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Im Angesicht eines drohenden großen Krieges mag ich nicht mehr nur freundlich sein

KLAUS KELLE

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser!

Reden wir heute mal über Umgangsformen, im wirklichen Leben und besonders in den Sozialen Netzwerken. Mein Freund Christoph aus dem schönen Ostwestfalen mahnte mich gestern auf Facebook öffentlich, doch in meinen Formulierungen wieder etwas freundlicher auch zu Andersdenkenden zu sein. Und weil jeder, der mich kennt, weiß, dass ich ein wirklich umgänglicher Typ bin, der sehr gern zu allen Menschen freundlich sein will, erlaube ich mir, ein paar Sätze zum Thema Umgangsformen hier aufzuschreiben.

Tatsächlich ist der Ton in den vergangen, sagen wir, zwei Jahren deutlich rauher geworden in den Netzwerken. Auch in den bürgerlichen, konservativen und christlichen Netzwerken. Der Auslöser sind der Ukraine-Krieg und Russlands Diktator Wladimir Putin. Ich weiß, dass bei dieser Bezeichnung gleich einigen sofort wieder dr Kamm schwillt, aber ich formuliere das bewusst so. Denn die Bürger Russlands dürfen zwar tatsächlich alle paar Jahre Putin bestätigen, nur dass vorher ernsthafte Gegenkandidaten von der Wahlausgeschlossen, vorübergehend (Chodorkowski) oder final (Nawalny) ins Straflage weggesperrt werden, oder man sie gleich subtil in den Hinterkopf schießt und an der Kremlmauer in Moskau ablegt (Nemzow).

Also, bitte, erzählen sie mir nichts von Demokratie in Russland. Ziehen Sie hin, wenn es Ihnen hier nicht und dort besser gefällt. Wenn es nach mir ginge, sollte der deutsche Staat eine Stiftung gründen, die jeden, der freiwillig nach Russland ziehen will, finanziell unterstützt, sofern diese Personen sich vorher schriftlich und rechtsverbindlich verpflichten, nie wieder zurückzukommen nach Deutschland.

Das Putin-Thema und der Krieg markieren einen tiefen Riss durch unsere eher konservativen Milieus, jeder von Ihnen merkt das doch.

Aber die drohende Kriegsgefahr, die aktiven Sabotage- und Spionageaktionen gegen unser Land, die offenen Drohungen im russischen Fernsehen, deutsche Städte mit Raketen beschießen zu wollen – nehmen diese Leute das überhaupt wahr?

Ich meine, politischer Streit gehört zu meinem Alltag

Muss die Brandmauer weg, geht Deutschlands Wirtschaft in die Grütze, ist der Klimawandel menschgemacht, oder gibt es den vielleicht gar nicht? Wen kann unsereins noch wählen – all das heizt die Stimmung auf, da lässt sich heftig streiten, da kann man sich am Stammtisch anbrüllen, wie ich das vergangene Woche erst in München erlebt habe. Und das ist legitim.

Aber dieser ganze Müll, der bewusst Tag für Tag über unserem Land abgeworfen wird, all die Lügengeschichten, all die Hetze – ja, das regt mich auf.

Wenn ich sehe, dass Leute neben Bildern ausgebombter Städte in der Ukraine Lachsmileys platzieren, wenn ich all diese Lügengeschichten über Präsident Selensky höre und wie viele Menschen wirklich überzeugt sind, dass die wahr sind, dann habe ich früher nur gegrinst oder den Kopf geschüttelt. Inzwischen ist offenkundig, wie viele Mitbürger tatsächlich auch glauben, dass Selenskyj ein Casino auf Zypern betreibt, eine Touristenattraktion in Bayern gekauft hat und seine Frau in London Seidenstrümpfe auf Kosten der deutschen Steuerzahler für 10.000 Pfund Sterling gekauft habe, dann möchte ich dies Vollpfosten anschreien. Nicht weil ich schlecht erzogen wäre, sondern weil ich sie irgendwie aufwecken möchte aus ihrem Fiebertraum.

