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«Gravierende Anhaltspunkte» – leider erst nach vier Monaten

Liebe Leserinnen und Leser,

die Generalbundesanwaltschaft hat gestern den Fall eines 27-Jährigen übernommen, der am 6. November vergangenes Jahres in einem ICE zwischen Regensburg und Nürnberg vier Männer im Alter zwischen 26 und 60 Jahren verletzt hat. Der Täter sitzt – wenigstens das – in Untersuchungshaft.

Nach der Tag hatte die Polizei die Öffentlichkeit über einen „Mann“ informiert, der wohl psychisch gestört sein müsse. Nun, wenn ich Ihnen verrate, dass es sich bei dem Täter um einen jungen Mann aus Syrien und bei der Tatwaffe um ein Klappmesser mit einer acht Zentimeter langen Klinge gehandelt hat, dann ahnen Sie, was da wohl passiert sein könnte.

Mich würde wirklich interessieren, weshalb die Behörden damals bei dieser Beweislage von einer psychischen Störung ausgegangen sind – wenn sie das tatsächlich waren. Wahrscheinlich denken auch die Ermittler so wie wir alle, wenn sie Gewalt, Syrer und Messer hören. Aber sie sagen es halt nicht, weil das ja Teile der Bevölkerung beunruhigen könnte. In der Tat.

In Presseberichten wird der Täter zitiert, er habe sich von der Polizei verfolgt gefühlt. Naja, dafür sind Polizisten da, Gewalttäter zu verfolgen. Es drängt sich einfach der Verdacht auf, da habe man die Wirklichkeit ein wenig geschönt, wieder einmal.

Ich meine, wenn sie damals im November wirklich unsicher gewesen sind, warum haben sie dann nicht einfach gar nichts gesagt. „Wir wissen es noch nicht“ oder „die Ermittlungen dauern an“? Aber nein, junge Syrer mit Messer – klar, psychische Störung. Als ob nicht nahezu jeder, der mit einem Messer auf fremde Menschen einsticht, einen gehörigen Dachschaden mit sich herumträgt.

Und stellen Sie sich einmal vor, der Täter wäre ein bekannter Rechtsextremist gewesen, ein Neonazi aus der Hooligan-Szene, SS-Runen auf seiner Haut tätowiert. Wir wüssten noch am gleichen Tag alles. Seinen Namen, sein Alter und seinen Beruf, seine Lebenspartnerin, die drei unehelichen Kinder mit Namen, alles, jeder in Deutschland, der Medien nutzt. Aber ein syrischer Gewalttäter mit Messer – ich bitte Sie, was könnte denn bloß sonst sein Motiv gewesen sein als eine psychische Erkrankung?

Immerhin: In diesem Fall wissen wir es jetzt, der Generalbundesanwalt verrät uns, es gäbe «gravierende Anhaltspunkte für einen islamistischen Hintergrund». In seiner Wohnung fand man Propagandamaterial der Terrororganisation Islamischer Staat (IS), in dem zu Anschlägen aufgerufen worden sei. Unser junger Gast missachte alle Deutschen und wolle nur mit anderen «rechtgläubigen» Muslimen in einem an der Scharia ausgerichteten Staat zusammenleben, erzählten Bekannte des Terroristen den Ermittlern.

Warum verschweigt man uns vier Monate lang, was doch offensichtlich war? Und wie viele solcher tickenden Zeitbomben laufen da draußen noch herum? Und warum sind 300.000 rechtskräftig von unseren Gerichten abgelehnte Asylbewerber immer noch in Deutschland?

Am Tag nach dem Anschlag wird eine Kriminaldirektorin Sabine Nagel in der Presse mit den Worten zitiert: Es gebe „keine Anhaltspunkte für einen islamistischen Hintergrund“. Na, dann haben wir ja nichts zu befürchten.

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Klaus Kelle, Chefredakteur