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Nicht jeder muss „normal“ sein

Bitte belästigt mich nicht mit euren Untenrum­befindlichkeiten!

von THILO SCHNEIDER

BERLIN – Ich muss mich heute outen, es geht nicht anders: Ich nahm immer an, ich sei liberal und würde jeden gerne leben lassen, wir er möchte, solange er im Gegenzug mich leben lässt, wie ich möchte und mich nicht mit seinen für ihn wichtigen Angelegenheiten, für mich aber unwichtigem Quatsch belästigt. Aber das darf heute nicht mehr sein, ich habe mich gefälligst für die Angelegenheiten anderer zu interessieren und bestenfalls sogar „Haltung zu zeigen“, auch, wenn ich das gar nicht möchte.

Aber bitte, dann zeige ich Haltung: Ich bin ein transphober CiS-Mann, der mit einer TERF verheiratet ist. Und falls Sie nicht wissen, was das ist, dann schlagen Sie das gefälligst selbst nach. Wir sind hier nicht im Pholkshochschulkurs „Geheimsprache der geschlechtlichen Körperclaudias und Sexualtransfirmanten“.

Bundesmimimiministerin Nancy Faeser greift nämlich durch. Der Quatsch mit den deutschen Nationalfarben „schwarz-rot-gold“ hat aber auch endlich ausgedient und wird langsam durch eine neue Fahne ersetzt: Die Regenbogenfarben der LGBTQ+-Bewegung. Zumindest zu den Altweibermänner-Faschingstagen wie dem CSD. Da soll es den Bundesbehörden gestattet sein, statt der Nationalfarben die bunten Farben der Schwulen und Lesben zu hissen. Damit die sich freuen und tanzen können, denn, so merke: „Wir wollen, dass die Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer sexuellen Identität in allen gesellschaftlichen Bereichen ein Ende hat. Wir wollen Solidarität mit allen zeigen, die immer noch Ausgrenzung erleben müssen. Dafür ist die Regenbogenflagge das weltweit bekannte Symbol.“

Was Sie und ich nämlich bisher nicht wussten: Unsere Nationalfarben grenzen Schwule und Lesben und schwule Männer in Frauenkörpern und lesbische Frauen in Männerkörpern und schwule Frauen in Frauenkörpern und lesbische Männer in Männerkörpern und sogar Ens, die eine innige Beziehung mit Flugzeugen haben, sogenannte Objektophile, aus und machen sie unsichtbar. Was ich bisher so schlecht nicht fand, weil ich mich nicht mit jedem Untenrum-Wahnsinn offensichtlich geistesgestörter Nachbarn beschäftigen will.

Ich bin also tatsächlich trans- und objektophilophob. Und damit natürlich sowieso auch ein Nazi. Um es rund zu machen. Denn trans- und objektophilophobe Ens tendieren bekanntlich dazu, Gaskammern zu bauen und Weltkriege anzuzetteln. Veget-Arierer, Nichtraucher, Abstinenzler und Hundebesitzer übrigens auch. Zumindest, wenn das in Kombination auftritt.

Wenn nun Aldi und Rewe und die Volksbank Hinternhausenburg sich Regenbogenflaggen an die Türe klatschen, um „Solidarität zu zeigen“ oder „Haltung“ oder was auch immer (was in Wahrheit „Schwule und Lesben, gebt uns Euer Geld“ meint), dann ist das eine Sache. Wenn gerade Buntland -Wochen bei Lidl sind, kann ich ja zu Penny oder den auch nicht gerade gesunden gemüseliebenden Fruktariern vom Edeka (einen Discounter vergessen?) zum Einkaufen gehen. Wenn nun die „Schaft“ für tiefhängenden Applaus gegen Ungarn mit Regenbogenfarben aufläuft, bleibt mir immer noch der Griff zur Fernbedienung, um mir auf Arte „Hitlers heulende Höllenhunde – von Hasso bis Blondie“ anzusehen.

