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kein Konzept und keinen Vorschlag

Corona liegt im Sterben – und was machen wir den Rest des Jahres?

Thilo Schneider
Eingesperrt mit Maske? Jetzt ist erstmal Frühling.

Corona liegt – zumindest vorerst und sehr zum Leidwesen des Ultra-Karls – im Sterben. Ich hoffe und würde schon sagen, dass wir das Schlimmste hinter uns haben, die restlichen Viren verursachen noch etwas Husten, Schnupfen und Heiterkeit und werden mit Aspirin zusammengekehrt. Aus diesem Grunde möchte ich als Berufsoptimist und Menschenfreund einen Blick zurückwerfen.

Wenngleich meine eigene, doppelt geimpfte Mutter mit 80 Jahren an oder mit oder durch oder von Corona gestorben ist. Man weiß es nicht, eine Obduktion haben wir uns geschenkt, da tot nun einmal tot ist und mit 80 darf auch ein Mensch einmal sterben, weil dies der Lauf der Dinge ist. Erst recht, wenn er vorerkrankt ist.

In der Rückschau dürfte es zu keiner Zeit mehr aufgeräumte Garagen und gepflegte Gärten in Deutschland gegeben haben als in den vergangenen beiden Jahren. Jeder Angestellte, der in Quarantäne musste und nicht siechend darniederlag, suchte sich einfach eine Beschäftigung und tat die Dinge, die er oder sie schon lange einmal machen wollte. Es war ja Corona.

Wir sahen erbitterte Kämpfe um Toilettenpapier und die Definition von „haushaltsüblicher Menge“. Kleiner Tipp: Mehr als zwei Großpackungen Vierlagiges dürfen Sie in einer Woche nicht verbrauchen, sonst stimmt etwas mit Ihrem Darm nicht. Nein, „für die Nachbarin mitnehmen“ gilt nicht. Erst recht gilt „für das komplette Stadtviertel einkaufen“ nicht mehr als „haushaltsüblich“. Wenigstens dann nicht, wenn Sie es nicht auch sonst, so ohne Corona, tun.

Wir haben es geschafft, die durch das Verbot von Plastikstrohhalmen nicht mehr ganz so zugemüllte Umwelt jetzt mit „verlorenen“ Masken jedweden Materials zu beglücken, der Umwelt hätte das ja sonst gerade noch gefehlt. Besonders die Parkplätze von Supermärkten und Bahnhöfen waren und sind ein dankbares Jagdrevier für jede Stadtreinigung.

Apropos: Gerade die Maskentragepflicht nahm stellenweise die Ausmaße eines flächendeckenden Intelligenztests an. Als frechen Kinnschutz, nur über dem Mund, über Mund, Nase und dem unteren Teil der Augen – es gab ganz viele Varianten, wie falsch man einen derart simplen Gegenstand handhaben kann oder wie man trotz aufgemalter Gebrauchsanweisung völlig danebenliegen kann. Die Maskenpflicht war der schlagende Beweis dafür, dass man nichts idiotensicher machen kann, weil die Idioten so einfallsreich sind.

Über die Hygiene innerhalb der Maskenatmosphäre haben wir da noch gar nicht gesprochen. Gar manche „Alltagsmaske“ dürfte jeden Gynäkologen ob der darin enthaltenen Viren- und Joghurtkulturen in große Freude und helle Aufregung versetzt haben. Die meisten Masken fristeten ein wochen- oder monatelanges trauriges Dasein über Rückspiegeln oder in Jacken- und Hosentaschen und wurden nur ausgetauscht, wenn sie eine derart riechende Flora entwickelten, dass sogar dem Kinnträger schlecht wurde.

Bis heute haben wir übrigens auch kein Konzept und keinen Vorschlag, wann denn „die Pandemie besiegt ist“.

Die Ideen reichen von „wenn alle geimpft sind“ über „wenn alle Ungeimpften tot sind“ bis hin zu „mir egal, ich habe die Faxen jetzt dick“. Wir wissen heute etwas mehr über das Hohe C als vor zwei Jahren, aber immer noch zu wenig, um ein Ende erkennen oder verkünden zu können, dafür hat sich ein gewisser Pragmatismus breit gemacht, weil zu den 9.999 Lebensrisiken eben noch eines hinzugekommen ist. Tatsächlich ist es immer noch weniger wahrscheinlich, von einem herabstürzenden Klavier als von einem Virus getötet zu werden, trotzdem müssen ja auch Möbelpacker Vorschriften einhalten. Zumindest, wenn jemand hinsieht und das Klavier aus wenigstens dem ersten Stock durchs Fenster gehoben wird.

Die Gesellschaft ist nach wie vor gespalten in die, die auch allein im Auto Maske tragen, damit sie sich selbst nicht infizieren und die, die ohne Maske dichtgedrängt in der Disco zappeln, weil sie meinen, dass biologische Gesetze nur für die anderen gelten. Dazwischen gibt es ein paar Vernünftige, die ihr Mäskchen situativ nutzen und große Menschenansammlungen in geschlossenen Räumen meiden. Ein Restrisiko werden wir alle und für immer haben. Man kann aber nachwievor auch an Pest und Pocken erkranken, das passiert nur relativ selten.

Die Welt hat dank Putin derzeit auch andere Probleme, zumindest in der Ukraine spielt Corona im öffentlichen Bewusstsein derzeit eine eher untergeordnete Rolle, weswegen der deutsche Ultra-Karl auch darauf verzichtet hat, anders als im Ahrtal, Impfbusse oder Impfdosen nach Kiew zu schicken. Deswegen vermute ich, dass einer der beliebtesten Politiker #Scholzlands demnächst zum Militärexperten umschult, was sinnvoll ist, wenn er weiter durch Talkshows tingeln will. Und allemal besser als die frühvergreiste Verteidigungsministerin sollte er den Job auch machen. Obwohl: Wenn er als Verteidigungsminister ebenso clever wie als Gesundheitsminister ist, darf sich die Bundeswehr nächstens über 10.000 Leopard-Panzer freuen. Die Rüstungsindustrie auch. Die Russen auch, jeder macht gerne Beute.

In diesem Sinne: Lassen Sie uns sehen, was das restliche Jahr 2022 noch bringt, und sollte es über Ihrer Kreisstadt einen wirklich sehr hellen Lichtblitz geben: Tun Sie sich selbst einen Gefallen und sehen Sie direkt hinein. Gehen Sie ins Licht.

(Weitere dunkle Artikel des Autors gibt´s unter www.politticker.de)
Von Thilo Schneider ist in der Achgut-Edition erschienen: The Dark Side of the Mittelschicht, Achgut-Edition, 224 Seiten, 22 Euro.

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Klaus Kelle, Chefredakteur