Gebt den Leuten einen Feind, und sie marschieren los

Ich hab Zeit meines Lebens fest daran geglaubt, dass sich so etwas wie die 30er Jahre und folgende in Deutschland nie wiederholen kann. Heute weiß ich, zwei Drittel würden losmarschieren, wenn man ihnen nur sagt, wer gerade „der Feind“ ist.

Ich mag keine Abgeordneten, die von uns gewählt worden sind und üppig finanziert werden, und das Geschäft eines feindlichen Staates in unseren Parlamenten betreiben. Und damit meine ich ausdrücklich NICHT die komplett irren Aussage des Thüringer SPD-Innenministers kürzlich über AfD-Anfragen im Auftrag Moskaus. Und ich meine auch nicht nur die AfD, wenn ich davon spreche, das einige das Geschäft eines feindlich gesinnten Staates in Deutschland betreiben.

Wir haben das erste Mal seit 1945 einen großen Krieg in der Nachbarschaft mit Hunderttausenden Toten, zerstörten Städten, unzähligen Krüppeln, vergewaltigten Frauen, 20.000 verschleppten Kindern – und alles, was manchen Leuten dazu einfällt ist, Herr Kelle, seien Sie doch mal ein bisschen freundlicher zu denen, denen das Leben der Ukrainer und die Zukunft des Landes null interessieren.

Was soll ich zu Leuten sagen, die bei Demos mit russischen Fahnen rumlaufen? Wie soll ich die nennen? Mitbürger? Liebe Mitbürger? Oder Kremlstricher? Ich werde – wie andere konservative Publizisten ständig angepöbelt und auch beleidigt, offen oder per mit Mail oder in Messengern als Direktnachricht.

Waren Sie schon mal in Russland, Herr Kelle? Kann man fragen, antworte ich auch. Obwohl das überhaupt nichts mit unserem Thema zu tun hat. Klar war ich da, und weiß, dass ich da nicht leben wollen würde. Niemals.

Würden Sie ihre Kinder in den Krieg schicken, Herr Kelle?

Das ist schon dümmer, denn unsere Kinder sind alt genug, um nicht von mir irgendwo hin geschickt werden zu müssen. Aber wie dumm ist eine solche Frage, oder?

So als ob irgendjemand eine Wahl hätte, wenn unser Land militärisch angegriffen wird? Als ob uns jemand fragt, wenn Panzer durch die Straßen rollen und Drohnen und Raketen auf unsere Städte prasseln. Wir alle haben über die linksalternativen Dummköpfe und ihre Naivität gelacht, die einst ihre Häuser oder Dörfer oder Kneipen zu „atomwaffenfreien Zonen“ erklärten. So, als würde der mit dem Knopf in Moskau vor dem Drücken noch schnell die Zielkoordinaten ändern, damit „Zum Goldenen Hirschen“ nicht getroffen wird? Die Dummheit unserer Zeit macht mich irre…

Auch dieses ständige „Diplomatie“-Wiederholen. Dieses Gequatsche, muss man schon sagen.

US-Präsident Donald Trump hat Putin in Alaska den Roten Teppich ausgerollt, hat Gebietsabtretungen zementieren wollen, die Krim, Donbass, Luhansk – alles Mögliche – auch gegen den Willen von Kiew – angeboten und andernfalls der Ukraine mit Liebesentzug gedroht.

Und Putin und seine Schergen im Kreml?

Die lachen ihn aus – die lachen uns alle aus. Putin wird wie Hitler damals nicht durch Diplomatie aufgehalten, sondern durch Stärke. Wirtschaftlich und militärisch muss der Kriegsverbrecher aus dem Spiel genommen werden. Am besten durch seine eigenen Leute in Moskau, die längst wissen, dass ihr Land keine Chance auf einen Sieg in der Ukraine hat.

Und deswegen bin ich pro Europa und pro Amerika und ganz besonders pro NATO

Und wem das nicht passt, dem weine ich keine Träne nach. Auch wenn ich es vielleicht freundlicher sagen sollte….

Mit herzlichen Grüßen

Ihr Klaus Kelle

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Klaus Kelle, Chefredakteur