Muss ich jedoch auf die Gemeinde- oder Stadtverwaltung, dann muss ich auf die Gemeinde- oder Stadtverwaltung. Ich kann es mir nicht aussuchen. Von einer staatlichen Institution darf ich mir nicht nur Religionsfreiheit, sondern auch Sexualtherapiefreiheit wünschen.

Ich gebe gerne zum Entsetzen der Queertranslesbischen Eisenbahner zu, dass es mir völlig Latte ist, mit wem oder was oder Analnas das Geschöpf auf der anderen Seite des Tresens seine und ihre lauen Sommerabende verbringt, solange es und ens meinen verdammten Personalausweis verlängert.

Trägt sie raspelkurze, gefärbte Haare und hat mehr Metall im Gesicht als Frankensteins Schöpfung, dann mir das auch egal, denn sie wird die lauen Sommerabende nicht mit mir verbringen. Ebenso wenig, wie irgendein Hirni in kurzer schwarzer Hose, braunem Oberhemd und Oberlippenbart. Hier Personalausweis, da Stempel, tschüss und schönen Tag noch. Was ich nicht möchte, ist, mit den Untenrumbefindlichkeiten des- oder derjenigen belästigt zu werden. Sein oder ihr „Attribut“ ist mir egal.

Der spannende Punkt ist dabei aber auch, dass viele aus der sogenannten „LGBTQ+“-Community genauso denken. Die wollen auch nur ihren Kram machen und ihr bisschen persönliches Lebensglück finden. Aber die sogenannte „Queer“-Bewegung will auch die nicht in Ruhe lassen. Die will die dauernd am buchstäblichen Nasenring durch die Manege führen und vorzeigen: „Schaut her, schaut her, sind sie nicht ganz toll und lustig, unsere Clowns? Das ist völlig normal!“ Nein, ist es nicht.

Und das ist auch nicht schlimm. Nicht jeder muss „normal“ sein und tatsächlich ist niemand „normal“. Nur wedeln Spinnenphobiker, Re-Enactment-Darsteller, Blumenliebhaber und Katzenfanatiker und Weitere mit mehr oder weniger ausgefallenen Verhaltensoriginalitäten mit „abnormalen“ Vorlieben, Ängsten und Hobbies nicht ihren Mitleidenden ständig mit irgendwelchen Fahnen unter der Nase herum und wollen „gesehen werden“.

In diesem Zusammenhang: Eine besorgte Mutter, die einen sehr nachdenklichen und bemerkenswerten offenen Brief an den „Queerbrauftragten“ (so einen Posten gibt es) der Bundesregierung, Sven Lehmann, in der EMMA schrieb, durfte sich von jenem via Facebook Story und eines zu Recht Anoymaccounts namens @der_Hase_im_Pfeffer öffentlich als „queer- und transfeindlich, homophob, adultistisch, evangelikal-christlich“ und „bürgerlich-faschistisch“ diffamieren und filetieren lassen. Es SOLL nichts mehr diskutiert werden, sondern nur noch hingenommen werden. Deal with it, Ihr transqueerhomohoben Querschläger da draußen. Und genau das werden ich und viele andere nicht tun. Legt Euch mit einem von der gleichen Größe an, Ihr Frauenumkleidegliedvorzeigerinnenverteidiger. Und apropos Verteidigen: Nur noch ganze 18 Proznt aller Deutschen würden diesen Narrenkäfig, in dem die Narren Narrenfreiheit haben, gegen einen Angreifer verteidigen. Alle anderen würden augenscheinlich einen Invasoren als Befreier vom Blödsinn feiern. Niemand will sich für die Narren opfern. Das sollen die schön selbst tun.

(Weitere regenbogengraufarbene Artikel des Autors gibt´s unter www.politticker.de)
Von Thilo Schneider ist in der Achgut-Edition erschienen: The Dark Side of the Mittelschicht, Achgut-Edition, 224 Seiten, 22 Euro.

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Klaus Kelle, Chefredakteur