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Armin Laschet müsste nur das Tafelsilber aus dem Keller holen – aber er macht’s halt nicht

Liebe Leserinnen und Leser,

Armin Laschet, dessen CDU in Umfragen zur Bundestagswahl einen historischen Tiefstand ausweist, hat gestern versucht, einen Befreiungsschlag zu landen. In einer Videokonferenz mit Parteifreunden in Baden-Württemberg kündigte er an, dass Friedrich Merz ab nun im „Mannschaftskader“ der Union sei, was eine seltsame Formulierung ist übrigens.

Die Methode ist nicht neu, denn das hat Laschet bei der vergangenen Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen so ähnlich gemacht. Trotz der miesen Performance der Amtsinhaberin Hannelore Kraft von der SPD und ihrem Innenminister Ralf Jäger, ebenfalls Genosse, sah es für Laschet im Rennen um das Büro in der Düsseldorfer Staatskanzlei lange nicht gut aus. Gar nicht gut. Doch dann zog er eine Trumpfkarte, die Linke immer ziehen, wenn es ganz schlecht aussieht – sie holen einen Rechten. Also, links und rechts ist jetzt hier etwas holzschnittartig verwendet, denn Laschet ist nicht ganz links und Wolfgang Bosbach nicht ganz rechts – aber ein bisschen eben. Und weil der nur mäßig populäre linke Armin kurz davor war, das Ding zu versemmeln, musste der überaus populäre rechte Wolfgang sein Gesicht dafür hergeben, den Wählern draußen im Lande zu suggerieren, der werde sich nach einer erfolgreichen Wahlschlacht um die Sicherheit im Lande kümmern. Wahltaktisch hat das geklappt, nur Bosbach spielte danach keine Rolle mehr am Hofe Laschet.

Das ist irgendwie unanständig, überrascht aber auch nicht, denn inzwischen wissen wir alle, dass Politik oftmals ein mieses Geschäft ist. In diesem konkreten Fall war es auch nicht ganz so schlimm, denn Laschets Berufung des alten Haudegens Herbert Reul zum NRW-Innenminister erwies sich als echter Glücksfall. Seine Polizisten lieben ihn, Rocker und Clans fürchten ihn – alles richtig gemacht.

Aber lässt sich das jetzt einfach so kopieren und die Union im September zum Erfolg führen? Ich halte das für ausgeschlossen, und das einzig Überraschende gestern war für mich, dass Merz sich für so einen durchsichtigen Schachzug hergibt. O.k. vielleicht ist es die letzte Chance des Sauerländers, der dem nächsten Bundestag angehören wird, noch einmal auf die große Berliner Bühne zu springen, wenn nämlich Armin Laschet Bundeskanzler wird. Das allerdings ist alles andere als sicher. Andererseits: Da der oft verliert und dann dennoch die Spitzenjobs bekommt, kann man es natürlich auch nicht ausschließen. Mehr dazu hier

Dabei wäre es so einfach für Armin Laschet, dem als Rheinländer das Joviale in den Genen liegt. Der Mann ist im Umgang sympathisch, er kann Büttenreden, er kann Omas umarmen, er kann Orden verleihen, er macht rundherum eine gute Figur. Und er ist nicht einmal das spöttische Abziehbild, das sein Gegner ihm als „Merkel-Klon“ anhängen wollen. Armin Laschet ist sozialisiert in der alten rheinisch-katholischen CDU, und er hat nicht diesen fremden Stallgeruch der Noch-Bundeskanzlerin, von der man erzählt, dass sie vor der Wende niemals etwas mit der CDU zu tun haben wollte. Und die das ja letztlich dann auch niemals hatte…

Nein, Armin Laschet müsste bloß das Tafelsilber aus dem alten Umzugskarton kramen. Das Inhaltliche – Familienförderung statt GenderGaga, Innere Sicherheit und Abschiebung statt weitere Migration aus dem islamischen Kulturkreis, unternehmerische Freiheit statt Bürokratie und Regulierung – um 180 Grad drehen, herrlich, oder? Aber es wird halt nicht passieren. Oder schauen Sie aufs Personal. Das würde gar nicht so schlecht aussehen, wenn man es wollte. Merz als Schattenminister für die Wirtschaft, Hans Georg Maaßen als Schatteninnenminister, Sylvia Pantel als Familienministerin – hey, da könnte sogar jemand wie ich wieder die CDU wählen. Aber der Armin will mich halt nicht und Millionen andere bürgerlich-konservative Menschen auch nicht, deren Stimmen, Steuern und GEZ-Zwangsgebühren man gerne kassiert, die aber sonst bitte die Schnauze halten sollen. Darum entscheiden dann knapp 40 Leute, wer Kanzlerkandidat wird – für 420.000 Mitglieder.

Und weil das so ist, wird der 26. September für die Union ein rabenschwarzer Tag, der vermutlich das bisher schlechteste Ergebnis seit 1949, das man 2017 einfuhr, noch negativ toppen wird. Ich kann es nicht ändern. denn letztlich gilt die alte Volksweisheit: Wer nicht hören will, muss fühlen.

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Klaus Kelle, Chefredakteur