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Wir sind doch selbst schuld, dass wir das alles zugelassen haben

Liebe Leserinnen und Leser,

das Impfthema lässt uns alle nicht los. Mitte August waren 48 Millionen Bürger in Deutschland vollständig geimpft, doch jetzt erfahren wir vom Robert-Koch-Institut (RKI): Es gab seitdem „13.360 symptomatische Impfdurchbrüche“. Das bedeutet: Trotz vollständiger Impfung infizierten sich 13.360 Menschen, allerdings nahezu niemals mit schweren Verläufen. Aber klar ist auf jeden Fall: Eine vollständige Impfung, ob mit Moderna-, Biontech- oder Astrazeneca-Vakzine bzw. einer Dosis des Johnson & Johnson-Impfstoffs schützt nicht völlig vor einer Infektion mit Covid-19. Aber das wussten wir ja schon, oder haben Sie gedacht, mit einer Impfung ist das Thema durch?

Ich denke nach wie vor, Corona ist deutlich mehr als eine „normale Grippe“, aber auch kein Grund, ganze Gesellschaften über Monate vor die Wand zu fahren. Wie bei nahezu jeder Krise versagt diese Bundesregierung und scheint auf nichts vorbereitet zu sein. Dass die Taliban nach dem Abzug der NATO aus Afghanistan das Land übernehmen würden, das hat uns überrascht. Wenn es stark regnet und Flüsse über die Ufer treten, dann überrascht uns das total, und wenn dann endlich einer den Knopf für die Alarmsirenen findet und draufdrückt, dann funktionieren 70 Prozent nicht. Und das überrascht uns. Und wir wissen ja auch, die Klimakatastrophe steht kurz bevor, und es wird immer heißer. Nun haben wir aber plötzlich seit zig Jahren den kältesten August – und das überrascht uns natürlich.

Diese Bundesregierung ist eine einzige Katastrophe, und ich will auch nicht mehr nachsichtig sein. Jeder macht mal einen Fehler, wem passiert das nicht? Und natürlich gibt es nicht nur Merkel, Altmeier und Maas, sondern es gibt auch…äh,…es gibt auch Seehofer, Karliczek, Kramp-Karrenbauer und Spahn. Nur dass es das eben kein Stück besser macht.

Ganz ehrlich, das Jammern über Politiker und Parteien nützt ja nichts. Wir selbst sind es, die die Politik über viele Jahre haben laufen lassen. Viele von uns, die hart arbeiten für ihr Geld, die Familie haben und das Häuschen abbezahlen müssen, haben uns lange nicht um Politik gekümmert, haben gedacht, die machen das schon. Und die haben ja viele Mitarbeiter, kluge Köpfe, die ihnen zuarbeiten. Und wir sind ja Deutschland, gut organisiert, reich, was soll da schon passieren, oder? Und wer gut in seinem Job ist, wer vielleicht Unternehmer oder Zahnarzt oder reich oder alles zusammen ist, der tut sich diese Quasselbuden doch nicht an. Bier trinken im Hinterzimmer mit der Kreisvorsitzenden der Frauen Union (FU), um ein paar Delegiertenstimmen abzugreifen? Wer will sowas, der ein Leben, einen Beruf und eine Familie hat?

Als ich jung war, habe ich mich parteipolitisch engagiert, in der Schüler Union, der Jungen Union und beim RCDS, später war ich Stadtrat und dann Kreistagsabgeordneter für die CDU. Ich habe gedacht, Abgeordneter ist der geilste Job der Welt. Vielleicht war es das sogar mal, etwas für die Leute tun, die Menschen im Wahlkreis vertreten im Hohen Haus in Bonn oder Berlin. Aber heute?

Die Demokratie ist eine großartige Staatsform, allen anderen überlegen. Gewaltenteilung, Rechtsstaat, Meinungsfreiheit – es ist alles da. Aber wir schätzen es nicht mehr und vor allem, wir machen nicht aktiv mit. Das aber ist der Schmierstoff der Demokratie und der Freiheit, mitmachen, sich engagieren, sich wenigstens informieren und sich nicht vor der Glotze mit billiger Unterhaltung und öffentlich-rechtlicher Gehirnwäsche berieseln lassen.

Wir alle haben es zugelassen, so schlecht regiert zu werden. Wir alle lassen es laufen, bisschen meckern beim Grillabend mit Freunden, Witzchen machen über den kleinen Riesenstaatsmann Heiko, der von manchen Mächtigen auf der Welt gar nicht mehr empfangfen wird, wie ich jüngst hörte. Aber das reicht nicht mehr. So, wie wir dummen Bürgerlichen uns unserer Land haben aus den Händen reißen lassen, so müssen wir es uns zurückholen. Und das ist wirklich alternativlos, wenn wir uns nicht ein Domizil in Kroatien für den Rest unseres Lebens sichern wollen.

Passen Sie gut auf sich auf!

Ihr Klaus Kelle

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Klaus Kelle, Chefredakteur