keine Löcher in den Tragflächen, nur leichter Benzingeruch) bin, denke ich über uns Christen im Allgemeinen nach. Alle die, die wir heute gekommen sind: erfüllen wir den Auftrag von Jesus Christus? Leben wir nach seinen Geboten, immerhin unserem Glauben nach direkt von Gott gesandt? Wie standfest ist unser Glaube in dieser modernen und verrückten Welt? Wenn sich ein ungeplantes Kind ankündigt? Wenn wir über einen Arbeitskollegen lästern wollen? Wenn wir die Verkäuferin mit den langen schwarzen Haare in der Boutique anschauen – kommt uns da sofort der Gedanke, dass man nicht die Ehe brechen soll? Die heilige Ehe?

Je älter ich werde, desto fester ist meine Überzeugung gewachsen, dass die Zehn Gebote auch und gerade heute so ernst genommen werden sollten, wie nur irgend möglich. Würden alle sie ernst nehmen, lebten wir im Paradies. Keine Gewalt und keine Verbrechen, Eltern, die von ihren Kindern geehrt werden. Kein Diebstahl, kein Mord, glückliche Paare ohne nächtelange Tränenströme.

Ich weiß, diese Art von Welt werden wir alle nicht mehr erleben. Aber wir sollten sie wirklich anstreben, zumindest unser Bestes tun, um so zu leben. Warum? Wer glaubt, dem muss man es nicht erklären. Und wer nicht glaubt, dem kann man es nicht erklären.

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Klaus Kelle, Chefredakteur