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Die Union und die Kandidatenfrage

Also doch: Markus Söder würde sich „nicht drücken, Verantwortung zu übernehmen“

KLAUS KELLE
Der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder könnte Kanzler.

Was will der Mann wirklich? Der CSU-Chef und bayerische Ministerpräsident Markus Söder ist ein echtes politisches Chamäleon. Deshalb, weil es von diesen Leguanen mindestens 200 Arten gibt, die mühelos die Farbe wechseln können. Sie sind „Meister der Tarnung“, und ja, das ist Markus Söder auch. Nicht nur bezogen auf seine politischen Ziele, wenn er denn welche hat, die ihm wirklich am Herzen liegen.

Unvergessen ist seine Wahlkampagne durch überfüllte bayerische Bierzelte vor der Landtagswahl, wo er den massenhaften Asylmissbrauch mit kernigen Formulierungen geißelte. Und die Wahl locker gewann.

Und nach der Wahl?

Da sprach er direkt darüber, er wolle seine Partei „grüner“ machen, später, nach dem Stress mit seinem Freie Wähler-Koalitionspartner Hubert Aiwanger vergangenes Jahr mit der Schultaschen-Affäre, kokettierte der CSU-Mann dann mit „anderen Machtoptionen“, die er im Freistaat habe. Und unvergessen ist auch, dass er Merkels unsinnige Entscheidung, die deutschen Atommeiler abzuschalten, von Anfang an unterstützte und konsequent umsetzte. Unter seine Führung wurde die bayerische Traditionspartei plötzlich öko, nachhaltige Wirtschaft, gesunde Ernährung kamen als Themen auf die politische Agenda. Warum also nicht auch mit den Grünen koalieren. Nach „hartem Ringen“, versteht sich, innovativ und modern.

Nun naht die nächste Bundestagswahl und den Grünen bläst der kalte Wind ins Gesicht. Zu stümperhaft, zu ideologisch, zu ahnungslos und ein grottig unfähiges Spitzenpersonal – dann klappt‘s nicht mehr mit dem Wähler. Und das ist auch gut so.

Die Union hat jetzt die Wahl

In einer normalen Partei wäre der Parteichef Friedrich Merz für die Funktion des gemeinsamen nächsten Kanzlerkandidaten von CDU und CSU längst gesetzt. Denn Merz hat seine Rolle längst gefunden, seine öffentlichen Auftritte – zuletzt nach Solingen vor der Bundespressekonferenz – sind nicht nur fehlerfrei, sie sind überzeugend. Kein Politiker-Gelaber, sondern Klartext. Angriffslustig, überzeugend.

Aber die CDU ist eben nach Merkel keine normale Partei mehr. Sie gewinnen wieder Wahlen – auf niedrigem Niveau – sie geben in immer mehr Bundesländern den Ton an. Und schon nach der Hessen-Wahl hätte man den Chef zum Kandidaten ausrufen sollen. Doch Möchtegern-Kanzler Hendrik Wüst aus NRW grätschte gleich nach der Wahl von hinten ins Kreuz des Parteifreundes aus dem Sauerland. Es gäbe mindestens fünf Kandidaten der Union, die das Zeug zum Kanzler haben, sagt er in dir Mikrofone, meinte aber zweifellos in erster Linie sich selbst. Schwiegersohn der Republik unter Kontrolle des grünen Koalitionspartners in Düsseldorf – das würde ihm auch im Bund gefallen.

Und jetzt Markus Söder

Wird er der erste Bundeskanzler aus Bayern? Franz-Josef Strauß und Edmund Stoiber hatten die Chance, scheiterten aber.

Der evangelische Franke Söder könnte Kanzler. Er ist anpassungsfähig genug, er hat den Machtwillen…und er ist ein Chamäleon, der seine Farbe wechselt, wie er es für das Erreichen persönlicher Ziele braucht.

Schwarz-Grün – das ist keine Option, sagt er jetzt wieder. Weder in Bayern, und auch nicht im Bund.

Gerade, bei der CSU-Fraktionsklausur in Neuhardenberg, feuerte der CSU-Chef seinen Anspruch weiter an. Im ZDF-„heute journal“ sagte Söder: „Wissen Sie, ich werde ja aus vielen Teilen der Bevölkerung aus Deutschland gefragt“, befand Söder. „So schlecht und so absurd ist die Idee auch nicht, dass man überlegen könnte, dass wir mehrere gute Kandidaten haben.“

Im ARD „Deutschlandtrend“ versicherten aktuell 41 Prozent der befragten Wähler, Söder wäre ein guter Kanzlerkandidat für die Union – ein Plus von drei Prozent. Wüst kommt in der Umfrage auf 33 Prozent, Merz sogar nur auf 23. Bei den Anhängern der Union liegt Söder auch deutlich vorn: 57 würden ihn vorne sehen, Merz immerhin 48 Prozent vor Wüst mit 43.

Söder hatte noch am Montag in seiner Rede in einem bayerischen Festzelt gesagt, er würde sich „nicht drücken, Verantwortung für unser Land zu übernehmen.“

Mehr Bewerbung geht nicht…

 

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Klaus Kelle, Chefredakteur