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Sympathisch, innovativ und konsequent: Die Skandinavier sind ganz wunderbare Leute

Liebe Leserinnen und Leser,

habe ich Ihnen schon einmal erzählt, dass ich die Skandinavier ganz großartig finde? Also, als Gesamtheit, wobei ich die Finnen erst jetzt im Zusammenhang mit dem angestrebten Beitrag kennenlerne. In Dänemark, Norwegen und Schweden war ich mehrmals, Urlaub, Job und Politik. Bier trinken mit Politikern der Fortschrittsparteien, in Aarhus habe ich mal einen Vortrag gehalten vor einigen hundert jungen Konservativen. 1986 war ich auch in Kopenhagen zu einer…interessanten Aktion, über die ich aber nicht im Detail erzählen mag. Aber ich weiß noch, als ich am Freitagabend mit einigen meiner Freunde durch die Stadt bummelte, kam eine aufgeregte Horde junger Hühner, Entschuldigung, junger Frauen auf uns zu, die – wie wir später erfuhren – den Junggesellinen-Abschied einer der ihren feierten, und die völlig unvermittelt über uns herfielen und uns schmalos abknutschten. Natürlich gaben wir alles als Vertreter unseres Landes…Ich liebe es immer, die Sitten und Gebräuche anderer Länder kennenzulernen.

Ich bin echt begeistert. Von 1999 bis 2001 arbeitete ich für den norwegischen Medienkonzern Schibsted, der von der Größe vergleichbar ist mit dem Hause Springer. Nicht so konservativ, eher linksliberal-bürgerlich, aber unfassbar innovativ, was ja auch der Grund seines Erfolges ist.

Mein direkter Boss in Oslo war Niels, Fan vom FC Liverpool, und in London der Boss von uns beiden hieß Ove, ein Schwede, der zuvor Chef des schwedischen Fernsehens war. Was habe ich von den beiden gelernt, was haben wir Spaß gehabt. Wir haben hart gearbeitet, ohne Frage, aber nachts hingen wir in Kölner Jazzclubs ab oder saßen im Hotel, tranken Whiskey und tauschten uns darüber aus, welche ganz große Geschichte wir gern recherchiert und die Wahrheit aufgedeckt hätten (Ove und ich blieben beim Roswell-Zwischenfall hängen…). Wir fuhren mit dem Taxi von Köln zum Champions League-Spiel gegen Trondheim in Dortmund und bezahlten den Fahrer dafür, dass er zwei Stunden wartete und uns anschließend wieder nach Köln zurückbrachte. Trondheim gewann 3:0, Niels klopfte an die Scheibe eines anderen Autos in der Schlange neben uns und fragte die gelb-schwarz bekleideten Jungen „How old is Jürgen Kohler?“

Die Norweger und Schweden, es waren zeitweise mehr als ein Dutzend Kollegen dabei, hatten Respekt vor den Deutschen, aber sie konnten sich auch herrlich lustig machen über uns. Zum Beispiel, als damals die deutschen Mitarbeiter eingestellt wurden, und die wenigen Akademiker unter uns größten Wert darauf legten, dass ihr Doktortitel unbedingt mit auf die Visitenkarte gedruckt wurde. „Crazy Germans“, das habe ich mehr als einmal gehört in diesen beiden Jahren. In Schweden, so erfuhr ist, erzählt man sich Witze über uns wie: „Woran erkennt man, dass man in Deutschland ist?“ Antwort: „Wenn Du in einem einsamen Bergdorf nachts um drei einen siehst, der an der Fußgängerampel steht und auf Grün wartet…“

Die Zusammenarbeit mit Skandinaviern – Ausnahmen mag es geben – ist viel lockerer, das Team ist wichtiger als die Solisten. „Do the expected in an unexpected way“, sagte Niels mal zu mir, und ich bekomme den Satz bis heute nicht aus den Kopf. Denn er ist gut und richtig.

Kennen Sie Mette Frederiksen, die dänische Regierungschefin? Die Sozialdemokratin und ursprünglich für offene Massenzuwanderung zugängliche Politikerin, realisierte irgendwann, dass drei Viertel der Dänen für eine harte Ausländerpolitik seien. Und wissen Sie was? Frederiksen machte etwas Unerhörtes – sie nahm das auf, was ihr Volk will und setzte es in knallharte Politik um. Während die CDU-Klatschnasen um Frau Merkel alles geschehen ließen, schob ihr Dänemark syrische Flüchtlinge konsequent ab und strich sogar den grundsätzlichen Anspruch von Flüchtlingen auf ein Asyl-Prüfverfahren in Dänemark. Und 2019 war ihre Partei bei der Wahl zum Folketing dann plötzlich die stärkste von allem.

Was mir auch positiv auffällt in den vergangenen Wochen sind die Frauen an der Spitze von Norwegen: die Konservative Erna Solberg. Und die umwerfende und mutige finnische Regierungschefin Sanna Mirella Marin, die ihr Land jetzt wie die Schweden konsequent in die NATO führt. 1200 Kilometer direkte Grenze mit NATO-Finnland – das hatte sich Putin anders vorgestellt. Und Erdogan? Der treibt einfach den Preis hoch, aber er wird zustimmen.

Die Skandinavier sind ganz spannende Menschen, nicht jeder einzelne natürlich, wie ja wir Deutschen hier auch nicht. Aber sie sind sympathisch, innovativ und konsequent. Sie tun, was richtig ist. Und das wünsche ich mir von unserer Bundesregierung auch.

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Klaus Kelle, Chefredakteur