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Teilweise ist das sogar gelungen

Maike Schulz-Broers baute die Basis-Bewegung „Land schafft Verbindung“ auf – nun zieht sie sich zurück

Zieht sich ins Privatleben zurück: Maike Schulz-Broers

von MARTIN D. WIND

BERLIN – Ihr Name steht für einen unbeugsamen Willen, einen aufrechten Gang und für kluge Aktion: Maike Schulz-Broers. Sie hat Anfang Oktober 2019 aus dem Stand heraus innerhalb weniger Wochen die größte Bauernbewegung von der Basis nach dem Zweiten Weltkrieg auf die Beine gestellt: „Land schafft Verbindung“ (LsV). Innerhalb von 20 Tagen gelang es ihr, Zehntausende Landwirte aus dem gesamten Bundesgebiet zu einer Großdemo nach Bonn zu rufen. Sie kamen aus allen Gegenden Deutschlands mit ihren Treckern gefahren und haben so deutlich gemacht, dass Sie ein politischer Faktor sind – so sie sich einig sind.

Am vergangenen Montag ist Maike Schulz-Broers nun vom Vorstandsposten der von ihr begründeten und inzwischen als eigetragener Verein firmierenden Bewegung zurückgetreten. Erstaunlich, dass sie überhaupt so lange „ausgeharrt“ hat.

Schon kurz nach der Gründung der Bewegung wurde das erkennbar, was man als „Normalbürger“ manchmal lachend abtut: Der Spruch, dass man sie totschlagen müsse, um drei Bauern mit einer Meinung zu haben, scheint einen wahren und bitteren Kern zu haben. Kaum waren die Landwirte auf der Straße, wurde das Potential der Bewegung erkennbar, kamen auch schon solche an, die dieses Potential für sich nutzen wollten, bzw. die Interesse daran hatten, ihre alten Pfründe unter den Landwirten zu verteidigen.

Von Beginn an haben Einzelne versucht, „Land schafft Verbindung“ zu kapern und für ihre Zwecke, ihre (politischen) Ziele umzumodeln und zu instrumentalisieren. Diese Bestrebungen – wie man sie ähnlich aus bei anderen Vereinen oder im politischen Betrieb beobachten muss – wurden mit brutaler Härte und mit infamen Angriffen gegen Schulz-Broers geführt. Erstaunlich, mit welcher Zähigkeit sie dennoch durchhielt, um den Anliegen der Landwirte im politischen Berlin endlich angemessene Aufmerksamkeit zu erkämpfen. Das gelang so gut, dass alteingesessene „Bauernvertreter“ sich in ihrer Alleinstellung gefährdet sahen und ebenfalls mit verdeckten Aktionen versuchten, „Land schafft Verbindung“ ins Abseits zu kegeln.

Teilweise ist das sogar gelungen

Der Lebensmittelhandel (LH), der von den Landwirten der LsV mehr oder weniger für Verhandlungen über faire Vergütung zu „Tisch gebeten“ wurde, wandte sich nach geraumer Zeit und hinhaltenden Taktierereien wieder jenen zu, die schon in der Vergangenheit weniger für faire Bezahlung der Landwirte gekämpft, als vielmehr die Profite des LH bedient hatten. Dennoch hat die Basis jetzt den Fuß in der Türe und ist in die Gespräche involviert: Ganz kommen die „alten Platzhirsche“ ohne die Basis dann doch nicht aus. Das Hinterzimmer-Gekungel hat ein Ende. Nun kommt es darauf an, dass die Vertreter der Basis in den Verhandlungen standhaft bleiben und sich nicht „einfangen“ lassen.

Aber nicht nur auf politischen Schlachtfeldern haben sich die inzwischen geknüpften und belastbaren Netzwerke der Landbevölkerung bewährt.

Wer erinnert sich nicht an die Landwirte, die als erste in das Katastrophengebiet des Hochwasserereignisses an der Ahr fuhren? Über die Kontakte des LsV konnte in rasender Eile schwere Gerät herangefahren und zur Rettung der Menschen eingesetzt werden. Mit mobilen Werkstätten wurden die geschundenen Schlepper, die Radlader und Kettenbagger in Schuss gehalten, Landwirte brachten Futter für Nutz- und Haustiere, denen das Futter von den Wasserfluten weggeschwemmt worden war, es wurden Kleidung, Spielsachen, Lebensmittel, Treibstoffe, Wasser, Stromgeneratoren, Trockengeräte und vieles andere mehr, teilweise hunderte Kilometer herangefahren, um es den Katastrophenopfern zur Verfügung zu stellen. Eine solche unbürokratische, menschliche und spontane Solidarität hat man in Deutschland selten gesehen.

Maike Schulz-Broers hat mit LsV eine beeindruckende Bewegung aus der Taufe gehoben, die inzwischen mehrere „Feuertaufen“ bestanden hat. Darunter selbstverständlich das in Deutschland kaum noch wegzudenkende Spielchen der politischen Gegner, die Bewegung als Sammlungsort für Extremisten zu verunglimpfen. Wenn nichts mehr hilft, dann versuchen es die üblichen Verdächtigen eben immer wieder gerne mit der politischen Extremisten-Keule. Bei LsV konnte das nicht nachhaltig wirken, weil die Bewegung eben doch eine breite Bevölkerung repräsentiert, überparteilich und nicht verbandsungebunden.

Nun verlässt die Initiatorin „ihr Kind“, wird aber dem Verein verbunden bleiben und sich weiterhin für die Belange der Landwirte einsetzen. Allerdings will sie sich beruflich neu orientieren und braucht nach rund drei Jahren „am Steuerrad in stürmischer See“ „auch mal wieder mehr Privatleben“. Als Vorstand ist das in der gegenwärtigen Lage nicht zu erreichen. Ihr Fazit: „In den vergangenen Jahren habe ich viele großartige Menschen kennenlernen dürfen und ich finde es klasse, dass so eine gute Vernetzung stattgefunden hat. Machen wir weiterhin das Beste draus!“ Dem neuen Vorstand wünscht Maike Schulz-Broers eine glückliche Hand bei der Arbeit und Erfolg beim Eintreten für die Anliegen der Landbevölkerung

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Klaus Kelle, Chefredakteur