Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser!
Seit Annalena Baerbock das Amt der deutschen Außenministerin übernommen hatte, habe ich mich um eine differenzierte Betrachtung der grünen Spitzenfrau bemüht (was mir, nebenbei bemerkt, eine Menge verbale Prügel einbrachte).
Dabei ging es nicht um die politische Agenda, sondern um ihr Auftreten, um die Person, um unsere lebende Visitenkarte in aller Welt.
In der Politik kann man nicht immer nur schablonenhaft denken und handeln.
Frau Baerbock mit ihrem Konzept der „feministischen Außenpolitik“ – was für ein Unsinn. Was werden sie gelacht haben in Moskau, Peking und Washington. Deutschland rettet mal wieder die Welt. So wie bei der Energieversorgung. Andere bauen Atomkraftwerke, wir subventionieren Lastenfahrräder…
Querdenken an sich ist dabei ja nicht per se falsch – aber eben auch nicht das Allheilmittel-
Die Häme über Baerbocks sprachliche Unsauberkeiten bisweilen – geschenkt! Dass sie Russland versehentlich den Krieg erklärt hat – peinlich! Hunderttausende Steuer-Euros für Visagisten und Friseure – unverschämt!
Aber Sie hat eben auch nicht alles falsch oder schlecht gemacht.
Ihr erster öffentlicher Auftritt bei einem G7-Außenministertreffen, ihr erster Auftritt vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen, ihre Besuche mit Schutzhelm und schusssicherer Weste im verwüsteten Butscha – das war eines deutschen Außenministers würdig – nur, dass es dieses Mal eben kein alter weißer Mann war, sondern eine vergleichsweise junge Politikerin. Und als ich sie in New York bei der UN am Rednerpult stehen sah, dachte ich spontan: Das macht sie gar nicht schlecht. Was in meiner Welt der strikten Ablehnung der Grünen einem überschwänglichen Kompliment gleichkam.
Annalena Baerbock ist Geschichte – als Bundesaußenministerin
Doch sie strebt nicht zurück in den Trampolinspringer-Beruf oder nimmt ihr Studium – irgendwas mit Völkerrecht – wieder auf oder schreibt einen Bestseller. Nein, sie spielt jetzt in einer politischen Liga, wo echte Top-Jobs abzugreifen sind.
Präsidentin der UN-Vollversammlung in New York soll Baerbock werden.
Ein honoriger Job, der Deutschlands Ansehen und natürlich ihr persönliches mehren soll. Warum denn auch nicht, könnte man nun denken.
Aber da gibt es durchaus Widerspruch. Zum Beispiel von Christoph Heusgen, bis vor kurzem noch Chef der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC). „Es ist eine Unverschämtheit, die beste und international erfahrenste deutsche Diplomatin durch ein Auslaufmodell zu ersetzen“, sagte Heusgen im Gespräch mit dem Berliner „Tagesspiegel“. Und mit „international erfahrene Diplomatin“ meinte er nicht die Außenministerin, sondern eine, die diesen Titel wirklich verdient.
Helga Schmid heißt die Frau, eine exzellente Diplomatin, einst Generalsekretärin des Europäischen Auswärtigen Dienstes, die das iranische Nuklearabkommen mit verhandelt hat. Büroleiterin von Joschka Fischer war Schmid auch mal, und Generalsekretärin der OSZE.
Mehr Qualifikation geht fast nicht – und sie war vorgesehen für den Top-Job bei der UN.
Doch das ist nun vorbei, denn Annalena Baerbock ist auf Jobsuche und muss „versorgt“ werden.
Das wird am grünen Tisch erledigt, die Grüne wird Anfang Juni in New York gewählt und tanzt dann ein Jahr lang weiter auf der Weltbühne herum.
Mit tut Frau Schmid leid
Leistung muss sich wieder lohnen – das war mal ein Wahlslogan der FDP. Aber in unserem Land gilt das längst nicht mehr.
Bitte, ich bin nicht naiv, so ist Politik. Aber es ist nicht gut.
Mit herzlichen Grüßen,
Ihr Klaus Kelle